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Wörterschmied (5 / 5)
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- - John Travoltra
Stephen Kings Roman Christine ist die Geschichte einer Teenager-Dreiecksbeziehung: Arnie Cunningham, Leigh Cabot und natürlich Christine, ein rot-weiß lackierter 58er Plymouth Fury.
Erinnert der erste Teil der Geschichte noch an 70er-Jahre-Kulte wie Grease oder High School Musical wird dem Leser doch schnell klar, dass hier nichts so ist wie man im ersten Kapitel noch vermuten würde. Der Schulsandsack Arnie verliebt sich in ein altes Auto, das genauso unscheinbar und ungepflegt wirkt, wie er selbst. Er baut das Wrack wieder auf, während sich auch seine eigene Hülle verbessert, bekommt Selbstbewusstsein, einen guten Job und sogar ein tolles Mädchen! Wer hier bereits das Happy End erwartet, sollte noch einmal auf das Cover gucken und den Autorennamen lesen!
Hat der Leser dabei ebenfalls einen weiteren Blick auf den Titel geworfen, der weder Highschool Love noch Arnie lautet (nicht verwechseln: das Buch mit Arnie auf dem Cover war ein anderes!), sollte ihm auch bewusst werden, dass der vermeintliche Protagonist Arnold Richard Cunningham gar nicht die erste Geige in diesem Buch spielt. Wird Christine anfangs noch als normales Auto wahrgenommen, wird alsbald klar, dass sie die wahre „(Anti)-Heldin“ des Romans ist – nicht Arnie fährt Christine, Christine lässt Arnie fahren.
Doch zu jedem Teenagerroman gehört auch die Tragik der Liebe, welche hier sehr sarkastisch pointiert wird, da sich ein Auto zwischen ihren „Fahrer“ und dessen Freundin stellt, welche wohl bis zur letzten Seite die einzig-wahre Liebe von Arnie gewesen ist. Ist Besessenheit als Problematik einer Beziehung schon häufiger die Thematik eines Buches gewesen, so treibt es King auch in diesem Falle auf die Spitze: Das Objekt der Begierde wird zur Mordmaschine, die eigenständig alle Hindernisse zwischen sich und ihrem Liebsten aus dem Weg räumt und so ist es nur eine Frage der Zeit bis auch die Freundin des Fahrers als „Feindin“ identifiziert wird und dran glauben soll. Eine erschreckend-ehrliche und ungeschmückte Behandlung des Themas Eifersucht!
Die wohl reifste Dramatik dieser Geschichte liegt aber wohl nicht in der Beziehung Arnie-Leigh, Arnie-Christine oder Christine-Leigh, sondern in der längsten existierenden Beziehung innerhalb des Romans: die 17jährige Freundschaft zwischen Arnie und Dennis Guilder, welcher den Ich-Erzähler der Geschichte bildet. Dennis zeichnet sich im Laufe der Geschichte immer deutlicher als der wahre Protagonist heraus (selbst ein monatelanger Krankenhausaufenthalt ändert nichts daran, verschafft ihm gar ein grandioses Comeback!).
Aber auch hier sollte man relativieren: Die Geschichte dreht sich um Christine, sie dreht sich um Arnie und sie dreht sich um Dennis und Leigh – jedoch hilft die Schwarzweiß-Schablone, die Leser bei vielen Büchern benutzen können, um zwischen Haupt- und Nebenfiguren zu unterscheiden, hier nicht weiter. Vielmehr sträubt sich die Geschichte eingleisig zu werden. Hier geht es nicht um eine Beziehung zwischen zwei Menschen (oder einem Menschen und einer Maschine) oder um mehrere Beziehungen zwischen zwei Menschen (oder Maschinen), sondern um einen ganzen Kanon an Beziehungen, der nur im Gesamtakkord verstanden werden will. Sind einzelne Stimmen des Kanons (rund zwanzig bilaterale Verbindungen zwischen Menschen und Objekten, von Arnie und seiner Mutter, über Dennis und Arnies Mutter, Arnies Freundin und dem ehemaligen Besitzer des Wagens LeBay, bis hin zu Dennis Vater und Arnies Chef Will Darnell) nett anzuhören, so verschafft allerdings nur die Gesamtheit aller Stimmen die Atmosphäre, welche das Buch so besonders macht.
Und schließlich der letzte Clou: Ka ist ein Rad, Tod und Verrat seine Speichen. Dennis betrügt Arnie mit seiner Freundin, spricht hinter dessen Rücken mit dessen Vater, um seinen Freund zu retten. Schwarz und Weiß kämpfen einen Guerilla-Krieg ohne Fronten bei dem Sieg und Niederlage so verwaschene und irrationale Begriffe sind wie Dünen in einem Sandsturm. Hier zählt nur das nackte Überleben im Moment des nahenden Todes.
Und nicht alle Charaktere können gerettet werden. Zwar überleben Dennis und Leigh den spektakulären und atemberaubenden Endkampf gegen Christine, aber Arnie und seine ganze Familie, viele Schuldige und Unschuldige sterben und reißen emotionale und moralische Schwarze Löcher zwischen den Charakteren auf. Wer hätte damit gerechnet, dass der vermeintliche Held Arnie einen „Off-Screen-Tod“ stirbt, während seine Freunde dabei sind, sein Leben zu retten?
Nein, ein Happy End erlebt der Leser hier nicht –oder ist ein Ende mit Schrecken im Vergleich zu einem Schrecken ohne Ende bereits als Happy End zu werten?
Mit Christine schafft King ein Werk, das tiefgründiger, tragischer und mit erschreckender Ehrlichkeit emotionaler sein kann als das Lebenswerk vieler anderer Autoren!
Mr. Dodd (3 / 5)
Zugegeben der Roman hatte es schwer bei mir, denn schon mit dem ersten Satz stelle ich fest, dass ich es doch tatsächlich hingekriegt habe zum dritten Mal nacheinander einen King-Roman im Ich-Erzähler-Stil zu lesen. Na toll, nochmal diese subjektive Sichtweise eines einzelnen, der sich alles für sich schönredet.
Für Christine habe ich lange gebraucht, zum einen liegt das an einem extrem langweiligen Anfang. Da wird das Auto noch in die Werkstatt geschafft, wochenlang gebaut und ist es dann mal fertig, wird es gleich wieder zerstört. Na wunderbar, dauert das jetzt nochmal 300 Seiten mit dem Aufbau? Nun gut, als der Ich-Erzähler Dennis Guilder dann mal außer Gefecht ist, kehrt King auch in das gewohnte Schema zurück und der Roman wird kurze Zeit ganz gut, als sich Christine selbstständig macht.
Nach einer wirklich genialen Geisterfahrt zwischen Arnie und Dennis, die den dritten Punkt gerettet hat, kommt leider ein erschreckend schreckliches Ende. Christines Zerstörung geht ja noch, aber das Hauptperson Arnie außerhalb des Geschehens stirbt, ist in meinen Augen unverzeihlich und einer der größten Kritikpunkte dieses Buches. Er ist der Grund dafür, warum ich diesen Buch auf Platz fünf meiner Flops gesetzt habe. Auch die Botschaft kommt zu lange falsch rüber, man denkt Christine führt ein Eigenleben, falsch ihr Vorbesitzer war einfach nur ein solches Ekel, dass er zum Dank an die Nachwelt seinen Geist im Auto zurückgelassen hat. Ähm ja.
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