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Menschenjagd: Rezension

Ein Byte hinzugefügt, 09:28, 29. Nov. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
Auch der Aspekt der Medienkritik ist eher Mittel zum Zweck, um die Geschichte in Bewegung zu bringen. Mit den verschiedenen Gameshow-Konzepten blitzt am Anfang kurz Kings geniale Grausamkeit auf, bleiben aber immer nur Andeutung. Sobald wir Richards auf seiner Flucht folgen, ist die Story reine atemlose Action. Vielleicht wäre es ganz interessant gewesen zwischendurch innezuhalten und die Perspektive eines der Showmacher oder eines Zuschauers zu sehen. So bekommen wir die medienwirksame Manipulation von Bildern und Ereignissen nur am Rande mit und die kritischen Ansätze versanden über weite Teile. Daneben hätte ich gern den Blick eines Menschenjagd-Fans gehabt, weil mir nicht wirklich klar ist, was genau die Zuschauer so fesselt. Immerhin kriegen sie nicht unseren Rund-um-die-Uhr-Blick auf den Kandidaten sondern sehen bloß ab und zu die kleinen Videoschnipsel, die er aus Hotelzimmern schickt. Mich würde schon interessieren, wie genau man daraus eine ganze Show bastelt.
Der vom Konzept her sehr ähnliche ''Millionenspiel''-Film hat das für mich sehr viel eleganter gelöst. Auch weil das Publikum selbst mehr ins Spielgeschehen eingreifen durfte und sich entscheiden konnte ob es dem Kandidaten schaden oder helfen will ohne gleich mit auf der Todesliste zu landen. Hier geht es sehr viel brutaler zu und McCone und seine Bande werden als geradezu albern überzeichnete Serienmörder, die sich den Weg zu ihren Ziel ohne jede Rücksicht freischießen , zu gnadenlosen Antagonisten für unseren Protagonisten. Richards ist dabei von Anfang an ein sehr viel klassischerer Held als wir ihn von Bachman gewohnt sind. Im Gegensatz zum ähnlich gelagerten Fall in ''Todesmarsch'' zwingen ihn rein edle Motive in die Mühlen der Todesspielshow, wenn er um das Leben seiner Frau und Tochter spielen muss. Eine klare Schwarz-Weiß-Zeichnung, die wieder eher an Dystopie-Groschenromane denken lässt.
Das alles sind Probleme, die mich wirklich gestört hätten, wenn es King darum gegangen wäre ein tiefgründiges Buch mit zeitloser Botschaft zu schreiben. Aber beim Lesen wird schnell klar, dass all das nur Hintergrundrauschen ist, das es ihm eigentlich um den Countdown geht, der mit jedem Kapitel, jeder Seite, jedem Wort weiter abläuft. Je enger er die Schlinge um unseren Helden zuzieht, umso klarer wird, das alles auf ein tragisches, düsteres Finale zustrudelt. Allzu elaborierte Ausschweifungen oder Grauzeichnungen hätten hier nur gestört. King geht ganz in der Geschichte des Mannes auf, der einsam gegen das System kämpft obwohl er weiß, dass es letztendlich wohl vergebens ist. Und - und das gibt den Ausschlag - unser Autor bleibt konsequent und liefert ganz ohne Tricks und doppelten Boden eines der dramatischsten Enden seiner Karriere.
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