Im Kabinett des Todes: Inhaltsangabe

Version vom 10. Mai 2010, 21:05 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (Bild dazu)


Inhaltsangabe zu Im Kabinett des Todes

Poster des Dollarbabys

Stephen Kings Kurzgeschichte Im Kabinett des Todes ist nicht weiter unterteilt; die hier zu findenden Zwischenüberschriften dienen nur der Orientierung des Lesers und sind so nicht von King intendiert.

Fletcher kommt in den Todesraum

Fletcher, ein Reporter der New York Times, wird in einen Raum irgendwo in Mittelamerika gebracht, dessen Zweck er in Sekundenschnelle durchblickt: Es ist ein Todesraum mit Fliesen, kahlen Wänden und eingedrahteten Glühbirnen. An einem langen Holztisch warten drei Personen auf ihn, sein Stuhl steht ihnen gegenüber – eine klassische Verhörsituation.
Beunruhigt ist Fletcher, der gleich begreift, dass entweder er oder seine Gegenspieler sterben werden, bevor dieses Drama zu Ende ist, von einem kleinen verhüllten Tischchen mit Rädern. Sofort spielt er den Benommenen und taumelt auf seinen Stuhl. Ja, er ist aus seinem Lieblingscafé gezerrt und verprügelt wurden, ist aber wacher, als die anderen glauben sollen. Er ist zwar nur ein Reporter, doch zu allem entschlossen, um hier herauszukommen und sei es nur, um seine Schwester zu rächen.
In der Mitte des langen Tisches sitzt der Informationsminister Escobar, eine schillernde Persönlichkeit, die auch des Öfteren im Fernsehen zu bewundern ist. Ihn flankieren ein hagerer Mann und eine etwa 60-jährige Frau, die für Fletcher aussieht wie Frankensteins Braut, sodass er sie für sich durchweg so nennt (siehe auch Die Menschen im Todesraum). Fletcher erinnert sich an all die Gerüchte, die Escobar als Folterer darstellen und glaubt, dass er die Wahrheit bald kennen wird.
Escobar gibt sich entgegenkommend: Sein Bewacher, Ramón, könne die Handschellen weglassen; Fletcher sei hier ein Gast, der bald in sein Heimatland zurückkehren könne. Escobar bietet Fletcher eine Zigarette an (ein Leitmotiv der Sammlung Blut und Rauch), die dieser dankend ablehnt, da er vor drei Jahren aufgehört hat. Doch folgt dieser Geste Escobars eine klare Eingebung seitens Fletcher: Sollte er jemals von hier fliehen können, wird er sich in New York eine Schachtel Marlboro kaufen – dies wird zu seinem großen Ziel.
Da Fletcher seit fünf Jahren in diesem (nie genannten) Land lebt, kann er etwas Spanisch und versteht aus dem Gespräch Escobars mit Ramón, dass angeblich ein Wagen für ihn bereitsteht, später folge ein Flug nach Miami, verbunden jedoch mit einem klaren Landesverweis für Fletcher. Der aber weiß eines nur zu gut: Er darf ihnen kein Wort glauben, denn natürlich wollen sie ihn in falscher Sicherheit wiegen.

