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Der Dunkle Turm

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Der Dunkle Turm (in der Hohen Sprache Can Calyx) ist der mythische Ort, um den sich, wie der Name schon vermuten lässt, der gesamte Dunkle Turm Zyklus, rankt. (Zur gleichnamigen Filmversion hier entlang.)

Er steht in Endwelt, im Kreuzpunkt aller Balken, umgeben von einem schier unendlichen Feld von Rosen, dem Can'-Ka No Rey.

Wie alle Dauerleser wissen, ist der tief im Inneren von Endwelt stehende Dunkle Turm das Ziel von Roland Deschain. Man könnte auch behaupten, er stehe ebenso im Mittelpunkt der kreativen Arbeit von Stephen King, der mehr als dreißig Jahre lang in unterschiedlichen Formen über ihn schreibt.

Roland Deschain vor dem Dunklen Turm

Dieser mächtige grau-schwarze Bau, der in dem als Can'-Ka No Rey bekannten Feld mit Roten Rosen steht, ragt ungefähr hundertachtzig Meter hoch in den Himmel auf. Betritt man ihn jedoch, wird er exponentiell höher. Schmale Fensterschlitze, aus denen ein unheimliches blaues Leuchten dringt, schmücken seine Rundung in einer aufsteigenden Spirale. Das Erkerfenster im Obergeschoss weist viele Farben auf, von denen jede einer der magischen Glaskugeln entspricht. Den innersten Kreis bildet das stumpfe ebenholzschwarz der Schwarzen Dreizehn. Oben aus dem Turm ragen zwei Stahlpfosten, von denen die beiden letzten Balken ausgehen und ein großes X am Himmel bilden. Die massive Tür des Turms besteht aus mit Eisenbändern beschlagenem schwarzem Geisterholz mit dem eingeschnitzen Sigul für Nichtgefunden.

Die Straße zum Dunklen Turm, die dem Bär-Schildkröte-Balken durch die Weißen Lande von Empathica folgt, führt geradewegs zu diesem wichtigsten aller Gebäude. Tatsächlich mündet sie in die kreisförmige Straße, die um den Turm herumführt und sich weiß vom Rot der sie umgebenden Rosen abhebt. Wie die Rosen und die beiden Balken singt der Turm mit tausend Stimmen. Sein Lied gleicht einem musikalischen Teppich, in den die Namen aller Welten verwoben sind.

Als Roland sich im letzten Roman des Zyklus dem Turm nähert, hält der Scharlachrote König in seiner Menschengestalt einen der vielen Turmbalkone besetzt. Dort wartet er mit aufgestapelten Kisten voller Schnaatze und hofft, Roland daran hindern zu können, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Ka hat jedoch andere Pläne. Mithilfe Patrick Danvilles, des jungen Künstlers, den Susannah Dean und er aus den Klauen der Werspinne Dandelo gerettet haben, eliminiert Roland den Roten König, von dem ausschließlich Augen übrigbleiben. Sobalt Roland Talitha Unwins silbernes Kreuz und den ihm verbliebenen Sechsschüsser am Fuß des Turms niederlegt, verwandelt sich das in die Tür geschnitzte Wort von Nichtgefunden zu Gefunden. Roland darf also eintreten.

Eine Illustration aus
Knowing Darkness

Obwohl der Dunkle Turm aus grau-schwarzem Stein erbaut zu sein scheint, ist er in Wirklichkeit der Körper von Gan, des Schöpfers, des Initiators von Ka und des ersten aus der Prim entstandenen Lebewesens. Sein Körper ist nicht nur die Achse sämtlicher Welten, sondern auch der Dreh- und Angelpunkt des Raum-Zeit-Kontinuums. Auf seinen zahllosen Ebenen existieren alle Realitäten und möglichen Realitäten. Als Roland jedoch eintritt und die Wendeltreppe hinaufsteigt, sieht er in einem Raum nach dem anderen keine Inkarnationen der unzähligen Welten des Multiversums, sondern die Geschichte seines eigenen Lebens. Offenbar will der Turm – der ihn mit seiner wie ein Seufzen klingenden Stimme als den Sohn Gileads und des Arthur Eld begrüßt – ihm eine Lektion erteilen, die Roland aus Begriffsstutzigkeit bisher nichts gelernt hat.

Wie der Scharlachrote König verdunkelt und verfärbt Roland sich. Er ist unsterblich und kann in allen Welten und Zeiten leben. Aber obwohl er dazu geboren ist, dem Weißen zu dienen, hat Roland seine Verpflichtungen gegenüber dem Kodex des Eld oft nicht erfüllt. Weil es ihm an Weitblick mangelt, aber auch wegen seinem ehrgeizigen Herzens und seiner übernatürlich schnellen Hände, hat er oft ungewollt dem Todestrieb Discordias statt der Sache des Lebens gedient.

