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The Green Mile.jpg

Inhaltsangabe zu The Green Mile (Teil I)


Zu Teil II der Inhaltsangabe geht es hier entlang.

Stephen Kings Roman The Green Mile ist unterteilt in sechs (wiederum in nummerierte Unterkapitel gegliederte) Teile. Dieser erste Teil der Inhaltsangabe umfasst alle Kapitel bis inklusive Teil IV/2. (Siehe auch: The Green Mile: Erzählstruktur.) Die Zwischenüberschriften dienen nur der Orientierung des Lesers und sind nicht von King intendiert.

Teil 1: Der Tod der jungen Mädchen

Der ehemalige Gefängniswärter Paul Edgecombe erinnert sich in einem Tagebuch an seine Zeit als Oberaufseher des Gefängnisses Cold Mountain und dessen Todestrakts, Block E, wo man die letzte Meile, die ein Gefangener geht, die "Grüne Meile" nennt, weil der Boden dort grün ist.

Coffey kommt an

Seine Geschichte beginnt 1932, als John Coffey, ein geistig zurückgebliebener Farbiger in sein Gefängnis kommt. Der nervtötende Wärter Percy Wetmore bringt ihn in Block E und schreit dabei genüsslich: "Wandelnde Leiche!" (orig.: Dead Man Walking!), bis Paul ihn zurechtweist. Paul hat keine Lust auf Spielchen: Er leidet in diesem Oktober an der schlimmsten Blasenentzündung seines Lebens, kennt Percy als Sadisten und weiß, dass er mit ihm klarkommen muss, da er politische Beziehungen hat.
Der riesige Gefangene
Und dann ist da natürlich der neue Gefangene selbst: John Coffey ist ein Riese – über zwei Meter groß, mit Muskelpaketen und zahlreichen Narben übersät. Sie brauchen ihre volle Konzentration, um mit ihm klarzukommen – und selbst Harry Terwilliger, normalerweise eine zuverlässige Bank in Pauls Team, wirkt nervös. Also schickt Paul Percy weg: Er solle woanders bei Umzugsarbeiten helfen – Percy folgt widerwillig, und Paul weiß, innerlich seufzend, dass er selbst dafür später wird büßen müssen. Doch Harry legt seine Nervosität umgehend ab, sodass Paul momentan mit seiner Entscheidung zufrieden ist.
Jetzt nämlich dreht sich alles um John Coffey, neben Eduard Delacroix, dem Mann mit der zahmen Maus, der derzeit einzige Gefangene in Block E. Seiner monströsen Erscheinung zum Trotz wirkt Coffey zahm; auf die Frage, ob sie mit ihm Schwierigkeiten haben würden, schüttelt er nur langsam den Kopf, und als Harry ihm daraufhin in der Zelle die Ketten abnimmt, steht Coffey in der Tat herum wie ein verlorenes Kind.
Als Paul ihn fragt, ob er den sprechen könne, antwortet er mit einer tiefen, rumpelnden Stimme (Coffey kommt im Original übrigens durch zahlreiche Sprachfehler und den Südstaatendialekt viel naiver und einfältiger daher als im Deutschen), erklärt, dass er seinen Namen buchstabieren könne und wisse, dass er sich anders schreibt als das Getränk. Als Paul ihm die Gelegenheit gibt, selbst Fragen zu stellen, hat Coffey nur eine, doch die lag ihm offenbar die ganze Zeit auf dem Herzen, so schnell spricht er sie aus: "Lasst ihr ein Licht an, wenn es Zeit zu schlafen ist? Weil ich manchmal ein bisschen Angst im Dunkeln habe. Es ist ein fremder Ort." (Kapitel 2) Paul ist gerührt und versichert dem Riesenbaby, dass im Korridor in der Tat immer eine Lampe brenne.
Nachdem John sicher verstaut ist, tut Paul etwas, was er noch bei keinem Gefangenen getan hat: Er streckt ihm die Hand entgegen (nicht wie im Film umgekehrt), die Coffey erstaunlich sanft schüttelt. Danach setzt Coffey sich hin und spricht zwei Sätze, die Paul nie vergessen wird: "Ich kann nichts dafür, Boss. Ich wollte es aufhalten, aber es war zu spät." (Zur ursprünglichen Fehl-Übersetzung dieses Satzes vergleiche auch hier).
Als Harry und Paul alleine sind, weiß Harry zu berichten, dass Coffey auch während seines Prozesses zahm wie ein Lamm war – von ihm ist wohl kein Ärger zu erwarten. Doch Paul beschließt herauszufinden, wofür Coffey hier gelandet ist und begibt sich in die Gefängnisbibliothek, um etwas in den Zeitungen zu stöbern. Schnell entsteht vor seinen Augen ein furchtbares Bild eines unsäglichen Verbrechens ...

