Mr. Harrigans Telefon: Rezension
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Croaton (5 / 5)
Die Novelle Mr. Harrigans Telefon von Stephen King eröffnet den Reigen seiner Novellensammlung Blutige Nachrichten und tut dies mit einem Paukenschlag.
Es dauert nicht lange, bis man sich an die herzerwärmende Freundschaft zwischen dem jungen Bobby Garfield und dem in die Jahre gekommenen Ted Brautigan aus Niedere Männer in Gelben Mänteln (aus Atlantis) erinnert fühlt, wenn der Ich-Erzähler Craig mit dem pensionierten Milliardär John Harrigan eine sehr ähnliche Geschäftsbeziehung eingeht (auch Craig liest Harrigan vor), aus der schließlich eine Freundschaft erwächst. Leider ist diese hier nicht von langer Dauer, da John Harrigan nach wenigen Jahren stirbt; von seinem Tod ist schon zu Beginn der Novelle die Rede. Doch damit geht die Geschichte freilich erst los.
Wie in Niedere Männer versteht King es meisterlich, die ungewöhnliche, mehrere Jahrzehnte Lebenserfahrung umspannende "Männer"-Freundschaft zu schildern, doch es ist die Grundidee der Erzählung, die mich augenblicklich fasziniert hat: Mr. Harrigan wird mit seinem Handy bestattet, und Craig weiß, dass dieser eine Nachricht auf seine Voicemail sprach. So kann Craig die Stimme des Toten immer wieder hören ... er muss ihn nur dort unten anrufen. Gänsehaut, sofort und ohne Umschweife. Sie begleitete mich für den Rest der Story, die viele Facetten zeigt.
Ob es um unsere Abhängigkeit von Handys geht, ob King die Gefahren auslotet, die unser leichtfertiger Umgang mit den Medien für unser Leben haben kann - King ist nicht nur auf der Höhe der Zeit, er schafft es auch, den Leser über mehrere Jahre in Craigs Leben zu bannen und in schraubstockartiger Spannung zu halten. Denn etwas stimmt nicht mit Mr. Harrigans Telefon, das auch nach Jahren dort unten noch funktioniert und mit dem der Verstorbene immer wieder Einfluss auf Craigs Leben zu nehmen scheint. Oder ist alles nur Einbildung? Die Ich-Perspektive ist perfekt gewählt: Mysteriöse Textnachrichten können nie erklärt werden, eindeutige Beweise dafür, dass John Harrigan postum verantwortlich sein könnte für den Tod von Kenny Yanko und Dean Whitmore, entdeckt Craig nie, zudem findet er immer wieder Möglichkeiten, Unstimmigkeiten technisch zu erklären, auch wenn ihn das selbst nicht recht überzeugt. Am Ende beschließt Craig, die unselige Liaison mit dem beerdigten Handy zu beenden, und man atmet mit ihm auf.
Fazit: Rührend, spannend, tragisch, mysteriös und so faszinierend, dass ich die doch recht lange Geschichte einfach am Stück lesen musste. Diese erste Novelle bestätigt mir einmal mehr, warum ich dieses Format bei King so sehr liebe.
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