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:Doch noch immer bleibt die Frage: Was tun? Schlafen ist unmöglich, obschon es bereits spät ist, nach Mitternacht. Bob würde gegen Abend zurückkommen, es bleiben ihr noch etwa 18 Stunden, eine Entscheidung zu treffen. Wenn sie nur darüber schlafen könnte! Doch kaum schließt Darcy die Augen, als sie schon von den Leichen, von Bobs Harem, heimgesucht wird. Das alles konnte doch einfach nicht wahr sein. Als Kind war sie davon überzeugt, dass es eine Parallelwelt gab, die unserer fast aufs Haar glich, nur dass dort alles etwas düsterer war und dass es dort drüben auch eine dunklere Version ihrer selbst gab. Sie vermutete diese Welt hinter jedem Spiegel und wollte diese dunkle Darcy unbedingt einmal sehen. Jetzt ist sie in diese Welt vorgestoßen, doch sie hat nicht sich selbst getroffen, sondern die dunkle Version ihres eigenen Mannes.
:Wider Erwartens schläft sie doch ein. Sie erwacht nicht, als Bob um kurz vor drei Uhr nachts nach Hause kommt. Kein Wunder: Er fährt langsam und hat die Lichter des Autos ausgeschaltet.
==Wenn die Zahnpasta erst einmal draußen ist (8 + 9)==
:Bob weckt sie um 2:45 Uhr in der Nacht, sie müssten reden. Darcy kommt zu sich und kann gerade noch so einen Schrei unterdrücken, als sie Bob da auf der Bettkante sitzen sieht. Und ihr ist klar, dass er weiß, dass sie Bescheid weiß. Nun, so meint er ohne Umschweife, sei es an ihr zu entscheiden, ob er den Rest seines Lebens im Staatsgefängnis [[Shawshank]] verbringen müsse.
:Darcy gibt vor, nicht zu wissen, wovon er redet, doch Bob ist hinterlistig. Er hatte Thesafilm über das Brett geklebt, hinter dem sich sein Versteck befindet und hat gesehen, dass sie es entdeckt hat; zudem hat er ihren Computer gecheckt und ihre letzten Internetseiten gefunden - sie braucht ihm nichts vorzumachen. Aber eins müsse sie tun: ihm zuhören. Denn ''er'' sei unschuldig. Alles, so Bob voller Überzeugung, sei die Schuld von [[Bryan Delahanty]]. Darcy hört zu und erkennt mit jedem Wort immer deutlicher, wie wahnsinnig Bob ist. Wie konnte sie das vorher nicht sehen? Es ist, als stoße sie nun zu einem unterirdischen See vor, der mit vielen Erdschichten bedeckt war und auf dessen Oberfläche schöne Pflanzen wuchsen.
:Bryan Delahanty, kurz B.D. oder auch Beatie, war der weiter oben bereits erwähnte beste Freund Bobs, der bei einem Unfall ums Leben kam. Er hatte [[Ereignisse im Stephen King Universum im Jahr 1979|1979]] die Idee, die High School von Castle Rock zu überfallen und einen Amoklauf zu starten. Er wollte Lehrer erschießen und geile Schülerinnen vergewaltigen und plante seinen Streifzug minutiös, bis hin zu einem Fluchtplan - und er steckte Bob mit seiner Begeisterung an. B.D. hasste hochnäsige Frauen, die einen mit ihren Reizen lockten und dann fallen ließen; die müssten dafür bezahlen. Bob klingt, als gebe er Dinge wieder, die jedem Mann schon einmal durch den Kopf gegangen seien und glaubt, dass es tatsächlich zu dieser Attacke gekommen wäre, hätte der Unfall B.D. nicht getötet.
:Aber B.D. kam zurück, seine Ideen infizierten Bob, der sich nicht dagegen wehren konnte. "Wenn die Zahnpasta erst einmal draußen ist, kriegt man sie unmöglich wieder rein." So konnte er nicht anders, als B.D.s Ideen in die Tat umzusetzen und sich auf die Jagd nach hochnäsigen Frauen zu machen. Im Gegenzug verrichtet er, Bob, gemeinnützige Arbeit, um für eine Balance in der Welt zu sorgen, doch es sei Beatie, der die Morde begehe; Bob könne sich kaum an die Taten erinnern. Doch Darcy sieht ihm an, dass dies eine faustdicke Lüge ist.
:Er wird nun aber damit aufhören, hat ja schon einmal (er glaubt für über 20 Jahre) alle Triebe unterdrückt beziehungsweise mit diversen Zeitschriften nach Ablenkung gesucht; jetzt ist es endgültig vorbei ... wenn Darcy ihn lässt. Er wird ihr nicht wehtun, schließlich liebt er sie. Er wird ihre Entscheidung akzeptieren, ist sich im Klaren darüber, dass sie um die Konsequenzen weiß, falls sie ihn auffliegen lässt: dass niemand glauben wird, dass sie über 30 Jahre lang nichts wusste von den Morden; dass sie fortan für sich selbst sorgen müsste, wenn Bob im Gefängnis saß; dass das Leben ihrer Kinder ruiniert wäre. Er würde standhaft bleiben und nie mehr morden - und sollte ihn der Trieb doch überkommen, würde er sich augenblicklich das Leben nehmen. So fragt er sie ganz offen: Wird sie ihm vergeben? Wird sie ihm eine Chance auf ein neues Leben einräumen?
:Sie starrt ihn an, denkt tatsächlich darüber nach. Plötzlich bittet sie ihn, hoch und heilig zu versprechen, dass er ''wirklich'' aufhören würde. Sein strahlendes Gesicht berührt sie zutiefst. Ja, er verspricht alles, nimmt auch ihre Bedingung an, dass er Marjories Ausweise entsorgen wird und dass sie nie mehr darüber reden werden. Er küsst sie und nimmt sie in den Arm. Er zieht sich im Bad um, legt sich zu ihr ins Bett und schläft ein.
==Auf der anderen Seite des Spiegels (10 - 14)==
:Bevor auch Darcy einschläft, ist sie überzeugt davon, dass Bob sein Versprechen ehrlich gemeint hat; sie träumt von ihrer Tochter [[Petra Anderson|Petra]], die gefesselt laut schreit ...
:Als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist Bob schon unterwegs. Darcy geht ins Bad und putzt sich die Zähne. Der erste Tag als die Frau des Monsters hat begonnen. Sie blickt in den Spiegel und was sie darin reflektiert sieht, ist das, was sie immer schon vermutet hatte: die dunkle Seite ihres Lebens. Das ist nicht sie im Spiegel, das ist die dunkle Darcy, nach der sie als Kind immer gesucht hatte.
:Bob hat ihr eine Nachricht hinterlassen: Er entsorge die Ausweise von Marjorie - und er liebe sie. Als sie sieht, dass er um ihren Namen ein Herz gemalt hat, blüht die Liebe in ihr auf wie schon lange nicht mehr. Und als er zurückkommt und über die vorige Nacht sprechen will, meint sie, dass nichts passiert sei. Er sei früher als erwartet nach Hause gekommen, fertig. Sie küssen sich.
:Das Leben geht weiter. Donny bleibt beruflich erfolgreich, Petra plant ihre Hochzeit, Darcys Mutter wird vorübergehend krank. Ein Monat vergeht wie im Flug. Spiegel üben wieder die alte Faszination auf Darcy aus, und wann immer sie sich darin sieht, sieht sie eine Mordkomplizin, die so tut, als wäre nichts gewesen. Und wann immer sie ihr Spiegelbild fragt, was sie nur tun solle, antwortet es: Nichts.
==Anmerkungen==