Die Detterick-Zwillinge

Im Juni bricht das Unheil herein über die Familie Detterick, eine recht wohlhabende Familie, da Vater Klaus Detterick eine Baumwollplantage gehört. Er hat einen Sohn, Howard und zwei Töchter, die Zwillinge Cora und Kathe. Letzteren erlauben die Eltern in einer lauen Nacht, auf der Veranda zu übernachten – am nächsten Morgen sind die Mädchen verschwunden, der Familienhund Bowser per Genickbruch ermordet.
Sofort setzen Klaus und Howard bewaffnet einem vermeintlichen Entführer nach, während Mutter Marjorie sofort die Polizei alarmiert, die sofort einen Polizeitrupp entsendet, die mit einem Hundeführer anrückt. Die Hunde nehmen augenblicklich die Fährte auf, und obwohl sie sich an einem Punkt nicht ganz einig sind, werden sie schnell auf grausame Weise fündig: Da ist John Coffey mit den zwei toten Mädchen in den Armen. Offenbar hat er ihre Köpfe zusammengeschlagen und sie so ermordet. Vor Reue laut heulend hält Coffey die Leichen fest und weint: Ich wollte es aufhalten, aber es war zu spät!
Man findet ein Lunchpaket – sicherlich wurde hieraus der Familienhund gefüttert und angelockt – und nimmt Coffeys letzten Satz als Geständnis. Er wird auf der Stelle festgenommen, nicht aber, bevor Klaus wie ein Berserker auf ihn losgegangen ist um ihn zu verprügeln, bis man ihn gewaltsam von Coffey wegzerrt. Coffey wird abgeführt und schon im Juli zum Tode verurteilt.

Das Nachspiel

An jenem Abend, nachdem Paul dies erfahren musste, kann er schlecht schlafen und belügt seine Frau Janice, was er in seiner Ehe nicht oft getan hat. Er gibt vor, Probleme mit Percy seien Schuld an seiner Schlaflosigkeit. Sie würde ihn gerne etwas ablenken, aber Paul hat noch immer mit seiner Blaseninfektion zu kämpfen – einen Gang zum Hausarzt aber verweigert er kategorisch (in den 30er Jahren behandelte man so etwas mit Sulfat, was fast unwillkürlich zum Erbrechen führte).
Am nächsten Tag wird Paul zu Direktor Hal Moores bestellt. Er weiß, dass es um Percy geht, denn sein Verweis von der Green Mile hat ein Nachspiel – also zögert er diesen Abstecher so lange wie möglich raus, kümmert sich erst einmal um den Papierkram rund um einen bald ankommenden Gefangenen namens William Wharton. Irgendwann aber geht es nicht mehr anders und Paul schlurft bedrückt zu Moores.
Was die Stimmung nicht eben hebt, ist Pauls Wissen, dass es Hals Frau, der bezaubernden Melinda, die er gut kennt, seit langem nicht gut geht – sie leidet an immer stärker werdenden Kopfschmerzen und wird sich bald gründlich untersuchen lassen müssen. Hal und Melinda leben beide in der großen Angst, es könnte ein Tumor entdeckt werden; Paul tut sein Bestes, Zuversicht zu vermitteln, dass schon alles gut werden wird.
Doch dann zur Tagesordnung: Percy hat seine Tante angerufen ... und die ist mit dem Gouverneur verheiratet. Die Botschaft ist klar: Paul muss Percy mit Samthandschuhen anfassen, wenn er nicht – in dieser Zeit der Depression – seinen Job riskieren will. Und Hal weiß auch genau, wie er Percy in Schach halten kann. Percy will bei der nächsten Exekution, der von Delacroix, die Show selbst leiten und nicht nur mit Jack Van Hay in den Schalterraum verbannt werden, von dem aus der Stromstoß ausgelöst wird. Wird ihm dieser Wunsch erfüllt, will Percy ein Versetzungsgesuch an das Krankenhaus Briar Ridge einreichen. Paul ist angewidert von Percys Wunsch, weiß aber, dass er klein beigeben wird, um Percy endlich loszubekommen.

