Der Musterschüler (Film): Rezension
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Croaton (4 / 5)
Die Verfilmung von Stephen Kings Novelle Der Musterschüler ist insgesamt sicherlich gelungen. Mit Ian McKellen in der Hauptrolle und einem souverän auftretenden Brad Renfro als Todd Bowden waren ohnehin bereits die Weichen für eine aussichtsreiche Umsetzung gestellt. Natürlich muss man sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass kein Deutscher für die Rolle eines Deutschen gewählt wurde, aber das und Ähnliches ist man aus Hollywood ja leidlich gewöhnt.
Der Film hält sich größtenteils an die literarische Vorlage (siehe aber auch hier) und überzeugt mich in einem Punkt sogar noch mehr: Dass Kurt Dussander und Todd nicht zu Massenmördern werden, sondern gemeinsam "nur" einen einzigen Landstreicher töten, ist die bessere Alternative. Ganz besonders stark finde ich den kurzen Auftritt von Morris Heisel (im Film Benjamin Krämer genannt) – als er seinen ehemaligen Peiniger erkennt, kann man als Zuschauer voll mitleiden. Die schnellen Schnittfolgen am Ende, als Todds Lehrer Edward French ihn konfrontiert und Dussander von Sam Weiskopf und Dan Richler überführt wird, ziehen die Spannungsschraube gekonnt an. Doch dann – und man mag es einfach nicht glauben, war die Verfilmung bis dahin doch recht konsequent – kommt der feige Rückzieher.
Es hatte sich schon bei der Szene mit der Katze angedeutet: Dass diese im Film entkommt, als Dussander sie in den Ofen stecken will, während sie in der Novelle qualvoll verbrennt, ist ein nervtötend typisches Eingeständnis der Filmindustrie an die Erwartungen des amerikanischen Publikums. Ich bin kein Tierquäler, mag aber dieses halbseidene Getue nicht: Warum hat man die Szene nicht ganz weggelassen? So wirkt Dussander eher dilettantisch und gebrechlich als bedrohlich. Der Film wagt es aber vor allen Dingen und meines Erachtens unverzeihlicherweise nicht, den "All American boy" Todd Bowden als das darzustellen, was er in der Novelle ist: ein psychopathischer Mistkerl, der dem Nazi-Kriegsverbrecher Dussander an Widerwärtigkeit nicht viel nachsteht. Kings Todd wird unter dem Eindruck der von Dussander geschilderten Gräuel zum Serienmörder, tötet seinen ehemaligen Lehrer French und wird – zumindest angedeutet – am Ende zum Amokläufer außer Rand und Band. Im Film aber darf er am Ende ein unbescholtenes Leben führen. Einem amerikanischen Jungen darf man in Hollywood kein Haar krümmen, egal wie abscheulich er ist, und das nimmt dem Film den Reiz.
Fazit: Schauspielerisch und dramaturgisch beachtliche Umsetzung einer der kontroversesten Geschichten Kings, die jedoch leider vor der Kompromisslosigkeit des Kingschen Werks zurückscheut.
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