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Die Verurteilten: Rezension

5.318 Byte hinzugefügt, 17:45, 8. Jan. 2016
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Fazit: Ein Film, den selbst viele lieben, die mit King so gar nichts anfangen können – und für King-Fans ohnehin ein Volltreffer!
 
==[[Benutzer:Tiberius|Tiberius]] (5 / 5)==
Es wird mal wieder schwierig, eine Rezension zu verfassen, die nicht überlang wird. ''Die Verurteilten'' von Frank Darabont nach der Vorlage von Stephen King bietet Stoff für so viele Diskussionen und Analysen. Warum es zum Beispiel gerade eine Novelle zu so großer Beliebtheit schafft, die ganz und gar auf übersinnliche Elemente verzichtet. Warum selbst Puristen aus dem Kinglager von der Umsetzung begeistert sind, obwohl sie sich an vielen Stellen von der Vorlage verabschiedet. Warum vielleicht das eine das andere begründet. Versuchen wir uns mal an einer handlichen Form.
 
Es gibt in meinen Augen zwei hauptsächliche Grundlagen dafür, dass dieser Film so gut funktioniert. Da ist zum einen Kings eigene Vorlage, deren Themen kein Ablaufdatum haben. Das Streben nach Freiheit und Freundschaft sind keine komplizierten Ziele. Sie sind leicht verständlich und nachvollziehbar. Dazu kommt Frank Darabont selbst. Auch bei seinen späteren Umsetzungen - vor allem bei ''The Green Mile'' - merkt man ihm an, dass er nicht nur behauptet, er sei ein Kingfan, man hat auch das Gefühl, er hat die Vorlage verstanden und sie vorlagengetreu adaptiert, nicht für die Leinwand neu erfunden. Dazu kommt sicherlich auch, dass Darabont dank der Produktionsfirma die nötige Freiheit hatte. [[Castle Rock Entertainment]] trug den Firmennamen nicht ohne Grund.
 
Als Ergebnis führt das schlussendlich dazu, dass wir eine zeitlose Geschichte zu sehen bekommen. Wie auch in der Vorlage bin ich bei den beiden Hauptfiguren, Red und Andy Dufresne. Darabonts Umsetzung macht es für mich sogar schwer, Red nicht als Morgan Freeman zu sehen und zu hören, wenn ich die Novelle lese, denn der Schauspieler verkörpert genau das, was King schon in der Vorlage darstellen wollte. Zuverlässigkeit als ''Mann für gewisse Besorgungen'', einen gewissen Witz gegenüber den Mitinsassen, aber auch Mitgefühl gegenüber seinem Freund Andy. Er richtet so die Bühne für Tim Robbins' Figur des Andy Dufresne. Auch hier ist die Wahl und die Umsetzung von Robbins in meinen Augen fehlerfrei. Er wirkt zu Beginn so verkühlt, dass man wohl jedem Geschworenen nachvollziehen kann. Er wirkt aber auch genauso souverän gegenüber den ''Schwestern'' des Shawshank, dass ich ihm sofort glaube, wenn er erzählt, was mit seinem Kiefer bei plötzlichem Tod eintritt. Und er wirkt genauso clever und freundlich, dass ich ihm die Unterstützung der Mithäftlinge aus Nächstenliebe auch abkaufe und mich für ihn freue, als er sein Ziel erreicht und wieder frei ist.
 
Dazu kommt, dass Darabont sich genügend Freiheiten nimmt, um dem Medium Film gerecht zu werden. Er zeigt uns den fantastischen Bob Gunton in der Rolle des Samuel Norton als einzigen, sadistischen Antagonisten. Es ist die Erniedrigung der Neuankömmlinge von ihm zu Beginn und sein Suizid am Ende, welche letzlich die Moral und das Positive unterstützen. Gewalt, Korruption und Ungerechtigkeit verlieren gegen Nächstenliebe, Integrität und Freiheitsdenken. Es wirkt fast romantisch und seicht, doch ist genügend Witz, Dramatik und Dynamik enthalten um den Film nicht ins Lächerliche und Schwache abdriften zu lassen. Dafür sorgt ein relativ kleiner Cast, der uns ernsthaft begegnet. Es sind nur wenige Mithäftlinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Auch Clancy Browns wunderbar gespielten taffen Wachmann Byron Henley bleibt für die gesamte Zeit des Films erhalten und verhindert Verwirrung, welcher Aufseher nun eigentlich böse, richtig böse, oder höllisch böse sein soll.
 
Auch 20 Jahre nach der Kinopremiere von ''Die Verurteilten'' scheint der Film nicht altbacken zu sein. Rein technisch ist hier unter anderem der Vorteil, dass keine opulenten Special Effects genutzt werden, die alt aussehen können. Ich denke aber auch, dass der Film den Zuschauer viele Möglichkeiten gibt. Oberflächlich ist es eine bewegende, manchmal witzige, manchmal tragische Geschichte. Ein paar Zentimeter darunter zeigt sie uns, dass auch in Zeiten in denen Menschen an der Macht sind, die korrupt, sadistisch und ungerecht sein mögen, jeder die Chance hat, daraus auszubrechen und seinem ganz eigenen Shawshank zu entfliehen. Es mag vielleicht manchmal länger als 19 Jahre dauern, vielleicht geschieht es schneller. Was aber wichtig ist, sind Freundschaften, der Glaube an sich selbst und, dass man nicht ganz den eigenen Verstand verliert. Das wirkt und hilft bei der nachträglichen Einschätzung. Auch, wenn man den Film nur einmal sieht wirkt dieser Eindruck positiv nach und sorgt so in meinen Augen dafür, dass so viele Zuschauer ihn dauerhaft so gut bewerten.
 
Es ist übrigens erstaunlich, dass Kings eigene Anekdote nicht nur bei ihm so gut funktioniert. ''Die Verurteilten'' gehört mit ''Stand by Me'' und ''The Green Mile'' zu den drei Werken, mit denen mann Gesprächspartner von der Großartigkeit Stephen Kings überzeugen kann. Besonders dann, wenn man sich als Kingfan outet und negative Reaktionen zurückbekommt. Speziell die beiden Filme von Darabont haben viele gesehen, oder davon gehört. Nur die wenigsten wissen allerdings, von wem die Vorlagen stammen und sind daher überrascht zu hören, dass der ''King of Horror, der Master of Suspense, der Gruselkönig'' auch zu so etwas in der Lage ist.
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[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Frühling, Sommer, Herbst und Tod]]

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