Der erste Besuch der Maus

Noch heißt er Steamboat Willy
Rückblick: Eduard Delacroix ist noch nicht da, als die Maus, die später sein "Haustier" werden wird, ihre ersten Auftritte hat. Wächter Brutus Howell tauft ihn "Steamboat Willy" und füttert ihn. Ihnen entgeht nicht, wie zutraulich das Tier ist und dass es in den leeren Zellen nach etwas zu suchen scheint. Die Maus versteckt sich in der mit Möbeln vollgestellten Gummizelle – aber sie können ihr Nest nicht finden.
Percy hasst das Tier sofort und unternimmt verschiedene klägliche Versuche, Steamboat Willy zu töten – er geht mit dem Wischmopp und einmal sogar mit seinem Schlagstock auf ihn los.
In einer anderen Todeszelle ist Eduard Delacroix inhaftiert, der eine zahme Maus sein Eigen nennt, die ihm auf kuriose Weise zugelaufen war. Wir erfahren von seinem gespannten Verhältnis zu dem Wärter Percy Wetmore, der ihn immer wieder misshandelt; der im ganzen Gefängnis verhasste Percy kann nur wegen seiner politischen Beziehungen hier arbeiten. Paul muss sogar seinem Wunsch nachgeben, bei Delacroix' Hinrichtung die Aufsicht zu übernehmen.

Der Vorausblick

Teil 1 endet mit einem Vorausblick, der chronologisch gesehen sogar noch nach dem letzten Teil des Buches spielt. Hier wird geradezu beiläufig einiges enthüllt: Percy wird mittlerweile tatsächlich in Briar Ridge sein; Del wird einen unsäglich grausamen Tod sterben ... und Paul und Brutus werden ihren Job an den Nagel hängen.
Denn Brutus findet etwas, als er in einem flauen Monat, als die Gefängniszellen alle leer sind, mal ordentlich durchputzt: Er findet das Loch, in dem Mr. Jingles sich verkrochen hat. Als er darin zusammen mit Paul Überreste der Spule findet, mit der Del und Mr. Jingles immer spielten, ist Brutus sich sicher, dass die Maus diese Holzstücke abgebissen hat, um sich an ihr Herrchen zu erinnern. Das ist irgendwie zuviel für beide und sie beschließen hier und jetzt, alles hinzuschmeißen. Und so kommt es, wie Paul in den letzten Sätzen des Teils berichtet: "Keiner von uns beiden nahm jemals an einer anderen Hinrichtung teil. John Coffeys Exekution war die letzte." Auch Coffeys Tod wird somit bereits zur Gewissheit.

Teil 2: Die Maus im Todesblock

Wir erfahren, dass Paul sein Tagebuch in einem Altenwohnheim namens Georgia Pines schreibt. Dort ist ihm ein Pfleger namens Brad Dolan ein Dorn im Auge – zu sehr erinnert er ihn an Percy Wetmore ... Doch Paul flüchtet sich in seine Memoiren, die er im Solarium zu Papier bringt.

Percy und die Maus

Paul berichtet nun (denn dieser Teil spielt fast komplett vor den Ereignissen aus Teil 1) erneut von den ersten Besuchen der Maus, die sie füttern und bald insgeheim zur neuen Block E-Crew zählen. Schnippisch lässt Steamboat Willy sich nur von den regelmäßigen Wärtern füttern und beachtet die Springer gar nicht, während er unablässig die leeren Zellen zu durchsuchen scheint.
Nur Percy geht weiterhin auf Konfrontationskurs, versucht immer wieder, das kleine Tier zu erledigen, immer wieder erfolglos. Als er es mit seinem Geschrei übertreibt, weist Dean Stanton ihn zurecht: Er solle hier gefälligst nicht herumbrüllen und sich künftig verhalten als arbeite er auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Darauf entgegnet Percy: "Ich betrachte es als einen Eimer Pisse, in dem man Ratten ersäuft." (Kapitel 2)

