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→IX) Horror-Literatur: Teil 8
:Campbells Roman über einen Mann, der bei einem Unfall einen Arm verliert, der von einem Verrückten mitgenommen und gegessen wird, ging vielen Lesern an die Nieren (siehe hierzu auch die Anmerkung bei Kings ''[[Überlebenstyp]]''), doch erkennt King Parallelen zu ''[[Dracula]]'' und gesteht Campbell zu, dass er einer alten Idee (Kannibalismus) eine neue Seite abgewonnen hat.
:James Herbert ist in seinem Stil ebenso einmalig: "In seinen Horror-Romanen schreibt Herbert nicht nur; er zieht [...] seine Kampfstiefel an und überfällt den Leser mit Horror." Oft wegen seiner blutrünstigen, grausamen Werke in Angriff genommen, wird Herbert sogar von vielen Fans des Genres verurteilt - ''vor''verurteilt, denn King zufolge haben die wenigsten, die ihn abtun, seine Romane auch tatsächlich gelesen. ''Unheil'' etwa, über die Auswirkungen eines versehentlich freigesetzten, vom Militär entwickelten Organismus, hält sich nicht lange mit Erklärungen und Details auf, sondern zielt in die Magenregion der Leser, indem der Roman eine schreckliche Szene an die nächste reiht - Story pur.
::'''10)''' Harlan Ellison, '''''Strange Wine'''''
:Hierbei handelt es sich um eine [[Kurzgeschichtensammlung]], die selbst unter Horrorfans recht unbekannt ist. Ellison, der sich selbst nicht als Horror-Schriftsteller sieht, hat über 1000 Kurzgeschichten veröffentlicht; viele auch unter Pseudonymen und einige für das Fernsehen. Er ist bekannt dafür, dass er auf einem Pseudonym besteht, wann immer er mit dem Ergebnis einer Verfilmung seiner Werke nicht einverstanden ist und ist für King vor allem deshalb problematisch, weil seine Persönlichkeit im ständigen Widerspruch zu seinem Schaffen zu stehen scheint (Meinungen, die er vertritt, spiegeln sich eher selten in seinen Erzählungen wider).
:Ein häufiges Motiv bei Ellison ist, dass das heraufgeschworene Böse auf den Verursacher zurückfällt, wobei es jedoch eher selten Verlierer oder Gewinner gibt. King reißt mehrere Geschichten kurz an und hebt ''[[Croatoan]]'' als die gelungenste hervor. Die schrecklich intensive Erzählung eines sexbegierigen Mannes, der Frauen schwängert und diese immer wieder zu Abtreibungen zwingt, überschreitet schnell Tabugrenzen: Er lässt seine Gehilfinnen die Fötusse die Toilette runterspülen. Als seine letzte Frau dies nicht verkraftet und ihn dazu bringt, ihr Kind zurückzuholen, begibt sich der Protagonist in die Kanalisation und macht eine furchtbare Entdeckung; seine Kinder leben alle noch und haben nur auf ihn gewartet ...
:Ellison, der in seinem Schreiben an King anmerkt, dass aller Schrecken, den er heraufbeschwört, der Realität in ihrer Grausamkeit nicht das Wasser reichen kann (so meint er etwa, dass ein Autor in der Luft zerrissen worden wäre, hätte er so etwas wie das Massaker in Jonestown, den Mord an Kitty Genovese oder die Manson-Familie durch ähnliche Ideen vorweggenommen) und dass er mit seiner Literatur versuche, diese Realität durch die "Brille der Fantasy" zu sehen. Hierbei besteht laut King die Gefahr der Moralisierung, der Ellison in manchen seiner Geschichte auch unweigerlich verfällt.
===X) Der letzte Walzer - Horror und Moral, Horror und Magie===