Der Herr der Ringe
Der Herr der Ringe (englischer Originaltitel The Lord of the Rings) ist ein dreiteiliger Roman von J. R. R. Tolkien und ein Klassiker der Fantasy-Literatur. Er gilt als Prototyp der sogenannten High Fantasy. Im englischen Original erschien er in drei Teilen in den Jahren 1954 und 1955, wobei alle Teile jedoch vor der Veröffentlichung bereits fertig geschrieben waren (anders als bei J. K. Rowlings Harry Potter oder Stephen Kings Dunkler-Turm-Zyklus).
Die erste deutsche Übersetzung wurde 1969 und 1970 veröffentlicht. Weltweit wurde der Roman bis heute etwa 120 Millionen Mal verkauft. Vor fünfzig Jahren geschrieben, gelangt er doch noch einmal um die Jahrtausendwende zu einem neuen Hochpunkt. Dies ist auf die extrem erfolgreiche Verfilmung durch den Regisseur Peter Jackson zurückzuführen. Bereits der erste Teil der Verfilmung spielte die Produktionskosten an den Kinokassen wieder ein - für alle drei Teile!
Inhaltsverzeichnis
Zum Werk
Der Herr der Ringe besteht aus folgenden Werken:
- Die Gefährten (The Followship of the Ring)
- Die zwei Türme (The two Towers)
- Die Rückkehr des Königs (The Return of the King)
Als Vorgeschichte kann Tolkiens Werk Der kleine Hobbit (The Hobbit) angesehen werden. Zahlreiche Begleitbücher erschienen, wie das Silmarillion, einer Art Enzyklopädie zu Tolkiens Welt oder Die Söhne Hurins, welche die Geschichte der Zwerge weiterführt.
Der Herr der Ringe ist in sechs Bücher untergliedert und besitzt einige Anhänge. Anstatt in einer Gesamtausgabe wurde das Werk entgegen dem ausdrücklichen Wunsch des Autors in drei Bänden publiziert – auf Wunsch der Verleger, insbesondere von Rayner Unwin und vor allem wegen der hohen Papierpreise im Nachkriegsengland. Band I erschien am 29. Juli 1954, Band II am 11. November desselben Jahres und Band III nach längerer Verzögerung, welche Arbeiten am Index geschuldet war, am 20. Oktober 1955.
Tolkien hat dennoch mehrfach zum Ausdruck gebracht, keine Trilogie, sondern einen einzigen Roman geschaffen zu haben. Ursprünglich sollten die sechs Bücher der Handlung eigenständige Titel tragen; nachdem die drei Bände mit Namen versehen waren, nahm man hiervon jedoch Abstand. Die geplanten Titel waren:
- Die Gefährten
- Der Ring wandert
- Der Ring geht nach Süden
- Die zwei Türme
- Isengarts Verrat
- Der Ring geht nach Osten
- Die Rückkehr des Königs
- Der Ringkrieg
- Das Ende des Dritten Zeitalters.
Die zwei Türme war als Titel nach Auskunft Tolkiens eine reine Verlegenheitslösung, um die vielfältigen Handlungsstränge des Bandes zusammenzufassen. „Vermutlich“ seien damit zwei der fünf Türme Minas Morgul (Turm der Magie, ehem. Minas Ithil: Turm des Mondes), Minas Tirith (Turm der Wacht, ehem. Minas Anor: Turm der Sonne), Barad-dûr (Sitz Saurons), Orthanc (Sitz Sarumans, bedeutet Gabelberg) oder Cirith Ungol (der Turm, der den geheimen Zugang nach Mordor bewacht) gemeint. Tolkiens eigener Entwurf für den Bucheinband (welcher jedoch erst in den 1990er Jahren für eine britische Ausgabe tatsächlich genutzt wurde) gibt der Kombination Orthanc und Barad-dûr den Vorzug. Gemeint könnten jedoch auch die Zähne von Mordor sein, nämlich die beiden Türme am Morannon, da im Text nur hier die ausdrückliche Bezeichnung „Die zwei Türme“ verwendet wird.
Den dritten Teil hätte der Autor lieber Der Ringkrieg genannt, da Die Rückkehr des Königs seiner Meinung nach zu viel über das Ende verrate.
Der dritte Band enthielt in der Originalausgabe umfangreiche Anhänge. Diese finden sich in allen englischen Ausgaben, werden in Deutschland aber nur in den gebundenen Ausgaben eingeschlossen. Im Wesentlichen erläutern die Anhänge die Hintergründe und den Werdegang der wichtigsten Akteure der Ringgemeinschaft vor und nach den Ereignissen der sechs Bücher, sowie einige Grundzüge der durch die Akteure verwendeten Sprachen und Schriften.
Der Herr der Ringe als Allegorie?
Tolkien versicherte in seinem Vorwort zur revidierten Ausgabe von 1966, dass die beiden Weltkriege, die er miterlebt hatte, keine Grundlage für sein Werk legten. Er wollte einfach ein Buch mit einer langen, den Leser fesselnden Geschichte schreiben.
