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Negativ bleibt jedoch auch einiges in Erinnerung. So stört mich der Ich-Erzähler wieder mal (habe sowieso eine Abneigung gegen diesen subjektiven Erzählstil) und auch die Tatsache, dass fast alle Charaktere ohne Namen bleiben. Auch nach einer Nacht fragt niemand nach den Namen. Sehr unlogisch! Deshalb gibt es auch nur vier Punkte.
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Klar, ''Lastwagen'' hat ein paar stilistische Besonderheiten, die nicht jedem gefallen. Für mich passen sie aber ziemlich gut zur klaustrophobisch-apokalyptischen "Was ist denn hier los!?"-Story rund um Fahrzeuge auf Menschenjagd. Der Ich-Erzähler macht von der ersten Seite an klar, dass wir keine Chance haben mehr über diese seltsame neue Welt zu erfahren und mehr Fragen beantwortet zu bekommen. Unser Erzähler sitzt in einer Raststätte fest und wir in seinem Kopf. Und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, wie weit die Rebellion der Maschinen reicht, wie sich andere Menschen schlagen und was den ganzen Ärger verursacht hat. Das ist schon mal eine nette Abwechslung zu Standard-Weltuntergangsgeschichten, die ja früher oder später meistens in irgendwelchen militärischen Überwachungsanlagen oder Forschungslabors landen, wo dem Leser haarklein erklärt wird, was genau die aktuelle Krise ausgelöst hat.
Auch dass kaum einer der Gefangenen einen Namen hat, hat mich nicht gestört. Ich nehme mal an, King wollte die Figuren bewusst diffus halten, damit jeder Leser sich fragen kann, wie hätte ich mich verhalten, wenn ich "der Lastwagenfahrer" oder "das Mädchen" wäre. Diese Schwammigkeit hat dann natürlich tatsächlich den Effekt, das einem keine der Figuren lang im Gedächtnis bleibt - und das sie manchmal ziemlich knapp am Klischee vorbeischrammen. Trotzdem fand ich ihre verschiedenen Pläne und Ideen für eine Nacht interessant genug. Und die ab und zu eingestreute Todesszene half die kurze Geschichte spannend zu halten.
Bis hierhin war das ganze noch eine recht durchschnittliche Story. Ein böses magisches Element stürzt die Welt ins Chaos - unsere Figuren drehen durch, verstecken sich oder kämpfen dagegen. Das gab's - auch bei King - schon ein paarmal. Das besondere ist das Ende. Nach dem Klischee hätte die Geschichte auf zwei Arten enden können - entweder die Menschen raufen sich zusammen und schaffen es, die bedrohlichen Lastwagen zu besiegen und blicken dann auf den Trümmern der Maschinenwelt einer ungewissen, aber doch optimistischen Zukunft entgegen. Oder die Fahrzeuge wären irgendwann einfach abgestorben, die Revolution wäre so schnell vorbei wie sie begonnen hat. Unsere Protagnisten klettern aus ihrem Versteck und nehmen die Autos in Augenschein, die sie ab jetzt nie mehr so sehen werden wie zuvor.
Stattdessen zeigt King eine Kaltblütigkeit, die ihm in seinen Kurzgeschichten allem Anschein nach leichter fällt als in Romanen. Während in den Büchern die größten Ungeheuer am Ende regelmäßig ausgeschaltet (''Doctor Sleep'', ''Der Outsider'', ''Puls'') oder zumindest zurückgeschlagen werden (''Das letzte Gefecht'', ''Revival'', ''Wahn'') gewinnen hier die Monster. Möglich dass es King einfach leichter fällt namenlose Protagonisten ans Messer zu liefern, die er erst seit ein paar Seiten kennt als Figuren, mit denen er ein paar Jahre verbracht hat. Mir gefällt das triste Ende jedenfalls sehr gut - und noch mehr, dass keine Fragen beantwortet werden. Das ist nicht nur ein notwendiger Rückschlag um auch in Zukunft bangen zu können, ob es die King-Figuren aus der nächsten ausweglosen Situation schaffen werden, sondern auch nett konsequent und am Schluss bitter ironisch. - Eine Welt in der die Menschen für die Maschinen arbeiten vergisst man nicht so schnell.
Fazit: Nette kleine Geschichte bei der King mal wieder zeigen kann, was er aus absoluten Nonsens-Ideen rausholen kann und wie gut er dramatische Enden hinkriegt.
{{weiterführend Lastwagen}}
[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Nachtschicht]]