Arlen Bitterbuck

Die Zeit für den Insassen Arlen Bitterbuck, einen Indianer, ist abgelaufen. In einem Gespräch mit ihm zeigt sich, dass Paul sehr religiös ist und fest daran glaubt, dass die Hülle auf Arlen wartet – eine Meinung, die er freilich für sich behält. Zu diesem Zeitpunkt heißt es immer, die Gefangenen mit Samthandschuhen anzufassen und sie weitestgehend zu beruhigen. Und als Arlen aus seiner Zelle gelassen wird, um ein letztes Mal Besucher zu empfangen, geht es an die Proben.
Vor jeder Hinrichtung finden Probeläufe statt, damit alles reibungslos vonstatten geht. Diesmal wird Brutus der Leiter der Hinrichtung sein, derjenige also, der die letzten Worte spricht und den Befehl zur Exekution gibt – doch egal, wer für die Zeugen sichtbar an erster Front steht ... Paul trägt immer die Hauptverantwortung, und er will nichts dem Zufall überlassen.
Wie immer ist Toot-Toot, ein alter Kalfakter (also eine Art Vertrauensperson innerhalb der Gefangenen), das willige Opfer, das den Todeskandidaten mimt. Sie begleiten ihn die Grüne Meile entlang und führen eine Scheinhinrichtung durch. Da dies für Percy Wetmore die erste Hinrichtung ist, wird er zu dem Wärter Van Hay in den Schalterraum geschickt, um alles zu beobachten; er selbst wird aber keinerlei Rolle in der eigentlichen Exekution spielen.
Und Arlens Hinrichtung wird eine von den "guten". Er wehrt sich nicht, erlebt keinen Zusammenbruch und stirbt in einer gewissen Würde – auch wenn zwei Stromstöße vonnöten sind, um sein Herz endgültig zum Stillstand zu bringen.

Del kommt an

Eduard Delacroix' Ankunft gerät zu einem Eklat, der den Grundstein legt für den schwelenden Hass, den Percy Wetmore künftig ihm gegenüber empfinden wird. Als Del ins Straucheln gerät und sich abfangen will, berührt er Percy versehentlich im Schritt – Percy flippt aus, beschimpft ihn als Schwuchtel und geht mit dem Schlagstock auf ihn los, bis Paul Del abschirmen und in seine Zelle schaffen kann. Schon zu diesem Zeitpunkt schickt Paul Percy wütend vom Block.
Er ist aber auch zutiefst beunruhigt, ist er doch davon überzeugt, dass Percy genau wusste, dass Dels Berührung ein Unfall war, er den Zwischenfall aber dennoch als Vorwand sah, seinen Schlagstock einsetzen zu können. Somit zieht er Percy später beiseite und droht ihm unmissverständlich: Trotz all seiner Beziehungen haben die Wärter auch ihre Mittel, mit ihm umzugehen, zum Beispiel Brutals kräftige Fäuste ... das gibt Percy ernsthaft zu denken.
Del und sein neues Haustier
Als die Maus diesmal – etwa eine Woche später – wiederkommt, ist ihre Suche beendet, denn sie findet Del und wird sein Haustier. Begeistert berichtet Del ihnen, dass die Maus ihm ihren wahren Namen zugeflüstert hat: Mr. Jingles. Er bittet für sein Haustier um eine Schachtel – und ein völlig ausgewechselt scheinender Percy kümmert sich persönlich darum: Bald wohnt die Maus in einer mit Baumwolle ausgelegten Zigarrenschachtel, das sie "Mäuse-Hilton" nennen.
Paul traut seinen Augen nicht ... bis ihm die schreckliche Wahrheit klar wird: Percy wurde von Hal die Erlaubnis erteilt, bei Dels Hinrichtung an der Front zu stehen. Paul beschreibt die Lage so: "Delacroix hatte ein Haustier; Percy hatte ebenfalls eins. Delacroix würde seines behalten, verhätscheln und lieben – solange er konnte. Percy würde geduldig warten (jedenfalls so geduldig, wie ein solcher Typ das konnte) und seines dann lebendig verbrennen." (Kapitel 9)
Mr. Jingles wird immer mehr zu der Attraktion des Blocks. Auf äußerst niedliche Weise labt er sich an Pfefferminzbonbons und lernt (oder konnte er es immer schon?), eine Holzspule, die Del quer durch seine Zelle warf, zurückzurollen. Del malte die Spule grellbunt an und betrachtete Mr. Jingles nun als echte Zirkusmaus, die ihn einmal reich machen könnte.