Das Verhör

Zugegeben, Fletcher ist mehr als nur ein Reporter. Es wäre in seiner Lage sinnlos, zu verleugnen, dass er Informationen weitergegeben hat an einen gewissen Tomás Herrera, der wiederum für den Rebellen Pedro Núñez arbeitet. Schockiert erfährt Fletcher, dass auch Tomás bereits in diesem Raum befragt wurde – und hier starb, weil er nicht bereit war, die Fragen der drei zu beantworten. Escobar zeigt Fletcher ein Foto des Toten, der eine für Fletcher nicht einzuordnende Verletzung an der Schläfe hat. Heinz, der Mann neben Escobar, könne da weiterhelfen.
Heinz, ein korrekt aussehender Mann mit Brille, enthüllt daraufhin das kleine Tischchen. Darauf steht eine Maschine, wie sie laut Heinz auch für die Elektroschocktherapie verwendet wird; nur dass diese hier mit einem langen Metallstift modifiziert ist und über eine stärkere Ladung verfügt. Mit klinischem Interesse meint Heinz, dass er gerne einen Forschungsbericht über diese Art der Folter verfassen würde; eine erste Feststellung ist die, dass die Opfer mehr Abneigung als echten Schmerz verspüren – vielleicht könne auch Fletcher einen Beitrag zu dem Bericht leisten?
Tomás erhielt mit diesem Ding einen Stromstoß in die Hand, dann an die Schläfe, was zu einem epileptischen Anfall und schließlich ungeplanterweise zu Tomás' Tod führte. Nun werden sie Fletcher dieselben Fragen stellen und hoffen, dass er sich als kooperativer erweist.
Die erste Frage, von wo Núñez angreifen würde, beantwortet Fletcher mit einer glatten Lüge, die zweite nach dessen Waffen mit Halbwahrheiten. Fletchers Problem ist, dass seine Verhörer die Antworten auf die ersten beiden Fragen bereits kennen – sie wollten herausfinden, wie zuverlässig er ist und wurden soeben bitter enttäuscht. Zeit also für Heinz und seine Maschine.

Schock

Ein kalter Teil von Fletchers Persönlichkeit weiß, dass er mindestens einen Schock durchstehen muss, wenn er das hier überleben will, und als Ramón ihm eine Pistole ins Ohr steckt, weiß er, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist. Heinz handelt rasend schnell und stößt seinen Metallstift gegen seine linke Hand, bevor Fletcher sich sammeln kann.
Der Schmerz durchzieht seine gesamte linke Körperhälfte; Ramón muss Fletcher auffangen, sonst wäre er vom Stuhl auf den Boden gerutscht. Augenblicklich begreift Fletcher, was Heinz meinte, als er von Abneigung sprach – er hat das Gefühl, er würde alles tun, um das nicht noch einmal erleiden zu müssen. Sofort fragt Heinz ihn mit kindlichem Enthusiasmus, wie es war, ob er nicht gleich beschreiben könne, wie es sich anfühlte; und Fletcher, der feststellen muss, dass er in die Hose gemacht hat, meint zu Heinz' großer Freude: "Wie sterben". Heinz strahlt und ist stolz: Das war nur ein Viertel der Leistung!
Fletcher sieht an seiner Hand das gleiche Mal, das Tomás an der Schläfe aufwies und kann einen positiven Aspekt aus dem Elektroschock ziehen: Sein Gehirn arbeitet auf einmal auf Hochtouren. Während Escobar sich entrüstet zeigt, dass Fletcher den Rebellen Núñez (den er als kokainabhängigen Freund der Huren bezeichnet) unterstützt, entwickelt sich in Fletcher ein sehr rudimentärer Plan.
Bei den nächsten Fragen scheint Fletcher zu kooperieren; in Wirklichkeit aber ist er nur schlauer und weniger offensichtlich bei der Wahl seiner Halbwahrheiten. Dann aber kommt es zu einer Frage, die entweder die offene Wahrheit oder eine satte Lüge fordert, und es ist Zeit für Fletchers irrsinnige Idee: Er bittet nun doch um eine Zigarette, die Escobar ihm großherzig gibt.
Nach drei Jahren Pause fällt es Fletcher nicht schwer, einen Hustenanfall vorzutäuschen, aber er geht noch einen Schritt weiter. Er denkt an Tomás epileptischen Anfall nach dem Schock und spielt einen solchen Anfall vor – tatsächlich glaubt ein frustrierter Heinz, dass dies zusammenhängt. Nur Frankensteins Braut bleibt skeptisch, aber er gibt ihr keine Zeit, sich zu äußern ...

