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Fazit: Joar ...
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
King schnappt sich ein alltägliche Tragödie - das dramatische Ende einer Ehe, sie stirbt (quasi) in seinen Armen an einem Herzinfarkt - und dreht augenzwinkernd alle Vorzeichen um. Statt einer glücklichen Beziehung erleben wir zwei Menschen, die sich einfach nur noch auf die Nerven gehen. Statt großer Abschiedsgesten fragt sich der Ehemann vor allem, ob er irgendwie Gratis-Zigaretten oder eine Runde Mitleids-Sex aus der Situation ziehen kann. Und statt einem philosophischen Epilog über Sinn und Unsinn der Sterblichkeit, gibt es am Ende auch noch einen toten Hund. Das muss man sich auch erstmal trauen.
Ray gefällt mir ziemlich gut als Protagonist für so eine kleine bitterböse Kurzgeschichte. Er ist eindeutig kein Sympathieträger, wenn er neben seiner toten Frau kniend darüber nachdenkt, wie er die hübsche Angestellte am besten verführen kann oder sich ärgert, dass ein Schwarzer seine Frau beatmet hat. Aber er bleibt immer noch menschlich genug, dass man seine Gefühle - die paar, die er hat - nachempfinden kann. Dazu bringt King dieses dumpfe Gefühl, wenn man plötzlich unvorhergesehen in eine Situation stolpert, die das ganze Leben verändert, recht glaubhaft rüber. In solchen Schockmomenten, in denen man sich immer wieder daran erinnern muss, dass das hier das echte Leben ist und kein Katastrophenfilm denkt man ja wirklich meistens ziemlichen Unsinn. Wenn Ray neben seiner toten Frau knien bleibt, einfach "weil man das ja so macht", ist das einerseits tragisch hilflos, andererseits aber auch erfrischend realistisch.
Für eine Geschichte, die so eindeutig auf die Todesszene hin ausgelegt ist, fand ich Zeit, die wir mit der lebenden Mary verbringen leider nicht optimal genutzt. Das Gezänk am Anfang wirkte etwas uninspiriert und hechelte ein bisschen zu schnell durch alle offenen Streitpunkte der Burkett-Ehe. Woher Rays Wunsch nach ein bisschen ''Harmony'' rührt, hätte man auch ein bisschen geschickter zeigen können. Die Wirtschaftskrise-Elendsstimmung funktioniert zwar halbwegs als dramatisches Hintergrundrauschen, blieb aber insgesamt ein bisschen zu allgemein, um mich wirklich zu fesseln.
Vielleicht war mein größtes Problem mit der Geschichte, das sie den Erwartungen die das ''Basar der bösen Träume''-Vorwort schürt nicht wirklich gerecht werden kann. King verspricht uns einen Leckerbissen des schwarzen Humors - und mit der Erwartungshaltung fand ich das Ende dann ziemlich enttäuschend. Ray vergisst den Hund im Auto. Der Hund stirbt. Haha. Das hätte vielleicht funktioniert wenn Biznezz eine etwas größere Rolle gespielt hätte - wobei dann natürlich das Überraschungsmoment flöten gegangen wäre. So bleibt nur mal wieder die Erkenntnis, dass unser Autor und ich einen ziemlich unterschiedlichen Sinn für Humor haben.
Fazit: Mit der entwaffnend realistischen Todesszene läuft King zur Hochform auf. Leider funktioniert die Rahmenhandlung nicht so gut und der tote Hund ist für mich nicht wirklich die Knaller-Pointe auf die unser Autor aus war.
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