Krankheiten überall

Nun hat Pauls Tagebuch die Chronologie wieder eingeholt. John Coffey ist in seiner Zelle, die Dinge auf der Meile nehmen ihren Lauf. Zwei Wochen nach Coffeys Ankunft, hat William Wharton seinen großen Auftritt in Block E.
Es ist ausgerechnet der Tag, an dem Pauls Blaseninfektion ihren Höhepunkt erreicht: In der Nacht hat er auf dem Weg zur (sich außerhalb des Hauses befindlichen) Toilette einen Zusammenbruch und erlebt die schlimmsten Schmerzen seines Lebens, als er pures Feuer zu pinkeln glaubt. Er weiß: Er wird heute krankmachen müssen. Aber da ist ja auch noch Wharton ... Pauls Plan ist einfach: Er wird zum Gefängnis fahren, dafür sorgen, dass jemand ihn vertritt und sofort zum Arzt gehen, Sulfat hin oder her – so konnte es nicht weitergehen.
Doch alles kommt anders, als er Hal Moores Büro betritt und den starken Mann weinend vorfindet. Schluchzend verkündet Hal, dass man bei seiner Frau in der Tat einen Tumor gefunden hat. Er ist inoperabel – Melinda hat noch bis maximal zum Ende des Jahres zu leben. Hal, der sich außerstande sieht, dies seiner Frau mitzuteilen, hat vor Pauls Augen einen Weinkrampf. Über diese Szene vergisst Paul sein Anliegen völlig und beschließt letztlich, William Wharton doch in seine Zelle zu schaffen und dann sofort zum Arzt zu gehen.

William Whartons Coup

Wild Bill Wharton
Sie sind zu siebt, als sie den 19-jährigen William Wharton aus dem Krankenhaus abholen, von dem aus er in die Green Mile verlegt werden soll – und der Job ist kein Zuckerschlecken. Wharton steht komplett unter Drogen, starrt sie nur groß und bewegt sich kaum einen Zentimeter, als sie ihm seine Gefängnisklamotten selbst anziehen müssen. Den Vorschriften entsprechend legen sie ihn in Ketten und nehmen ihn mit. Die ganze Fahrt über (etwa eine Stunde lang) glotzt Wharton nur vor sich hin, während sich zwischen seinen Füßen langsam eine Pfütze aus ihm aus dem leicht offenen Mund tropfenden Speichel bildet.
Niemand ahnt auch nur ansatzweise, dass Wharton seinen abwesenden Zustand nur spielen könnte – aber genau das ist der Fall. Paul ist später überzeugt, dass Wharton sich nie ernsthaft mit Fluchtgedanken trug ... er wollte einfach soviel Schaden wie möglich anrichten und wartete auf eine gute Gelegenheit. Die kommt, als man die Tür zu Block E aufsperrt.
Plötzlich ist Wharton voll da, legt die Kette, die seine Handschellen verbindet, um Dean Stantons Hals und stranguliert ihn, euphorisch schreiend: "Jucheee, Jungs! Das ist 'ne Party, was?" Percy, der endlich seinen Schlagstock hätte einsetzen können, erstarrt in diesem entscheidenden Moment völlig; den ihn anspringenden Harry schüttelt Wharton locker ab – bleibt Paul, der in Whartons künftiger Zelle auf ihn wartete und nun mit gezogener Waffe aufspringt, den Schmerzen in seinem Unterleib zum Trotz.
Doch Wharton ist gerissen: Er postiert Dean genau so, dass Paul ihn einfach treffen muss, wenn er einen Schuss riskiert ...
die sechs Bände in Japan

Teil 3: Coffeys Hände

Der gealterte Paul
Im klaren Widerspruch zum Tagebuchformat (siehe auch hier) befindet sich an dieser Stelle – bei einer so entscheidenden Szene – ein Einschub über Georgia Pines. Paul berichtet von seiner guten Freundin Elaine Connelly, die so manche schlaflose Nacht mit ihm durchlebt. Sie spürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt und er gesteht ihr, dass ihn die Vergangenheit einholt und er über sein Leben im Todestrakt schreibt. Und so macht er sich auch wieder ans Werk ...

