Artus-Sage
Die Legenden um König Artus (engl. Arthur) haben einen großen Einfluss auf nachfolgende Literatur gehabt. So ließ sich auch Stephen King von einigen der Sagen inspirieren. Einflüsse sind am deutlichsten im Dunklen-Turm-Zyklus zu bemerken.
Inhaltsverzeichnis
Die Artussage
Artus ist ein sagenhafter britischer König, der um 500 gegen die eindringenden Angeln und Sachsen gekämpft haben soll, auch wenn wohl auch ältere und jüngere Elemente Spuren in der Sage hinterlassen haben. Die meisten Geschichten um König Artus, wohl erstmals erwähnt in walisischen Dichtungen des 6. und 7. Jahrhunderts, gehen teilweise auf keltische Märchen und Fabeln zurück, haben aber wahrscheinlich auch historische Grundlagen (siehe unten), während das Motiv der Tafelrunde erstmals in Waces Roman de Brut (einen Roman über Brutus) um 1155 auftaucht.
Artus wird besonders seit der Historia Regum Britanniae ("Geschichte der Könige Britanniens") des Geoffrey of Monmouth (um 1135) Stoff zahlreicher französischsprachiger höfischer Versepen und Prosaromane. Diese französisch-englische Artus-Epik befruchtet vom 12. bis zum 14. Jahrhundert die volkssprachigen Literaturen fast ganz Europas. Artus ist eine wichtige Person in der Mythologie Britanniens ("Matière de Bretagne") – vergleichbar in der literarisch inspirierenden Bedeutung sind allenfalls die Geschichte um den Kreuzritter König Richard Löwenherz und Robin Hood – und wird mit anderen Mythen wie den Sagen um Merlin, um den Heiligen Gral und die Wilde Jagd in Verbindung gebracht.
Die Artussage wurde in verschiedenen mittelalterlichen Dichtungen nacherzählt und ausgeschmückt. Hier wird die "Standard-Version" der Sage nacherzählt, das heißt, weder sind alle hier erzählten Begebenheiten in allen Dichtungen zu finden, noch sind hier alle in Dichtungen erzählten Begebenheiten erzählt. Die wichtigsten unter den einzelnen Werken sind in der Medienliste zu Artus, Merlin und dem Gral zu finden.
Entstehung und Inhalt der Artussage
Die Artussagen dürften folgendermaßen entstanden sein: Im späten 5. Jahrhundert flüchteten viele Briten vor der Sachseninvasion auf das Festland, in die heutige Bretagne, und beeinflussten die bisherigen Bewohner kulturell. Um 1066 kamen die Bretonen mit den normannischen Eroberern nach England, wodurch die national-britische Tradition wieder belebt wurde. Die insel- und festlandkeltischen Traditionen verdichtete sich dann im späten 11. Jahrhundert zu einer einzigen Sagengestalt, die Geoffrey von Monmouth weiterentwickelte. Der anglonormannische Dichter Wace schrieb eine Reimchronik (Roman de Brut) über die „Geschichte Britanniens“ in altfranzösischer Sprache, die auf dem Werk des Geoffrey of Monmouth basiert und erweiterte sie um einige fantasievolle Motive wie zum Beispiel die Tafelrunde oder die Entrückung Arthurs nach Avalon. Zumindest Letzteres war keine neue Idee: Reisen von lebenden Personen in eine andere Welt waren ein fester Bestandteil der keltischen Mythologie. Wace erzählt über Arthurs Leben Folgendes: Arthur war der Sohn von Uther und Igraine und wurde mit 15 König von England und Wales. Seine Ritter versammelte er an einem runden Tisch, um Rangstreitigkeiten zu vermeiden. Gegen die Sachsen führte er zahlreiche erfolgreiche Abwehrschlachten und gegen Irland, Island, Norwegen und Gallien Eroberungskriege. In Gallien besiegte er den römischen Tribun Frollo und hielt in Paris Hof. Er heiratete Guinevere, eine Tochter aus einer edlen römischen Familie. In der „Stadt der Legionen“ (Carlion) hielt er einen Hoftag für ganz Europa ab. Wegen seiner Angriffe auf das römische Imperium wurde er von Rom herausgefordert und erschlug auf dem Weg dorthin den Riesen vom Mont St. Michel. Die entscheidende Schlacht gegen die Römer gewann er bei Saussy. Beim Zug nach Rom erhielt er die Nachricht, dass sein Neffe Mordred daheim die Herrschaft übernommen und die Königin in seinen Besitz gebracht hatte. Arthur kehrte zurück und gewann zwei Schlachten gegen Mordred, bei der dritten fiel Mordred und Arthur wurde lebensgefährlich verwundet. Er wurde zur Genesung auf die Insel Avalon gebracht. Was den Tod Arthurs betrifft, hielt sich Wace an die Mythologie von Merlin, dem Zauberer: Er zweifle am Tode Arthurs. Später wurden die Sagen um König