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→Horaz Klotz (4 / 5)
Manchmal entstehen die besten Kurzgeschichten nicht aus den aller ausgefallendsten und cleversten Ideen, sondern aus solchen bei denen der Leser sich denkt "Moment mal, das habe ich doch schon mal irgendwo gehört" - oder sogar "Also darauf wäre ich auch gekommen". ''Ein bisschen angeschlagen'' ist so ein Fall. Eine simple Idee, die einfach gnadenlos runtererzählt wird, aber King schafft es trotzdem den Leser zu fesseln und findet nebenbei sogar noch Zeit ein bisschen über die Werbebranche zu philosophieren.
Klar, man ahnt schon relativ bald worauf das alles hinausläuft. Aus den nett gestreuten Andeutungen am Anfang, die man vielleicht erst beim zweiten lesen alle mitbekommt, werden schon bald ziemlich eindeutige Hinweise. Für meinen Geschmack sogar ein bisschen sehr eindeutig. Ganz so fest hätte uns King nicht mit der Nase auf die Lösung stoßen müssen. - Besonders als Franklin in seiner Urlaubsflug-Erinnerung steckt und seiner Frau versichert, dass er ihr treu geblieben wäre, auch wenn sie wirklich gestorben wäre, wird es ein bisschen sehr platt. Aber grundsätzlich gefällt es mir, dass der Story egal zu sein scheint, wann der Leser auf den Twist kommt. Sie baut nicht auf einen letzten großen Schockmoment, sondern kultiviert die düster-morbide Stimmung in der Franklin durch seine Traumwelt wandert.
Und apropos Traumwelten - wie King Franklins Meinungen und Weisheiten über seine Branche verarbeitet ist für mich nochmal ein großer Pluspunkt für die Story. Jenseits vom üblichen - und oft sehr berechtigten - Werbebashing, wird hier das Bild eines Geschäftszweigs gezeichnet, der in erster Linie Träume verkauft. Ziemlich gleichförmige Träume natürlich, voller Markennamen und simplen Botschaften. Aber trotzdem tritt Franklin hier klar als Geschichtenerzähler auf, der seinen Kunden zuflüstert: "Die Welt kann perfekt sein, dein Leben kann perfekt sein - alles was du dafür brauchst ist dieses Shampoo." Hier schließt sich dann natürlich der Kreis, denn was liegt näher für einen professionellen Märchenerzähler, als sich selbst mit seinen Lügen einzulullen und die kalte, grausame Realität gegen eine warmewarmen, tröstende Traumwelt tröstenden Traum zu tauschen.
Dabei gelingt es King ziemlich geschickt offen zu halten, wie weit Franklin seine eigenen Lügen zumindest unterbewusst durchschaut. Wenn er sich durch den Hintereingang schleicht, um Fragen aus dem Weg zu gehen, sich genau erinnert wann seine Ellen aufgehört hat zu atmen und trotzdem die Fenster aufmacht, damit sie frische Luft bekommt ist das ziemlich spannendrichtig gut gemacht. Und für mich auch deutlich wirkungs- und stimmungsvoller als das Hin und Her mit dem Familienhund und seinem neuesten Kauspielzeug. Hier driftet die Geschichte kurz für ein paar Absätze in Ekel-Grauen-Dimensionen ab, die nicht wirklich zum atmosphärischen Schauer passen. Aber wenn Franklin kurz vorm Zusammenbruch noch einmal im Schlafzimmer Platz nimmt um nur noch ein kleines Weilchen darauf zu warten, dass seine tote Frau aufwacht, ist das eines der stärksten tragischen King-Enden.
Fazit: Eine nette kleine Alltagstragödie um eine sehr simple Grundidee und die Angst, sich die Welt irgendwann nicht mehr schönreden zu können.
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