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Benutzer:Croaton/Tipps Archiv 2012

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Januar Zum Auftakt von 2012 gibt's wie im letzten Jahr meine Top Ten des Jahres 2011 (das Erscheinungsdatum hat nichts mit der Top Ten zu tun; dies sind lediglich die besten 10, die ich im vergangenen Jahr erstmals gelesen habe):

  • Platz 10: Kathryn Stockett, The Help (Gute Geister)
Ich dachte, dies sei ein Frauenroman, doch auch wenn tatsächlich nur Frauen im Zentrum der Geschichte stehen, ist dieser ergreifende Roman auch für Männer gut lesbar. Mit einer geschickten Mischung aus Humor und Dramatik liefern drei Frauen als abwechselnde Ich-Erzählerinnen eine ungeschminkte Darstellung der teils unglaublichen Missstände im rassistischen Amerika der 1960er Jahre. Schon jetzt ein moderner Klassiker.
  • Platz 9: Ninni Holmqvist, The Unit (Die Entbehrlichen; aus dem Schwedischen)
In einer Welt, in der Menschen, die keine Kinder gezeugt haben, ab dem 50. Lebensjahr als entbehrlich gelten, bleibt ihnen nur ein Ort: die "Abteilung", wo man doch noch Verwendung für sie findet …
  • Platz 8: S.J. Bolton, Now You See Me (noch ohne deutsche Übersetzung)
Ein Killer treibt sein Unwesen in London und schwört dabei die Gräueltaten von Jack the Ripper herauf. Doch ist es Zufall, dass ausgerechnet die Polizistin Lacey Flint in den Fall verwickelt wird, die seit ihrer Kindheit von dem Serienkiller des 19. Jahrhunderts fasziniert ist? Killerjagd mit unvorhersehbaren Wendungen.
  • Platz 7: Lauren Oliver, Before I Fall (Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie)
In Murmeltiertag-Manier erlebt die 17-jährige Ich-Erzählerin - eine anfangs oberflächliche, verzogene Göre, die ihre Tage damit verbringt, ihre Klassenkameradinnen zu mobben - denselben Tag immer und immer wieder: den Tag ihres Todes. Kann sie etwas gegen diese Zeitschleife tun?
  • Platz 6: Sebastian Fitzek, Die Therapie
Die Tochter eines prominenten Psychiaters erkrankt mit mysteriösen Symptomen, kurz darauf verschwindet sie spurlos. Jahre später zieht sich der gebrochene Vater auf eine Insel zurück, wo ihn eine Unbekannte aufsucht, die glaubt, nur von ihm behandelt werden zu können. Im Lauf der Therapie wird klar, dass die fremde Schöne etwas über seine Tochter weiß ...
  • Platz 5: Chris Cleave, Little Bee
Abwechselnd aus der Sicht einer flüchtigen Nigerianerin und einer Londonerin erzählt, die diese mehr oder weniger freiwillig aufnimmt, lässt das Geschehen einen einfach nicht mehr los. Nie weiß der Leser so genau, ob er jetzt herzhaft lachen oder verzweifelt weinen soll. Der Schluss ist ein Highlight der letzten Jahre, und ich habe mich auf jeder Seite blendend unterhalten gefühlt.
  • Platz 4: Sebastian Fitzek, Amok Spiel
Ein Verrückter bricht in einen Berliner Radiosender ein und nimmt sich mehrere Geiseln, mit denen er – live – ein Spiel spielen will. Der Einsatz: das Leben der Gefangenen. Die Polizistin Ira wird kurz vor ihrem seit langem geplanten Selbstmord in den Fall verwickelt und rafft sich ein letztes Mal auf zu kämpfen; unter den Geiseln nämlich befindet sich ihre Tochter …
  • Platz 3: Michael Prescott, Stealing Faces (ohne deutsche Übersetzung)
Der ganz besonders spannende Roman fesselt bis zur letzten Seite und erzählt die Geschichte eines Killers, der gestalkt wird. Eine außergewöhnliche Ausgangssituation fürwahr! Und das Katz- und Mausspiel der beiden ist Thrillerliteratur der Nägelkausorte.
  • Platz 2: Patrick Sénecal, Les sept jours du talion (ohne deutsche Übersetzung)
Wer des Französischen mächtig ist, darf sich auf einen Thriller der Extraklasse freuen, der an die Nieren geht und sehr zum Nachdenken anregt. Die Verfilmung "7 Days" ist gelungen, kann der Vorlage an Tiefe und Intensität aber nicht das Wasser reichen. Ein Mann entführt den Mörder seiner Tochter aus dem Polizeigewahrsam und schwört Rache. Trotz Selbstjustizthematik nie reißerisch, aber unvergesslich.
  • Platz 1: S.J. Watson, Before I Go To Sleep (Ich darf. Nicht. Schlafen.)
Seit über 20 Jahren leidet Christine an einer Sonderform der Amnesie: Im Schlaf vergisst sie, was am Vortag passiert ist, sodass sie jeden Morgen neben einem Fremden aufwacht - ihrem Ehemann. Doch plötzlich wird ihr ein Tagebuch zugespielt, das sie selbst verfasst haben soll. Seite um Seite rekonstruiert Christine ihr schreckliches Schicksal. Fesselnd!