Artus mit anderen Sagen (u. a. der Gralssage) verknüpft und entwickelten sich von einem Lebensbericht eines (möglicherweise) realen Mannes zu einer Sammlung von Heldentaten und der Beschreibung eines idealen Königs, wie ihn sich viele wünschten. Einige Versionen unterscheiden sich in der Schilderung sittlichen Verhaltens. Während in der vornehmen Fassung Artus das Kind Uthers und seiner Frau ist, Mordred der Neffe Artus' und Lancelot Guinevere einfach nur verehrt (Minne), besucht Uther in der vulgären Fassung die Frau eines Herzogs in dessen Gestalt, Lancelot und Guinevere begehen Ehebruch und Mordred (manchmal auch Lancelot) ist der Sohn Arthurs und seiner Schwester Morgan le Fay. Am Endpunkt der Ausschmückungen stellte sich die Sage etwa so dar: Artus wurde als Säugling von Merlin von seinen Eltern weggeholt und von seinem Freund Antor zusammen mit dessen Sohn Kay erzogen. Artus hält sich für den Sohn Antors. In Roberts de Boron Merlin, später gefolgt von Thomas Malory, erhielt Artus den Thron, nachdem er ein Schwert aus einem Stein oder einem Amboss gezogen hatte. In diesem Bericht konnte diese Tat nur durch den „wahren König“ vollzogen werden, was den vorausgesagten König und wahren Erben von Uther Pendragon bedeutete. Dieses Schwert war vermutlich das berühmte Schwert Excalibur und seine Identität wurde später in der so genannten Vulgate Merlin beschrieben. In der Post-Vulgate Merlin's Continuation steht jedoch geschrieben, dass Excalibur von einer Hand, die aus einem See kam, entgegengenommen wurde und es Artus von einer jungfräulichen Zauberin kurz nach seinem Regierungsbeginn gegeben worden war. Diese durch spätmittelalterliche Schriftsteller verfasste Geschichte von der Herrin vom See machte die Artuslegende noch konfuser. In dieser Post-Vulgata-Version konnte die Klinge durch jedes Material schneiden und seine Scheide machte den Träger unsichtbar, nach anderer Überlieferung unverwundbar. Gegen den Rat Merlins, der Unglück voraussieht, heiratet Artus Guinevere, die manchmal die Tochter des Königs eines Nachbarreiches ist. In den Versionen der Sage, die mit dem beginnenden 12. Jahrhundert populär wurden, ruft Artus die Ritter der Tafelrunde zusammen (Iwein, Erec, Lancelot, Gawain, Galahad und andere). An seinem Hof, der am häufigsten in Camelot gehalten wird, kann auch der Zauberer Merlin und Parzival gefunden werden. Diese Ritter beschäftigten sich mit fabelhaften Suchen, wie zum Beispiel nach dem Heiligen Gral, oder der Jagd auf das "Questentier" Glatisant. Andere Geschichten aus der keltischen Welt wurden mit Artus assoziiert, wie die Sage von Tristan und Isolde. Merlin beschützt ihn bei all seinen Unternehmungen, bis er von seiner Geliebten zurückgehalten wird (Siehe Merlin). Danach werden fast keine Großtaten König Artus' mehr berichtet. Die Romanze zwischen Artus' Held Lancelot und der Königin Guinevere ist der zentrale Grund für den Fall der Welt Artus': Guinevere soll wegen eines Ehebruchs mit Lancelot (nach anderen Angaben, weil sie einem der Ritter angeblich einen vergifteten Apfel geschenkt hatte) auf dem Scheiterhaufen hingerichtet werden. Lancelot befreit sie und tötet dabei zwei Brüder Gawains, eines guten Ritters und Bruder (in anderen Quellen: Halbbruder), der zuvor ein guter Freund Lancelots war. Dieser schwört Rache. Obwohl sich Artus später wieder mit Guinevere versöhnt, verfolgt sein Heer auf Gawains Drängen hin den aus der Tafelrunde ausgestoßenen Lancelot. Gawain verzeiht Lancelot, da dieser ihn in einem Zweikampf besiegt und ihn dennoch nicht tötet. Trotzdem ist die Krise noch nicht zu Ende. Artus erhält Nachricht, dass Mordred mit dem Vorwand, Artus sei tot, Guinevere zur Frau genommen hat und sich nun "König Britanniens" nennt. Artus kehrt nach Hause zurück. Schließlich tötet er Mordred in der Schlacht von Camlann, ist aber selbst tödlich verwundet. Er bittet einen der letzten Ritter, die noch am Leben sind, sein Schwert, das er von der "Dame vom See" erhalten hat, dieser zurückzugeben, was er, nachdem er mehrmals versucht hat, ihn zu belügen und das Schwert zu behalten, auch tut. Dann wird Artus von drei Priesterinnen der Andersweltinsel Avalon abgeholt. Ob er dort stirbt oder überlebt, wird in den meisten Sagen nicht näher erklärt.
