Carrie: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (5 / 5)
In meiner Referendarszeit gab mir ein Lehrer einen gut gemeinten Rat (den ich mittlerweile für blödsinnig halte): Besprich mit einer Klasse niemals ein Buch, das dir am Herzen liegt, denn wenn die Arbeit es nicht kaputt macht, dann spätestens die Reaktion der Schüler, die sowieso alles kategorisch ablehnen. So wählte ich für meinen ersten Leistungskurs Englisch, mit dem ich natürlich (!) unbedingt King lesen wollte, Carrie – kurz und meines Erachtens nicht so der Hammer. Sollte es mir madig gemacht werden, halb so wild.
Doch siehe da: Der Kurs war begeistert; Diskussionen über Carrie White, ihre teuflische Mutter und vor allem über die zum Erwürgen einladende Chris Hargensen ließen die Teilnahmebereitschaft am Unterricht in ungekannte Höhen steigen. Carrie war den Schülern allein altersmäßig näher als mir, und so versetzte ich mich weniger in Carrie, als in meine Kursteilnehmer – und verliebte mich in das Buch.
Man muss einfach mit Carrie fühlen, die im Schatten ihrer verrückten Mutter keinerlei Entfaltungsmöglichkeiten hat und erst in den letzten Tagen ihres Lebens so etwas wie Freiheit oder Glück erfährt. Der (anfangs so von King gar nicht geplante und nur zur Streckung des Kurzromans nachträglich hinzugefügte) Kunstgriff der Einschübe zieht die Spannungsschraube zu, da man – während die Handlung noch eher harmlos zu sein scheint - von den katastrophalen Ausmaßen erfährt, welche die Geschichte noch annehmen muss. Dass es Bücher über Carrie und sogar eine White-Kommission gibt und man bereits zu Beginn von "überlebenden Mitschülern" spricht, kommt wie ein Schock – man will unbedingt weiter lesen und wissen, was ihr nur geschehen mag. Der Hass, den King auf Margaret und Chris schürt, hält den Leser ebenfalls bei der Stange, denn er will vor allem eins: Rache!
Das Buch Carrie führt ein Schattendasein und wird angesichts des gewaltigen Gesamtwerks Kings oft übergangen oder als Erstling belächelt (es ist bezeichnend, dass der Roman Anfang 2008 selbst hier im KingWiki noch völlig unterging – drei Zeilen über Carrie White, sonst nichts!) – doch abgesehen von Anspielungen auf Personen und sonstige damals aktuellen Dinge, die man heute nicht mehr oder nur schwer versteht, hat der Roman nichts an seiner Brisanz verloren. Gut, Telekinese ist in unserer Zeit nicht mehr so spannend wie in den 70ern, doch das Schicksal gemobbter Schüler ist aktueller denn je.
Fazit: Kurz, spannend, nachdenklich stimmend – und völlig zu unrecht auch für viele King-Fans ein Mauerblümchen. Tipp: Entdeckt Carrie wieder!
Mr. Dodd (4 / 5)
Kings großer Durchbruch ist im Vergleich zu späteren Romanen sicherlich kein Meisterwerk. Dafür ist es zu wenig detailliert und strukturiert, die Charaktere zu schablonenartig. Und um den Inhalt zu füllen, musste King noch Zeitungsartikel, Berichte und Auszüge aus Büchern einfügen, um überhaupt eine vernünftige Anzahl Seiten zu bekommen.
Trotzdem lässt es sich ganz gut lesen, Carrie ist eine der schon früh gescheiterten Existenzen, zu denen ich automatisch fast immer eine Sympathie aufbaue. Ihre Mutter der für mich personifizierte Unsympath in Person, religiöser Wahnsinn, der das eigene Kind tyrannisiert und mir klarmacht wieviel Böses die christliche Glaubenslehre doch auch hervorbringen kann. Einer der Gründe warum aus mir niemals ein Gläubiger werden wird und ich jede Art von Missionierung entschieden ablehne.
Genauso gut wie in Feuerkind fand ich den schmalen Grat, ab dem aus einer einzigen falschen Tat eine Katastrophe entsteht. Hier sind es die Eimer bei der Ballnacht und dann Carries Inferno über die Stadt. Genauso verständlich wendet Carrie das an wie Charlie.
Ein wunderbar zu lesender Roman, wenn auch noch nicht mit der Kingschen Detailgenauigkeit und vielschichtigen Figuren.
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