Mind Control: Rezension
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Andreas (3 / 5)
Nun ist es also vorbei. Die Mr. Mercedes Trilogie ist mit Mind Control zu ihrem wohlverdienten Abschluss gekommen. Wir sind am Ende der Schicht angelangt und dürfen Ex-Cop Bill Hodges, mit seiner Ermittlungspartnern Holly Gibney auf ein letztes Rodeo begleiten.
Und dieses Rodeo hat es durchaus in sich. Die alternativen Titel von End of Watch machen es deutlich. Selbstmordprinz war Kings Arbeitstitel des Romans. Gedankenkontrolle ist die Übersetzung des von Heyne gewählten verenglischten Titels. Was Hartsfield also im Schilde führen könnte, lässt sich schon erahnen, bevor die erste Seite zu Ende gelesen ist, denn wir wissen, welche Interessen der Verrückte Bösewichtig zuvor hatte und wir erinnern uns vielleicht auch noch dezent, was zum Ende von Finderlohn angedeutet wurde.
Ich hatte mich vor dem Erscheinen des Romans darauf gefreut, dass King im finalen Teil der Trilogie das reale Umfeld verlässt und in die übersinnliche Richtung aufmacht. Das hat sich bestätigt. Im Guten wie im Schlechten Sinn. Denn King konfrontiert uns mit ein paar schonmal vorgekommenden Elementen. Das Phänomen der Telekinese und der Suggestion auf grund von medizinischen Experimenten erinnert an Feuerkind. Das raubhafte Übernehmen des Körpers fremder Personen gab es bereits in Desperation beziehungsweise Regulator. Damit wirkt Hartsfields Täterprofil wie ein Streifen durch altbekannte Gegenden. Jedoch leider auch nicht übermäßig originell.
Doch dieses Eintauchen in bekannte Gewässer ist kein großes Übel. Dafür sind, wie schon in den Teilen zuvor, andere Dinge zuständig. Da ist unter anderem das in meinen Augen schlechte Händchen für die Dramaturgie. Na klar ist es nett und schön, nochmal auf Handlungen aus den vorhergehenden Teilen aufmerksam gemacht zu werden. Aber nach der wiederholten Feststellung, dass Holly Gibney ihre Familie nicht leiden kann, frage ich mich, wer unter Zwangsneurosen leidet. Der Autor, oder seine Figur. Erneut schafft es King, einen Spannungsbogen aufzuziehen. Eine Dringlichkeit zu präsentieren, die ich nachvollziehen kann. Nur um bei gefühlten 120km/h eine literarische Vollbremsung hinzulegen, um zu erklären, wie sich Brady Hartsfield 'Zugang' zu seinen Vasallen erschaffte. In meinen Augen kein guter Zeitpunkt. In meinen Augen auch zu dem Zeitpunkt nicht mehr notwendig, denn die Andeutungen zuvor haben völlig ausgereicht.
Doch King will scheinbar erneut sicher gehen, dass wir alles verstehen und nachvollziehen können. Dass er sich bei manchen technischen Themen auf Zuarbeiten verlassen muss, nur um sie scheinbar stellenweise über den literarischen Haufen zu werfen, ist fast geschenkt. Dass den Hauptprotagonisten dadurch aber zwingend die gleiche Zeilenanzahl verpassen will, scheint unnötig. Mir hätte es völlig ausgereicht, Hollys Ermittlungen im Detail verfolgen zu können. Ich weiß, dass Hartsfield ein realitätsferner Narzisst ist, dass muss man mir nicht immer wieder direkt vor Augen führen.
Es wirkt erneut so, als wäre der Roman eine leicht anzupassende Vorlage für ein Drehbuch. Dass Spike TV 10 Folgen von Mr. Mercedes beauftragt hat, passt auch für Mind Control, mögliche Episodencliffhanger inklusive.
Dass ist ein wenig schade, denn an vielen Stellen funktioniert die Geschichte. Holly Gibney zum Beispiel ist mir während der Reise durch die Trilogie mehr und mehr ans Herz gewachsen. Sie ist die Einzige, die sich wirklich entwickelt hat, während alle um sie herum älter, größer, erwachsener, oder extremer geworden sind. Sie ist von einer von ihrer Mutter abhängigen, neurotischen Frau zu einer selbstständigen Ermittlerin geworden, die sich vor keinem Detective verstecken muss. Sie ist aufmerksam, mitfühlend und verdammt clever. Das Grundgerüst des Falls, die Idee hinter Brady Hartsfields großen Taten, ist ebenfalls mit einiger Entfernung betrachtet recht spannend. Zu schade, dass es keiner detailierteren Prüfung Stand hält.
Insgesamt bedeutet Mind Control nicht nur für die Protagonisten einen Abschluss. Auch wir als Leser dürfen uns von einer durchaus interessanten Reihe verabschieden. Von einem Experiment, Bücher wie die großen Kriminalautoren zu schreiben. Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich bleibe dann doch lieber beim klassischen Horror.
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