Die Offenbarung, die Roland im obersten Raum des Turmes erwartet, ist die, dass er den Dunklen Turm nicht nur einmal, sondern am Ende vieler, vieler langen Wanderungen erreicht hat. Er ist in einer Endlosschleife gefangen. Jedes Mal, wenn er seine Hand auf den Türknopf der letzten Tür – in die Roland eingeschnitzt ist – legt, tut er das ohne Erinnerung, ohne Vorahnung. Aber diese Tür führt ihn unweigerlich nicht in den stillen Raum, in dem der Gott von Allem residiert, sondern zum Ausgangspunkt seiner hartnäckigen Verfolgung des Mannes in Schwarz durch die Gluthitze der Mohainewüste.

Wie so viele von uns sitzt Roland in einer Falle. Um daraus zu entkommen, muss er als Erstes begreifen, dass er sie selbst geschaffen hat. Gan hat bestimmt, dass Roland seine Wanderung endlos wiederholen muss, weil er das Horn der Deschain nicht bei sich hat. Er hat es auf dem Schlachtfeld am Jericho Hill neben seinem gefallenem Freund Cuthbert Allgood zurückgelassen. Dieser Mangel an Weitblick und Rolands zeitweilige Unfähigkeit, die Spätfolgen seines Handelns abzuschätzen, stellen einen persönlichen Fehler dar, den Roland ausmerzen muss, bevor er das wahre Ziel seiner Suche erreichen kann.

Die zweite Lektion, die Roland lernen muss, bevor er Frieden findet, ist die, dass das Leben selbst, nicht nur die blinde Verfolgung seines Ziels, wertvoll ist. Wir glauben oft, der Zweck heiligt die Mittel. Aber, als Roland sein Lebensziel erreicht, muss er feststellen, dass die Mittel den Zweck besudeln können. Jeder Raum des Turms verkörpert ein Ereignis aus Rolands Leben. Aber jeder enthält auch einen Verlust und einen Verrat. Bei seinem Aufstieg beginnt Roland zu begreifen, dass alle Turmebenen Orte des Todes sind. Aber das sind sie nur, weil seine schnellen Hände und seine Unbeirrbarkeit sie dazu gemacht haben.

Soll die oberste Tür des Dunklen Turms ihn an einen Ort der endlichen Erlösung führen, muss Roland Weitblick und Achtung vor dem Leben erlernen. Und eben dies sind die beiden Lektionen, die er sich im Verlauf des Zyklus zu lernen bemüht hat. Verschwunden ist der Mann, der Jake Chambers in den Abgrund des Zyklopenhaften Gebirgsmassivs fallen ließ, der sämtliche Einwohner von Tull, sogar Alice, seine Geliebte, ohne Gewissensbisse erschossen hat. Und obwohl Gan Rolands Wanderung noch nicht enden lassen will (so barmherzig ist Ka nie), erkennt er die Fortschritte unseres Revolvermanns an. Er lässt ihn das Horn seiner Väter aufnehmen und mit sich tragen. Wenigstens bis zu einem gewissen Maß hat Roland Weitblick, Barmherzigkeit und Lieben gelernt. Damit hat er sich das Recht verdient, ein weiteres starkes Symbol der Weißen zu tragen.

Vielleicht schildert die Geschichte, die der Dark-Tower-Zyklus beschreibt die vorletzte Reise Rolands nach Endwelt. Wenn er sich in Acht nimmt, ist Rolands nächste Reise dorthin vielleicht seine letzte.

Der Turm ist der Nexus aller Welten - und doch ist er nur in jener Schlüsselwelt als Turm zu sehen. In anderen Welten des Multiversums existiert er als Rote Rose (etwa in der Fundamentalen Welt), in einigen sogar als Hund namens Rover.

Verbindungen zu anderen Werken

   
Der Dunkle Turm
"Der König ist in seinem Turm, isst Brot und Mold! Die Brecher sind im Keller, machen all das Gold!"

[später: Die] Vision eines riesigen schiefergrauen Turms, der in einem Feld mit Rosen steht. In einem Feld aus Blut.

[Aber sie leugnet ihre Vision:] Kein Abbalah kein Abbalah-doon kein Turm keine Brecher kein Scharlachroter König nur Träume alles nur meine Träume.

   
Der Dunkle Turm

—Heyne, Seite 71


Schauplätze in Endwelt
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