Was die tiefe Bedeutung oder 'Botschaft' des Buches angeht, so hat es nach Absicht des Autoren keine. Es ist weder allegorisch, noch hat es irgendeinen aktuellen Bezug. Der wirkliche Krieg hat weder in seinem Verlauf noch in seinem Ausgang eine Ähnlichkeit mit dem Krieg der Sage. Hätte er als Vorbild gedient, so hätte man sich des Rings sicherlich bemächtigt und ihn gegen Sauron verwendet; und Sauron wäre nicht vernichtet worden, sondern unterworfen, und Barad-dur nicht zerstört, sondern besetzt. | ||
—aus dem Vorwort Tolkiens zur revidierten Ausgabe von 1966 |
Inhalt
- Es wird davon berichtet, wie der mythische Kontinent Mittelerde vom so genannten Dritten Zeitalter in das Vierte übergeht. Eine zentrale Rolle spielen dabei die 20 Ringe der Macht (3 Elbenringe, 7 Zwergenringe, 9 Menschenringe, ein Ring des dunklen Herrschers) besonders der Eine Ring, der vom Herrscher des Bösen in Mittelerde, Sauron, gefertigt wurde, der den größten Teil seiner eigenen Macht in diesen Ring eingebracht hat. Diesen Ring hat er heimlich geschmiedet und wollte damit alle anderen Ringträger beeinflussen und beherrschen. Bevor der Ring geschmiedet wurde, wurden den Menschen neun, den Zwergen sieben und den Elben drei Ringe gegeben.
- Die Menschen sind den Ringen sehr schnell verfallen und wurden daraufhin Nazgûl (Schwarze Sprache, Deutsch: Ringgeister). Das sind Schrecken verbreitende Wesen, die immer noch unter Saurons Macht stehen, nach dem Ring suchen und von keinem Mann oder Zauber getötet werden können. Die Zwerge waren zu sehr am Gold interessiert und zu stur, um sich unterwerfen zu lassen. Den Elben gelang es, ihre drei Ringe vor Sauron in Sicherheit zu bringen, als sie merkten, was er vorhatte. Diese drei Ringe wurden nie von Sauron berührt und waren daher mächtige Werkzeuge im Kampf gegen ihn. Narya, den Ring des Feuers, trägt Gandalf, die anderen beiden gehören den Elbenherrschern Elrond und Galadriel.
- Um seine Schreckensherrschaft auf ganz Mittelerde auszuweiten, fehlte Sauron nur noch der „Eine Ring“. Dieser Ring wurde ihm am Ende des 2. Zeitalters in der letzten Schlacht um Mittelerde von Isildur, Elendils Sohn, mit dem abgebrochenen Heftstück des Schwertes Narsil vom Finger geschnitten. Nach dem Wunsch Elronds sollte er eigentlich zurück zu den Feuern des Schicksalsberges gebracht werden, wo er von Sauron geschmiedet wurde, denn nur dort kann er vernichtet werden. Isildur aber wurde von seiner Schönheit geblendet und beschloss, ihn als Erbstück seines Geschlechtes zu behalten.
- Als sie auf dem Weg zurück in ihre Heimat waren, wurden er und seine Leibwache von einer kleinen Gruppe Orks angegriffen. Isildur steckte sich den Ring, der seinen Träger unsichtbar macht, an den Finger und sprang in einen nahegelegenen kleinen Fluss. Doch der Ring glitt ihm im Wasser vom Finger und verschwand im Schlamm. Wieder sichtbar wurde sein Träger danach von den Orks in einem Pfeilhagel getötet.
- Von den Geschehnissen zwischen Isildurs Tod und „Der kleine Hobbit“ wird in der Geschichte des Dritten Zeitalters von Mittelerde genauer berichtet. Dieser Ring, mit der versteckten Inschrift: „Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben, und ewig zu binden“ („Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul“ in der Sprache von Mordor), war lange verschollen und wurde in der Vorgeschichte des Herrn der Ringe (siehe Der kleine Hobbit) von Sméagol, einem Hobbit aus dem Volk der Starren, gefunden. Der „Eine Ring“ ließ ihn von diesem Zeitpunkt an nicht mehr altern. Als er von seiner Familie verstoßen wurde, floh er ins Nebelgebirge, wo er fortan in einer alten Orkhöhle lebte. Durch den schlechten Einfluss des Rings verdorben, mutiert er dort zum Geschöpf Gollum.
- Eines Tages suchte sich der Ring aber einen neuen Träger: Bilbo Beutlin. Gollum taucht in den Herr-der-Ringe-Büchern sowie auch in den Filmen noch manchmal auf und trägt dazu bei, dass der Ring vernichtet wird, obwohl er ihn eigentlich wieder für sich selbst haben möchte. Bilbo gibt den „Einen Ring“ – von dem er bloß weiß, dass er den Träger unsichtbar macht, dessen tieferes Geheimnis er aber nicht kennt – an seinen Neffen Frodo Beutlin weiter.
