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Aber dennoch ist diese unbequeme Novelle unvergesslich und eine gut durchdachte sowie zu keinem Zeitpunkt die jetzigen Deutschen anklagende Abrechnung mit dem Wahnsinn der Konzentrationslager. Wer King kennt, könnte meinen, dass er die Grausamkeiten des KZs in [[Patin]] in allen Details ausschöpft, doch dazu ist er zu sensibel; zwar gibt es Andeutungen und Verweise auf die Gräuel, aber liegt der wahre Schrecken tiefer: Dussander bereut niemals, was er tat, Todd ist so sehr von ihm fasziniert, dass er am Ende zum Amokläufer wird. [[Sam Weiskopf]] fasst zusammen, was uns das Lesen der Geschichte so schwer macht:
{{cquote|Was die Deutschen taten, übt vielleicht auf uns alle eine Art tödliche Faszination aus – es erschließt die tiefsten Abgründe unserer Phantasie.}}
==[[Benutzer:Mr. Dodd|Mr. Dodd]] (5 / 5)==
Die Geschichte vom alten Lehrer und dem jungen, wissbegierigen Schüler ist eine oft erzählte Geschichte, die meist auf einer guten Freundschaft zwischen diesen beiden beruht. [[Stephen King]] jedoch entstellt diese Beziehung in seiner Novelle ''[[Der Musterschüler]]'' und macht daraus eine perverse, kranke, parasitäre Hassbeziehung zwischen einem alten Naziverbrecher namens [[Kurt Dussander]] und einem hochintelligenten, aber psychisch kranken Schüler, [[Todd Bowden]].
Natürlich funktioniert das alles nur so gut, weil das wohl finsterste Thema unserer Menschheitsgeschichte, der Holocaust, auf Todd eine fast schon krankhafte Faszination ausübt und er zufällig herausfindet, dass einer dieser ehemaligen Lageraufseher in seiner Stadt wohnt. Also erpresst er ihn, um alle Greueltaten zu hören, die Dussander aber schon verdrängt hat. Die erste Hälfte der Novelle ist der Aufbau einer Hassbeziehung, an derem Ende keiner heil herauszukommen scheint. Beide haben Alpträume, Dussander wegen seiner Vergangenheit, Todd wegen der Geschichten. Beide leiden darunter, Dussander weil er mit seiner Vergangenheit nicht mehr klarkommt und Todd, der in der Schule nachlässt. Beide erkennen schließlich, dass nur der Mord am jeweils anderen, die Situation lösen könnte, doch sie haben sich beide so geschickt gegeneinander ausgespielt, dass sie voneinander abhängig sind.
Im zweiten Teil merken sie schließlich, dass sie ihre Aggressionen nur lösen können, indem sie andere Menschen ermorden. Und wie schon vor ihnen soviele Menschen, nehmen sie sich die unterste Schicht der Gesellschaft vor, Menschen, die in ihren Augen keine Menschen sind, nämlich Landstreicher und Obdachlose. Während es bei beiden scheinbar aufwärts geht, kommen sie nicht zurecht ohne gegenseitig zu morden, bis die ganze Sache dann einmal auffliegt.
Zugegeben, es spielen sehr viel Zufälle mit rein, als ausgerechnet mit [[Morris Heisel]] ein altes Opfer im gleichen Krankenzimmer liegt wie mit Dussander, und [[Edward French]] dahinter kommt, wer damals der seltsame Großvater war, der wegen Todds schlechten Noten zu ihm kam. Beide lösen das auf ihre Art, Dussander begeht Selbstmord und Todd dreht vollständig durch, ehe er geschnappt wird.
Fazit: Eine der bizarrsten und gleichsam krankesten Geschichten aus Kings Feder die zeigt was passieren könnte, wenn die falschen Personen aufeinander treffen und gegenseitig die dunkle Seite in sich öffnen. Ein gelungenes Werk über die Macht des Bösen.
{{DEFAULTSORT:Musterschueler, der Rezension}}
{{weiterführend Der Musterschüler}}
[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Frühling, Sommer, Herbst und Tod]]