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K
→Croaton (5 / 5)
Da diese Rezension noch vor der deutschen Übersetzung von [[Stephen King|Stephen]] und [[Owen King]]s [[Roman]] ''[[Sleeping Beauties]]'' erscheint, soll sie bis zu einer speziellen Vorwarnung spoilerfrei sein!<br>
Sicher, man kann dem Roman so einiges vorwerfen, allem voran eine Egozentriertheit, die ihresgleichen sucht. Dafür ist King bekannt: Die Kuppel senkt sich in ''[[Die Arena]]'' ausgerechnet über eine US-Kleinstadt, die Supergrippe aus ''[[Das letzte Gefecht]]'' bricht in den USA aus, die einzigen der eigentlich weltüberspannenden Ereignisse, die in ''[[Puls]]'' beleuchtet werden, spielen in Amerika usw. Nun steht die ostamerikanische Kleinstadt [[Dooling]] für die gesamte Erde, deren Frauen für alle Frauen weltweit - USA-zentrierter geht es schlicht nicht mehr, was den allermeisten Amerikanern übrigens gar nicht auffallen dürfte.<br>
In dieser Feststellung aber erschöpft sich schon meine Kritik - der Rest war für mich Lesefreude pur. Das Werk lässt sich als politische, religiöse oder natürlich auch geschlechtsspezifisch motivierte Studie lesen, aber auch - und dafür bürgt der Name King - zur reinen, spannenden Unterhaltung. Wie in so grandiosen Werken wie ''[[In einer kleinen Stadt]]'' oder auch dem schon genannten ''Die Arena'' gelingt es auch hier, eine [[Sleeping Beauties/Charaktere|Vielzahl von Charakteren]] so darzustellen, dass der Leser nicht nur stets weiß, um wen es geht, sondern auch unbedingt mehr von ihnen erfahren will. Selten habe ich in Kings Werk eine so starke Charakterzeichnung erlebt, herausragend hier für mich [[Frank Geary]], der sich - obwohl er grundsätzlich wohl dem Lager der Bösewichte zuzuordnen ist - jeglicher Schwarzweißmalerei entzieht und so glaubhaft rüberkommt wie selten eine Romanfigur. Ähnliches gilt für seinen Antagonisten [[Clinton Norcross]] und dessen Frau [[Lila Norcross|Lila]], wobei diese Liste lange fortgesetzt werden könnte.<br>Etwa zur Hälfte des Romans nimmt er eine für mich sehr unerwartete Wendung, als sich ein zweiter Erzählstrang auftut, der immer wichtiger und zentraler wird und den Leser schnell in seinen Bann ziehtfür sich einnimmt. Heimlicher Protagonist des Buchs ist aber sicherlich die Krankheit [[Aurora]] selbst, so nimmt es auch nicht wunder, dass sie - oder der vergebliche Kampf dagegen - fast die erste Hälfte des Romans einnimmt.<br>
Die Behauptung vieler Rezensenten, man spüre genau, welcher King was schrieb, ärgert mich im Übrigen. Da sagen die Autoren selbst, dass sie dies im Nachhinein nicht mehr unterscheiden könnten, aber manch einer maßt sich an, das besser zu wissen. Unsinn: Ich habe keine Stilbrüche im Text bemerkt, wenn überhaupt, dann vielleicht eine ungewöhnliche Tendenz zu langen Klammer-Einschüben, die eher King-untypisch ist.<br>
Ab hier enthält die Rezension Spoiler!<br>
Zugegeben, der Leser muss mit ungemein vielen herben Verlusten klarkommen, da die Liste der Versterbenden lang ist(vor allem trauere ich um [[Jeanette Sorley]]!), auch kommt einer der [[Drew T. Barry|Haupt-Fieslinge]] nicht nur ungeschoren, sondern auch noch mit einem Happy End davon; aber so ist King eben und so fiebert man bis zum Schluss mit seinen Figuren mit. Genial finde ich wie schon erwähnt die konsequent bis zum Schluss wandelbare Charakterisierung von Frank Geary, seine Verbrüderung mit Clint ist der deutlichste Lichtstreif am Horizont einer von Aurora gebeutelten Welt.<br>
Hätte ich mehr über Evie erfahren wollen? Sicher. Wäre das gut gewesen? Weiß nicht. So gebe ich mich mit meinem Halbwissen zufrieden und freue mich jetzt schon auf die Wiederentdeckung per [[Hörbuch]]!