- Um zu verhindern, dass der Ring je in Saurons Hände fällt, muss er vernichtet werden. Das jedoch ist nur in einem Vulkan (dem Schicksalsberg) im Herzen von Saurons Reich (Mordor) möglich, an derselben Stelle, wo er auch geschmiedet wurde. Frodo macht sich zusammen mit acht Gefährten auf, den Ring zu vernichten. Die Gemeinschaft besteht aus den zwei Menschen Aragorn und Boromir, dem Zauberer Gandafl, dem Zwerg Gimli, dem Elben Legolas und vier Hobbits: Frodo Beutlin, dessen besten Freund Samweis Gamdschie und zwei weieren Freunden Peregrin Pippin Tuk und Meriadoc Merry Brandybock.
- Frodo stellt sich im Prinzip als der einzige heraus, der diese gefährliche Aufgabe übernehmen kann. Die Menschen sind zu schwach und korrumpierbar, um den Ring zu beherrschen, die Zauberer sind entweder dem Bösen verfallen oder wissen zu viel, um dem Ring nicht zu verfallen, die Zwerge interessieren sich hauptsächlich für Bergwerke und Gold, und die Elben verlassen Mittelerde, da ihre Zeit vorbei ist. Der Großteil des Werkes erzählt von der beschwerlichen Reise Frodos und seiner Gefährten während der Ringkriege.
- Der Herr der Ringe ist eine in sich geschlossene Geschichte, gleichzeitig aber auch eine Fortsetzung des Kinderbuchs „Der kleine Hobbit“. Eine umfassende Mythologie Mittelerdes ist im Silmarillion zusammengestellt. Es erzählt von der Vorgeschichte Mittelerdes, der Blütezeit der Elben, den verschiedenen Kriegen, der Geburt der Menschen und der Eifersucht der Götter, und erinnert entfernt an die germanische und griechische Mythologie. Das Silmarillion wurde nach J. R. R. Tolkiens Tod von dessen Sohn Christopher aus unvollendeten Aufzeichnungen zusammengestellt. Der Name Mittelerde leitet sich von dem Wort Midgard ab, das aus der germanischen Mythologie stammt. Der Eine Ring erinnert an den Draupnir der germanischen Mythologie.
Verfilmungen
Tolkien hatte die Filmrechte noch zu Lebzeiten „für einen Apfel und ein Ei“ verkauft, nach seiner eigenen Aussage hauptsächlich, damit sie nicht irgendwann an die Disney Company gehen, deren Filme er verabscheute, und weil er die Bücher ohnehin für unverfilmbar hielt.
Es existieren Zeichentrickversionen des Herrn der Ringe, darunter die bekannteste 1978 von Ralph Bakshi ist Der Herr der Ringe (1978). Trotz des revolutionären Zeichenstils hatte der Film wenig Erfolg. Gründe hierfür dürften die im englischen Original sehr schlechten Sprecher sowie die misslungenen Dialoge sein.
Die erste Verfilmung mit Schauspielern unter der Regie von Peter Jackson kam zwischen 2001 und 2003 in drei Teilen in die Kinos. Der Film wurde in Neuseeland gedreht und von New Line Cinema produziert. Finanziert wurden die drei Kinofilme durch deutsche Medienfonds. Dadurch konnte die Handlung entsprechend der Aufteilung der Buchvorlage auf die drei Filme Die Gefährten, Die zwei Türme und Die Rückkehr des Königs verteilt werden.
Manche Freunde der Romanvorlage werfen Jackson vor, dass die Handlung teilweise stark abgeändert (so kamen in der Vorlage keine Elben bei der Schlacht von Helms Klamm vor; das Enting der Ents wird aus Zeitgründen des Films um einige Tage gekürzt, wodurch deren gemütliche und bodenständige Art nicht ganz vermittelt werden kann; und Boromirs Bruder Faramir verfällt dem Ring, obgleich er neben Frodo im Buch der einzige ist, der seine Macht nicht nutzen will) und um mehrere ganze Kapitel gekürzt wurde. Die wichtigsten Kürzungen sind wohl der Alte Wald und die Begegnung mit Tom Bombadil, die jedoch bereits in der Zeichentrickversion fehlten, sowie der abschließende Kampf der Hobbits gegen Sarumans Schergen bei der Befreiung des Auenlandes. So erfährt der Kinobesucher nicht, dass der böse Zauberer Saruman am Ende stirbt, was den Schauspieler von Saruman erzürnte, da das Ende dennoch gedreht wurde.
Beliebt
Laut einer Umfrage der ZDF-Show Unsere Besten – Das große Lesen, an der im September/Oktober 2004 etwa 260.000 Deutsche teilgenommen und ihre Lieblingsbücher gewählt haben, ist es das beliebteste Buch Deutschlands. Es gilt als das führende Werk eines Trends bei vorwiegend jüngeren deutschen Lesern, Bücher zu lesen, deren Handlung in komplexen Parallelwelten spielt. Allerdings dürfte dieses Umfrage-Ergebnis durch die zuvor im Kino gezeigten Filme beeinflusst worden sein.
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