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The Green Mile: Rezension

453 Byte hinzugefügt, 15:34, 29. Okt. 2018
Horaz Klotz (5 / 5)
King treibt sich ja immer wieder gern im Häftlings-Milieu herum. Anders als in seinen Kurzbesuchen in ''Pin Up'' oder ''Ein Tod'' greift er für seinen Magnus Opus-Gefängnis-Roman mal wieder tief in die Märchenkiste und mischt den tristen Zellenalltag mit mehr als einer Priese Magie auf. Und das klappt ausgezeichnet, obwohl er dem Leser wirklich so einiges zumutet - eine clevere Maus, die Edgecombe bis ins Altenheim folgt, einen Wunderheiler, der nicht nur Gedanken lesen sondern nebenbei auch noch Zombies erschaffen kann und Krankheits-Insekten, die sich in Rauch auflösen sobald sie ausgesaugt wurden. Das kratzt schon immer wieder ziemlich stark am Fantasy-Klischee und es ist einmal wieder Kings nüchterner Erzählkunst zu verdanken, dass die menschlichen Schicksale im Todestrakt unter all den Wundern und Effekten nie aus dem Blick geraten.
Ganz märchentypisch wird auch bald klar, dass die Grenzen zwischen gut und böse hier immer wieder oft sehr eindeutig gezogen sind. Dem Unschuldslamms Coffey wird der abgrundtief böse Wharton gegenübergestellt, der nicht nur hinter den Morden steckt für die unser Wunderheiler verurteilt wurde, sondern auch im Todestrakt jede Gelegenheit nutzt um Chaos zu stiften. Würde sich die Geschichte auf diese beiden Widersacher beschränken, wäre es für mich deutlich zu simpel. Zumal der Mord an Wharton - während er sicher verwahrt in seiner Zelle schläft! - nicht wirklich zur Anti-Todesstrafen-Message passt, die man aus dem restlichen Buch lesen kann. Was mich deutlich mehr fasziniert Spannende sind die spannende moralischen Grautöne der anderen Gefangenen. Hier nutzt King das die ganze Medium Breite des Mediums Fortsetzungsromans perfekt , um immer wieer wieder Schlaglichter auf andere die anderen Insassen und ihre sehr verschiedenen Geschichten zu werfen, die im Film zwangsläufig ein bisschen untergehen. Dabei lässt sich diskutieren, ob die Tatsache dass Das ist auch einer der Heilige Coffey ihn tötet nachdem er schon in großen Vorteile gegenüber dem Film, der Todeszelle sitzt und keine echte Gefahr sich zwangsläufig mehr darstellt, der unterschwelligen Todesstrafen-Kritik untergräbtauf die klar umrissenen Hauptfiguren konzentrieren muss. Manche Menschen verdienen wohl wirklich nichts anderes als den Tod
Dabei finde ich auch die Entscheidung , einen Aufseher zum Erzähler und Sympathieträger zu machen sehr erfrischend. Würden wir - wie in die Verurteilten ''Pin Up'' - aus den Augen eines Mithäftlings auf die wundersamen Ereignisse im Todestrakt schauen , würden wir einiges an moralischen einige interessante moralische Fragen verpassen. Ein ganzes Buch aus der Sicht der VollzugsBeamten, die schließlich die Schalter umlegen Ist es Unrecht einen Hebel umzulegen und den lebenden Häftling einen gottgesandten Wunderheiler in einen toten Häftling zu verwandeln müssen - selbst ? Oder erst wenn sie selber nicht von der man berechtigte Zweifel an seiner Schuld überzeugt sindhat? Oder ist es vielleicht in allen Fällen falsch, Menschen das funktioniert Lebensrecht abzusprechen. Ein ganzer Haufen Fragen, der gestellt aber nicht beantwortet werden kann, aber aus der Perspektive des zweifelnden Vollzugsbeamten hervorragendfunktioniert. Auch dass unser Erzähler uns gleich noch Einblick in sein Leben im Alter gibt, passt als Rahmenhandlung erstaunlich gut ins Gesamtkonzept. Der Vergleich zwischen Altenheim und Gefängnis mag nicht ganz originell sein, ist hier aber sehr nett umgesetzt, wenn Edgecombe sich plötzlich auf der anderen Seite wiederfindet. Allerdings ist es ein bisschen nervig, wenn er pünktlich zu jedem neuen Teil wieder nacherzählt was man schon weiß, um mögliche neue Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Das hätte man in der Gesamtausgabe gerne rausstreichen können, stört aber nicht so sehr das es einen Punkt kosten würde.
Die Sterbeszenen sind dann auch tatsächlich perfekt gelungenEin Buch, immer das so tief im Thema Todesstrafe verwurzelt ist steht und fällt natürlich mit den Hinrichtungsszenen - und hier kann unser Autor mal wieder zeigen, wie geschickt er auf dem schmalen Grad zwischen emotionalem Kitsch und nüchterner Distanz balanciert. Wirklich erstaunlich, dass der gleiche King, der in anderen Werken Hunderte in den Tod schickt ohne mit der Wimper zu zucken Hunderte in den Tod schickt, hier so ausführliche, dramatische und persönliche Abschiede hinbekommt. Dabei muss ich zugeben, dass mich der Tod von Mr Jingles . Jingels tatsächlich am meisten berührt hat. Zum einen war er das letzte sichtbare magische Element, um die märchenhafte Gefängniswelt mit dem tristen Altenheim zu verbinden. Zum anderen hat das Sterben von Tieren einen für mich auch immer ein ganz besonderen besonderes Grauen. Während Menschen - insbesondere im Todestrakt - wissen, das ein Ende bevorsteht. Und zumindest intelektuell intellektuell erfassen, dass ihr Leben endlich ist Ende bevorsteht, leben Tiere in einem ewigen, zeitlosen Jetzt, können sich nicht erklären, warum sie plötzlich schwächer werden und finden den Tod ohne ihn zu begreifen, ohne sich mit Gedanken an ein Danach ablenken zu können und ohne getröstet zu werden. Rahmenhandlung: Nicht ganz originell, aber sehr nett umgesetzt - Altenheim ist wie Gefängnis, Edge findet sich plötzlich auf der anderen Seite wieder. Bisschen störend, wenn er immer wieder nacherzählt was man schon weiß, um mögliche neue Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Das hätte man in der Gesamtausgabe gerne rausstreichen können, stört aber nicht so sehr das es einen Punkt kosten würde.
Fazit: Vielleicht nicht Kings ausgefeiltester Roman, auf jeden Fall nicht sein rundester - aber für mich mit Abstand der anrührendste.
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