Coffeys Gabe

Da steht Paul, die Waffe gezückt, unfähig zu schießen, während Percy erstarrt ist und Dean Stanton vor seinen Augen erwürgt wird. Doch Rettung naht von hinten: Brutus Howell betritt den Trakt, begreift sofort die Situation und streckt Wharton mit einem harten Schlagstockhieb nieder. So fest schlägt er, dass Paul überzeugt ist, Wharton müsse tot sein – doch der ist nur für drei Stunden außer Gefecht. Und in dieser Zeit geschieht etwas mit Paul Edgecombe – er wendet sich hier sogar direkt an den Leser: "Das ist vermutlich einer der wichtigsten Punkte, die ich Ihnen auf diesen mühsamen Seiten mitteilen wollte. Nun sehen wir mal, ob Sie es glauben." (Kapitel 2)
Kaum ist Paul allein auf der Meile, als Coffey ihn zu sich ruft; er möchte, dass Paul in seine Zelle kommt, es sei sehr wichtig. Eine absurde Forderung, versteht sich – doch Paul kommt ihr nach. Vielleicht ist es Pauls Fieber, vielleicht sein instinktives und unerklärliches Zutrauen zu dem Mörder, vielleicht ist es auch die Dringlichkeit in Coffeys Stimme ... Wie dem auch sei, Paul schließt seine Zelle auf und setzt sich müde zu Coffey auf die Bank. "Was willst du, John Coffey?" – "Ich will nur helfen." Und mit diesen Worten fasst Coffey Paul zwischen die Beine.
Paul spürt eine Kraft, fast wie Elektrizität, die von Coffey ausgeht und seinen Unterleib durchflutet. Pauls Wahrnehmungen erleben nie gekannte Dimensionen, als hätte man ihm Scheuklappen von den Augen genommen und Stöpsel aus den Ohren gezogen. Als Coffey seine Hand von Paul nimmt, weiß dieser sofort, dass etwas Enormes geschehen ist, denn gleich ist ihm klar, dass seine Blaseninfektion verschwunden ist.
Paul hat keine Zeit, darüber nachzudenken, als Coffey plötzlich zusammenbricht und das Keuchen beginnt, als würde er an etwas ersticken. Endlich gelingt es dem Hünen, das, was seine Luftröhre zu blockieren scheint, auszuhusten: Es ist ... Was ist es? Insekten? Kleine, schwarze Fliegen? Das Zeug wird weiß und verschwindet. Nun ist John auf einmal nur noch müde und möchte sich hinlegen. Paul verlässt seine Zelle wie in Trance, geht wie hypnotisiert zu seinem Schreibtisch hinüber.
Schließlich taumelt er zur Toilette, um seinem Gehirn das zu bestätigen, was sein Körper längst weiß: Seine Krankheit ist wirklich vorbei. Als er sich vollkommen schmerzfrei entleert, geht ihm durch den Kopf, dass es ihm fast lieber wäre, wenn er noch krank wäre: Nun nämlich muss er verkraften, dass sich in den letzten Minuten sein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt hat – er wurde eben am eigenen Leib Zeuge einer Wunderheilung.
Aber Paul ist gläubig und hätte selbst vor diesem Erlebnis Wunder nicht konsequent ausgeschlossen (siehe auch Roy Delfines). Dass Coffey ein Wunder ist, will er aber nicht hinnehmen – Gott selbst muss durch ihn wirken. Weshalb aber sollte Gott durch dieses Ventil dafür sorgen, dass er, Paul, geheilt wird? Sollte Gott etwas mit ihm vorhaben? Sollte er wollen, dass er in Block E bleibt, um nach dem Rechten zu sehen? Paul ist völlig verwirrt, beschließt aber, den Vorfall zu verschweigen und die Augen offen zu halten.