Gegenwehr

Als Ramón sich über ihn beugt, stößt Fletcher ihm die noch brennende Zigarette ins Auge (siehe auch hier) und schnappt sich, als Ramón schreiend zurücktaumelt, seinen Revolver. Schon ist Escobar auf den Beinen, stolpert aber über einen Stuhl. Fletcher hat den Punkt überschritten, an dem er sich noch ein Zögern hätte leisten können: Er schießt Escobar ohne zu fackeln von oben in den Kopf.
Zwei Schüsse legen Ramón flach, auch wenn dieser noch immer atmet und ihn packen möchte, aber nun hat Fletcher nur Augen für Frankensteins Braut, die schon an der Tür ist, in ihrer Panik aber den Code falsch einzugeben scheint. Als Fletcher sich vor ihr aufbaut, verfällt sie ins Flehen: Sie könne ihm hier raus helfen, sie könne mit Hilfe ihres Schweizer Bankkontos dafür sorgen, dass es ihm für den Rest seines Lebens an nichts mehr fehle.
Fletcher, der sich fragt, wie viele Menschen in diesem Raum auf ihr Geheiß hin Qualen durchleiden mussten, gönnt sich die Befriedigung, ihr mitzuteilen, warum er für Núñez Informationen besorgte. Es geht ihm gar nicht um Núñez an sich; er will nur jeden unterstützen, der gegen das aktuelle Regime vorgeht, denn das ist verantwortlich für den Tod seiner Schwester, einer Nonne, die mit ihren Kolleginnen an einem Fluss bei La Caya überfallen und massakriert wurde. Ihr Kopf wurde auf einer Stange aufgespießt.
Zwei Schüsse erledigen die Braut, leeren aber auch seine Waffe. Heinz, der wie ein Kind jammert, hat das nicht mitbekommen, denn als Fletcher den Revolver gegen ihn richtet, bricht er in Tränen aus. Mit ihm hat Fletcher etwas Anderes vor, auch wenn er weiß, dass er schleunigst abhauen sollte: Heinz solle sich den Metallstift in den Mund stecken und wie an einem Lutscher daran saugen. Fletcher meint, er wolle den Strom gar nicht aufdrehen, er möchte nur sehen, wie Heinz seinem Befehl folge leistet – für seinen eigenen Bericht bestimmt ein gutes Kapitel.
Weinend führt Heinz den Metallstift zwischen seine Lippen, und Fletcher reagiert rasend schnell: Er dreht die Maschine auf volle Leistung. Was danach mit Heinz' Gesicht passiert, wäre sicherlich eine ganz besonders grausame Fotoserie in seinem Bericht wert, leider wird Heinz den jetzt aber doch nie schreiben. Ein selbst schon dem Wahnsinn naher Fletcher brüllt danach den Leichnam an: "Wie würden Sie das beschreiben? Jetzt, wo das Erlebnis noch frisch ist? Was, nichts zu sagen?"
Er reißt sich zusammen und geht hinüber zu dem noch immer lebenden Ramón. Er schnappt sich dessen Schlüssel und lädt nach. Eins ist klar: Entweder er schafft es bis nach draußen oder er wird sich selbst erschießen – niemand wird ihn wieder auf diesen Stuhl setzen.
Fletcher verlässt das Kabinett des Todes und erkennt mit grimmiger Zufriedenheit, dass niemand mitbekommen hat, was in der offenbar schalldichten Folterkammer vorgefallen ist. Er weiß, dass es illusorisch ist zu glauben, dass er es aus dem ganzen Komplex raus schaffen könnte, aber er denkt sich: "Mal sehen, wie weit ich komme. Vielleicht überrasche ich mich ja selbst."

Ein Monat später

Carlo Arcuzzi, ein Verkäufer, der in New York einen Zeitungsstand hat, ist sich sicher, dass er nun am helllichten Tag ausgeraubt wird: Der Mann vor ihm ist ausgemergelt und sieht gefährlich aus, wie ein durchgedrehter Flüchtling aus einem Konzentrationslager. Und da zieht er auch schon eine Waffe ... Nein, es ist nur ein 10 Dollar-Schein. Der Fremde will eine Schachtel Marlboro und schenkt Carlo sogar das Wechselgeld.
Verwirrt schaut Carlo dabei zu, wie der Mann eine einzige Zigarette genüsslich raucht und die restliche Packung danach in den Müll wirft. Der Fremde lobt den schönen Abend und kann einem auf Smalltalk bedachten Carlo nur zustimmen, dass es ein Geschenk ist, am Leben zu sein. Dann geht er davon.


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