Februar

  • Buchtipp: Mike Lancaster, 0.4 (0.4 - Eine perfekte neue Welt)
Ein starker Roman, nicht nur - aber insbesondere - für Fans distopischer Romane im Stil von Brave New World oder Fahrenheit 451.
Bei einem harmlosen Talentwettbewerb versucht sich ein Schüler an einer Hypnosenummer, doch nachdem die Freiwilligen aus ihrer Trance geweckt werden, ist etwas Schreckliches passiert: Niemand scheint sie mehr zu kennen ... Eine irre Ausgangslage, aus der das Buch eine spannende Geschichte entspinnt. Die Auflösung wird nicht jedem gefallen; nach meinem Geschmack war sie aber allemal. Den Roman in die Sparte Jugendliteratur zu stecken halte ich für überflüssig - ich habe mich perfekt unterhalten gefühlt. Eine Fortsetzung scheint angedacht. Ich bin dabei!
  • Filmtipp: The Artist
Der schönste Film, den ich seit langer Zeit gesehen habe - und es gibt trotz zahlreicher Oscar-Nominierungen in einem Umkreis von 100km nur EIN Kino, das in zeigt ... Wie kann das sein?! Egal: Der schwarzweiße Stummfilm ist ein geniales Wagnis, das mich komplett gebannt hat. Einziger Kritikpunkt: An Zuschauer, die des Englischen nicht mächtig sind, wird nicht gedacht, denn Zeitungsschlagzeilen, Plakataufdrucke oder Postkartenaufschriften werden einfach nicht übersetzt. Man wird den Zusammenhang zwar dennoch verstehen, trotzdem kann ich diesen Lapsus nicht nachvollziehen. Großes Kino für Erwachsene ... die Facebook-Generation wird sich wohl eher die Haare raufen.

April

  • Buchtipp: Anthony Horowitz, The House of Silk (Das Geheimnis des Weißen Bandes)
Was im Deutschen nach den drei ??? klingt, ist in Wirklichkeit ein neues Abenteuer rund um Sherlock Holmes; ein gewagtes Unterfangen des Autors, das aber voll aufgeht, da Holmes-Fan Horowitz viel Zeit und Liebe in sein Projekt gesteckt hat. Der wahre Liebhaber der Geschichten (diejenigen also, die vor den grauslichen Neuverfilmungen mit Robert Downey Jr. zurückschrecken wie der Vampir vorm Weihwasser) könnte jederzeit dem Glauben verfallen, Conan Doyle selbst könnte das Buch verfasst haben - einzig die "Überlänge" setzt den Roman von anderen Holmes-Storys ab. Hier gerät der Meisterdetektiv selbst in Mordverdacht; sein treuer Gefährte Dr. Watson ist gefragt! Spannend und sympathisch - ein Fest für jeden Holmes-Kenner.
  • Filmtipp: Titanic 3D
Über den Film muss man nicht viel sagen - man liebt ihn oder man hasst ihn. Die 3D-Effekte sind gut, nicht weil einem viel um die Ohren fliegen würde, sondern weil man mitten reingezogen wird in die Liebesgeschichte und ihr tragisches Ende. Ich finde, der Film hat auch nach fast fünfzehn (!) Jahren nichts von seiner erzählerischen Wucht verloren.

Mai

  • DVD-Tipp: Die Haut, in der ich wohne
Ein verstörender Film, bei dem ich fast über die gesamte Strecke zwischen 0 und 5 Punkten schwankte! Doch was letztlich den Ausschlag Richtung 5 gibt, ist die Nachwirkung: Ich kriege viele Bilder nicht aus dem Kopf, die Story beschäftigt mich lang über das Sehen hinaus - und das zeichnet einen gelungenen Film doch aus, oder? Ich werde mir jedenfalls umgehend die französischsprachige Buchvorlage besorgen und die Geschichte des fanatischen Arztes, der mit Hilfe einer gefangenen Frau eine neue, robustere Haut herstellen will, in der Ursprungsversion nachlesen!