Hammersmith

Doch natürlich ist Paul neugierig geworden. Von Coffey selbst erfährt er nichts; er akzeptiert seine Gabe und sieht in ihr nichts Besonderes – woher er sie hat, wäre eine Frage, die ihn komplett überfordern würde. So nimmt er sich den nächsten Vormittag frei und macht einen Abstecher nach Tefton, um den Reporter Burt Hammersmith aufzusuchen, den Mann, der die meisten Artikel über Coffey schrieb. Paul trifft ihn zu Hause an, und Hammersmith wird sofort ebenso neugierig, als er erfährt, wer sein Gast ist.
Hammersmith warnt Paul eindringlich
Hammersmith lässt sich auf das Gespräch mit Wärter Edgecombe ein und berichtet ihm einige Delikate Details über den Mordfall Detterick – das Schicksal der beiden Zwillingsmädchen berührte ihn besonders, da auch seine Kinder Zwillinge sind, wenn auch zweieiige. Er muss Paul mitteilen, dass er nicht fündig geworden ist, was Coffeys Vorgeschichte betrifft – er scheint vom Himmel gefallen zu sein. Was seine Vergangenheit betrifft, so steht nur eines fest: Die Qualität der vielen Narben an seinem Körper zeigt, dass er als Kind sehr häufig misshandelt wurde.
Schnell begreift Hammersmith, dass Paul Zweifel an Coffeys Schuld hegt und will klarstellen, dass er Coffey für schuldig hält – auch wenn dies vielleicht sein erster und einziger Aussetzer gewesen sein sollte. Als Beweis erzählt er Paul die Geschichte seines eigenen Sohnes Caleb: Er wurde vom zuvor völlig harmlosen Familienhund angefallen und so schwer verletzt, dass er ein Auge verlor. Hammersmith zieht die Parallele zu Coffey: "Wir müssen bedenken, dass Ihr Neger beißen wird, genau wie ein Mischlingshund beißen wird, wenn er die Chance hat und es ihm in den Sinn kommt, das zu tun." (Kapitel 4)
Hammersmith erschoss seinen Hund – und auch wenn Coffey nur einmal tötete ... Er müsse ebenfalls bestraft werden. Als Paul Hammersmith verlässt, verfolgt ihn vor allem eine Geste noch lange: Hammersmiths wie ein Maul zuschnappende Hand.

Der alltägliche Wahnsinn (Gummizelle und Tumor)

Indes geht der alltägliche Irrsinn auf der Green Mile weiter. Wharton kassiert seinen ersten Trip in die Gummizelle dafür, dass er Harry Terwilliger quer über die frisch gebohnerten Schuhe und die gesteifte Hose pinkelt. Zu dritt fallen sie daraufhin über Wharton her, legen ihm die Zwangsjacke an und sperren ihn in die Gummizelle – auch wenn Wharton versucht, einen epileptischen Anfall vorzutäuschen. Einen Tag muss er da drin bleiben und scheint bei seiner Rückkehr geläutert.
Weit gefehlt: Schon am nächsten Tag wartet er mit einem besonders innovativen Streich auf: Er hat sich von Toot-Toot ein Schokoladengebäck geben lassen und den so lange gekaut und im Mund behalten, bis es fast flüssig ist. Das bekommt Brutus zu spüren ... denn ihm spuckt Wharton mit Inbrunst ins Gesicht. Zwei Tage Gummizelle sind Whartons Lohn für seinen Einfallsreichtum.
Auch außerhalb der Gefängnismauern kann Paul nichts Angenehmes berichten: Hals Frau Melinda wurde zum Sterben nach Hause geschickt; der Tumor ist unaufhaltsam, lediglich ein paar Schmerztabletten können ihr etwas Linderung verschaffen. Paul und Janice besuchen sie, und Paul ist entsetzt darüber, wie sehr Melinda abgenommen hat. Irgendwie aber gelingt es Janice, normale Konversation zu betreiben, wofür Paul sie nur bewundern kann.
Und die ganze Zeit geistert ihm John Coffey im Hinterkopf herum, besonders als Janice auf dem Nachhauseweg meint, wie schrecklich es doch sei, dass niemand ihr helfen könne. Dieser eine Satz von Coffey: "Ich habe geholfen, nicht wahr?" – Das geht Paul nicht aus dem Kopf.

