Über das Unheimliche
Über das Unheimliche (im Original: What's Scary dt.: "Was Angst macht") ist ein Essay von Stephen King, das 2010 als Vorwort zur neuen Auflage seines Sachbuchs Danse Macabre erschien, wo es zwanzig Seiten einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
King gesteht, dass er auch heute noch, im Alter von 63 Jahren, Horrorfilme liebt und dazu auch voll und ganz steht. Noch immer fragt er sich, warum manche dieser Horrorfilme funktionieren und manche so daneben gehen. Doch hauptsächlich will er darstellen, dass Menschen, die gerne Horror lesen und sehen, völlig normale Menschen mit einer überbordenden Phantasie sind - diese Menschen sind mutig, da sie den Alltag trotz aller schrecklichen Möglichkeiten meistern und benutzen das Horrorgenre als Ventil für ihre Ängste.
Filmbesprechungen dreier Meisterwerke
Über dreißig Jahre sind vergangen seit der Erstauflage - Anlass genug für King, einige der gelungeneren Filme der letzten Zeit unter die Lupe zu nehmen. Ausführlich bespricht King, wie die Filme The Blair Witch Project (1999) und The Last House on the Left (2009; siehe auch hier), die er als die besten Horrorfilme der letzten 15 Jahre bezeichnet, funktionieren und die Zuschauer in ihren Bann schlagen. Seine Kernaussage ist, dass Effekte immer im Hintergrund stehen müssen und dass der wahre Schrecken nur funktioniert, wenn dieser sich echt anfühlt: [1]
Wenn ein Horrorfilm funktionieren soll, muss etwas darin sein, das über das Verspritzen von Blut hinausgeht. Sei es durch Zufall oder weil sie Genies sind, gelingt es manchen Filmemachern, dieses Etwas zu erhaschen; sie tasten sich in unser Unterbewusstsein vor und finden Dinge, die so schrecklich sind, dass wir ihnen nicht einmal einen Namen geben können und erlauben es uns, ihnen gegenüberzutreten. Aber nur indirekt; wenige von uns sind in der Lage, dem Monster geradewegs in die Augen zu blicken. | ||
King mag die von Blair Witch inspirierten "Doku-Horrorfilme" wie Cloverfield oder auch District 9, den er als "perfekten Geniestreich" bezeichnet. Nun aber kommt King auf sein Lieblingsgenre innerhalb des Horrors zu sprechen, die Zombies. Besonders lobt er das Remake von George A. Romeros Dawn of the Dead und die Parodie Shaun of the Dead. Bei seiner Analyse von Dawn bezeichnet King dessen Anfang als "eine der besten Eröffnungssequenzen eines Horrorfilms, die je gefilmt wurden" und sieht deutliche Parallelen zwischen diesen Monstern und Amerikas Angst vor Terroristen.
Kurzer Blick auf 25 weitere Filme
Gegen Ende nennt er die – abgesehen von den ausführlich besprochenen – für ihn besten 25 Horrorfilme seit Danse Macabre erschien und kommentiert sie kurz (maximal ein Abschnitt, gelegentlich nur ein Satz). Er kommt zu dem Schluss:
Nicht jeder von uns hat dieselben Angst-Rezeptoren. (...) Kino-Horror ist eine mächtige Kunstform, und unter der Oberfläche verbirgt sich viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Darin begründet sich ihr vielfältiges, dunkles Vergnügen. [2] | ||
Folgende Filme werden gelistet:
- From Dusk Till Dawn (eine Mischung aus Gangster- und Vampir-Film)
- Scream (Mischung aus Komödie und hartem Horror über einen Serienkiller)
- Mimic (ein Experiment geht schief und Killerinsekten attackieren die Menschen)
- Event Horizon (Science-Fiction Horror über ein Raumschiff, das lebt; King bezeichnet die Handlung zwar als chaotisch ("messy"), ist aber begeistert von den visuellen Eindrücken)
- Pi (verstörender Film über einen Mathematiker, der langsam wahnsinnig wird)
- Deep Blue Sea (Hai-Horror; King mag den Film zwar nicht sonderlich, findet die zentrale Schrecksekunde rund um Samuel L. Jackson jedoch unglaublich gelungen: "Ich schrie laut auf, und ich behalte jeden Horrorfilm, dem das gelingt, in guter Erinnerung." [3])
- Stir of Echoes (dt.: Echoes; durch Hypnose ist Kevin Bacon in der Lage, in das Totenreich zu blicken)
- Final Destination (der Tod selbst holt sich Jugendliche zurück, die gegen seinen Willen einem Flugzeugabsturz entkamen)
- Jeepers Creepers (ein Serienkiller mit übernatürlichen Fähigkeiten)
- The Mothman Prophecies (Richard Gere auf der Suche nach einem mysteriösen Wesen)
- Eight-Legged Freaks (dt.: Arac Attack; Spinnen-Horror, der eher amüsiert als erschreckt)
- 28 Days Later (Zombie-Film)
- Shaun of the Dead (Zombie-Parodie)
- Feux Rouges (französischer Film im Stil von Duell)
- Saw I+II (Serienkiller-Thriller)
- The Jacket (ein Kriegsveteran wird zu einem Zeitreise-Experiment gezwungen)
- Pan's Labyrinth (spanischer Phantasie-Film)
- The Descent (sechs Bergsteigerinnen verirren sich in einer unterirdischen Hölle, die von Monstern bewohnt wird)
- Snakes on a Plane (Schlangen-Horror)
- The Hitcher (ein Anhalter dreht durch)
- Zimmer 1408
- Der Nebel
- Funny Games (Remake des gleichnamigen deutschen Films über zwei junge Männer, die eine Familie terrorisieren)
- The Ruins (Verfilmung von Scott Smiths Roman Dickicht)
- The Strangers (ein junges Pärchen wird zufällig von drei Psychopathen ausgewählt und in seinem Haus in den Wahnsinn getrieben)
Quellen und Links
- ↑ Originalzitat: "If a horror movie is going to work, there has to be something in it beyond splatter. Either by pure chance or by pure genius, some filmmakers are able to reach that something; they grope into our subconscious minds, find the things so terrible we can't even articulate them and allow us to confront them. Not directly though; few of us are able to look straight into the eyes of the gorgon." (Seite xiii)
- ↑ Originalzitat: "None of us have quite the same fear receptors. (...) Cinematic horror is a potent art form, and there's a lot more going on under the surface than immediately meets the eye. Therein lies [sic!] its many dark pleasures." (Seite xxxi)
- ↑ I screamed out loud, and I treasure any horror movie that can make me do that.