Lange Zeit glaubten jedenfalls die Briten - und nicht nur sie - an eine Wiederkehr Arthurs (vergleiche Friedrich Barbarossa). Arthur war ein Idol der Waliser, die gegen die Engländer rebellierten.
Und im 12. Jahrhundert noch fragte der Gelehrte Alanus:
„Wo ist ein Ort innerhalb der Grenzen des Christenreiches, zu dem die beflügelten Lobpreisungen des Briten Artus noch nicht gelangt ist? Geht und verkündet, dass Artus tot sei. Ihr werdet kaum unbeschädigt davonkommen, ohne von den Steinen eurer Zuhörer zerschmettert zu werden“.
König Artus und der Heilige Gral
König Artus wird immer wieder mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht. In einer Fassung der Sage soll der „Runde Tisch“ immer an dem Königshof gestanden haben, dessen Ritter nach dem Gral suchten. Das sei zuerst Uther Pendragon gewesen, dann Guineveres Vater Leodagan und schließlich Artus. In der anonym überlieferten Dichtung Quête du saint Graal, die Teil des Prosa-Roman-Zyklusses Lancelot-Graal (geschrieben um 1215/30) ist, fanden schließlich drei von Artus' Rittern, nämlich Perceval, Bors und Galahad, der Sohn Lancelots, den Gral und brachten ihn an seinen Platz in einer Kirche im Nahen Osten.
Geschichte der Artussage
Artus wird das erste Mal in walisischer Literatur erwähnt. Im frühesten überdauerten walisischen Gedicht, dem Y Gododdin, schreibt der Dichter Aneirin (etwa 575 bis 600) über eine seiner Personen, dass sie „schwarze Raben über Wälle führte, obwohl sie nicht Artus war“. Aber dieses Gedicht, wie es im Moment existiert, besteht aus vielen Interpolationen und es ist nicht möglich zu entscheiden, ob diese Passage nicht ein Einschub aus einer späteren Periode ist. Eine andere frühe Referenz zu Artus ist die Historia Brittonum („Geschichte der Briten“), die (was aber ziemlich sicher widerlegt werden kann) dem walisischen Mönch Nennius zugeschrieben wird, über den gesagt wurde, dass er die frühe walisische Geschichte um das Jahr 830 erfasst hat. In seiner Arbeit wird Artus als 'Anführer von Schlachten' bezeichnet, nicht als König. Artus erscheint auch in der walisischen Fabel Culhwch und Olwen, einer Erzählung, die üblicherweise mit dem Mabinogion assoziiert wird. Später erwähnen Teile der Trioedd Ynys Prydein (Walisische Triaden) Artus und legen seinen Hof nach Celliwig, das in Cornwall liegt. Celliwig wurde von älteren cornischen Altertumsforschern mit Callington identifiziert, aber Rachel Bromwich, der letzte Bearbeiter der walisischen Triaden, setzt es mit Kelly Rounds, einer Höhenbefestigung in der cornischen Gemeinde von Egloshayle gleich. König Artus wird manchmal (statt dem Jäger Herne) auch als Führer der Wilden Jagd bezeichnet, nicht nur auf den britischen Inseln, sondern auch in der Bretagne, Frankreich und Deutschland.
1191 gaben Mönche der Abtei von Glastonbury bekannt, dass sie die Grabstätte von Artus und Guinevere gefunden hatten. Wahrscheinlich ist das aber eine fromme Lüge, die dazu diente, sich Geld für den Wiederaufbau der Abtei, die 1184 durch ein Feuer zerstört worden war, zu beschaffen. Das Grab wurde jedenfalls vielen Leuten gezeigt und die vermeintlichen Überreste wurden 1278 in eine neue Gruft umgebettet. Diese Gruft wurde während der Reformation zerstört und die Gebeine gingen verloren. Der Antiquariat John Leland gab an, dass er das Kreuz, welches mit den Überresten gefunden worden war, sah – ob das Kreuz wirklich existierte, ist unklar; falls ja, dürfte es sich um eine (vermutlich mittelalterliche) Fälschung gehandelt haben.
Die übersetzte Inschrift auf dem Kreuz lautete (laut Leland):
Hic iacet sepultus inclitus rex Arturius in insula Avalonia
auf deutsch:
„Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben“
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