Percy macht seinem Namen alle Ehre

Del hat keine nahen Verwandten oder Freunde mehr, somit auch niemanden, der ihn in seinen letzten Tagen besuchen könnte. Doch um zu proben, müssen die Wärter ihn aus seiner Zelle schaffen. Dies gelingt ihnen unter einem Vorwand: Einige Zuschauer, darunter sogar der Gouverneur, seien von weit her gekommen, um Mr. Jingles auftreten zu sehen. Del schluckt den Köder und macht sich ganz aufgeregt auf den Weg. In der Tat wartet ein "Publikum" ... dies sind aber Gefängnisangestellte, die für diesen Abend in die Rolle der Ehrengäste schlüpfen.
Kaum ist Del weg, wird – wieder mit Toot-Toot – geprobt, und alle sind überrascht, wie professionell Percy sich gibt. Paul schiebt dies angewidert auf die Tatsache, dass Percy bei dieser Hinrichtung einfach mit Leib und Seele dabei ist, ist jedoch dennoch froh, dass es so aussieht, als könnte alles reibungslos über die Bühne gehen.
Als Del zurückkommt, ist er ganz begeistert über Mr. Jingles Leistung und den Applaus des Publikums. Percy erlaubt sich einen seiner unlustigen Späße, als er Del erschreckt, der über Brutals Schuhe stolpert und flach auf den Boden schlägt. Percy will sich daraufhin in der Tat entschuldigen, kommt dabei aber Whartons Zelle zu nahe.
Wharton ist blitzschnell und packt Percy durch die Gitterstäbe. Er würgt ihn mit der einen Hand und streicht ihm mit der anderen Hand sanft durchs Haar, ihm Obszönitäten zuraunend. Das Ganze dauert vielleicht zehn Sekunden, bevor er ihn wieder loslässt, doch Percy ist völlig verstört und uriniert vor aller Augen in seine Hose. Das veranlasst Del zu einem hilflosen Lachkrampf, und Percy faucht alle Anwesenden an, sie sollten ja die Klappe halten über das, was hier gerade geschehen sei. In diesem einen Moment empfindet Paul nur Mitleid für den Mann, der heute seinen Nachnamen zurecht trägt (Wetmore = wörtlich Nassmehr).

Dels letzter Abend

Am Abend vor seiner Hinrichtung hat Del nur ein Problem: Wohin mit Mr. Jingles? Sie gehen verschiedene Optionen durch, die Del allesamt verwirft. Auf der Green Mile etwa könne das freiheitsliebende Tier nicht bleiben – und Dean Stantons Sohn wäre sicherlich viel zu leichtsinnig im Umgang mit dem Nager. Brutus rettet die Lage, als er Del fragt, wie es denn mit Mouseville wäre.
Mouseville, so Brutus mit dem Brustton der Überzeugung, sei eine Touristenattraktion mit trainierten Mäusen, mit der man in Florida Geld scheffelte. Del ist augenblicklich begeistert: Das ist der Ort für eine so schlaue Zirkusmaus wie Mr. Jingles. Jubelnd wirft Del der Maus die Spule zu, die er in seinem Überschwang so fest wirft, dass sie aus der Zelle rollt. Mr. Jingles jagt hinterher ... und Percy sieht seine Chance gekommen: Er tritt mit aller Wucht auf die Maus.
Del brüllt auf vor Entsetzen, doch Percy meint nur: "Na also. Ich wusste, dass ich ihn erwische, früher oder später. Wirklich nur eine Frage der Zeit." Damit schlendert er gelassen davon.

Teil 4: Der qualvolle Tod

Brad Dolan

Seit zwei Jahren ist Paul in Georgia Pines, hierher gebracht von seinen Enkeln, die irgendwann nicht mehr wussten, wohin mit dem Alten. Hier versucht Paul nun, sich halbwegs fit zu halten. Geistig fit durch das Tagebuch, das er führt, körperlich fit durch Spaziergänge – und für die hat er nun unerwarteterweise einen guten Grund, der dem Leser jedoch noch vorenthalten wird. So gut ist der Grund, dass Paul auch bei schlechtem Wetter nicht auf seine Runde verzichtet.
Das fällt dem Pfleger Brad Dolan unangenehm auf, dem es gar nicht passt, dass der alte Paul so geheimnisvoll tut. Ja, Brad ist in der Tat wie Percy, und Paul fragt sich mit einem Schaudern, ob er selbst nicht vielleicht mit seinem Tagebuch eine Tür zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart geöffnet hat, eine Tür, die Brad mit Percy, Elaine mit Janice und Georgia Pines mit Cold Mountain verbindet ...