Das Mädchen: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (3 / 5)
Wie schon Sie und vor allen Dingen Das Spiel ist der Roman Das Mädchen ein Buch mit einer sehr begrenzten Anzahl von Personen. Das (im Deutschen) titelgebende Mädchen, Patricia 'Trisha' McFarland, schlägt sich darin mutterseelenallein durch die Wälder Neuenglands, weil es aus eigenem Verschulden vom Appalachian Trail abgekommen ist. Doch sie kann das Geschehen ganz alleine tragen, da sie ein glaubwürdiger, liebenswerter Charakter ist. Sie ist ein Stadtkind und weiß nicht viel mehr über Wälder als der durchschnittliche Leser, was eine Identifikation mit der Protagonistin noch leichter macht.
Unverkennbar sind Parallelen zu Das Spiel. Wie auch im Fall von Jessie Burlingame, hört Trisha Stimmen, die sie begleiten. Während Jessie imaginäre Gespräche mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Ruth führt, fantasiert sich Trisha den Baseballspieler Tom Gordon als ihre Begleitung zusammen. Ebenso die unbestimmte Bedrohung, die im Wald lauert, zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit dem Erscheinen des Schattens in Jessies Zimmer, der sich schließlich als der Killer Andrew Ray Joubert herausstellt.
Die Szenen, die es dem Durchschnitts-Deutschen etwas schwer machen, den Roman mit Begeisterung zu lesen, sind diejenigen, in denen King ein gewisses Verständnis für Baseball voraussetzt, um die Spannung zu verstehen, die Trisha empfindet, als sie im Wald per Walkman das Wirken ihres Idols Tom Gordon verfolgt. Ich persönlich werde Baseball nie verstehen - deshalb blieb mir nur das Überfliegen der entsprechenden Seiten.
Nicht leicht verdaulich ist der Schluss - für viele eine Enttäuschung, da nach all dem Gerede von einem 'Gott der Verirrten' dann doch 'nur' ein Bär hervorkommt, der Trisha angreift. Aber ist es nur ein Bär? King lässt die Frage offen (kann man dem Jäger Travis Herrick trauen, der in dem Bär für Sekunden lang als etwas undefinierbar Anderes sieht, was er aber niemals jemandem sagt?) - ein meines Erachtens etwas feiger Schluss, der mich nicht recht zu befriedigen wusste.
Insgesamt ein leicht verdaulicher, ganz netter Roman, der das wahre Können Kings nur in den Szenen aufzeigen kann, als Trisha sich vor dem Ding im Wald fürchtet.
Wörterschmied (0 / 5)
Das Mädchen ist eine Geschichte über ein kleines Mädchen - man könnte jetzt spekulieren, woher der Titel stammt! -, das sich im Wald verläuft. Auf ihrer neuntägigen Odyssee lernt sie viele Freunde kennen: den mutigen Löwen mit den zwei Köpfen, der auf der Suche nach der wahren Liebe ist; Trixi, die heiße Gogo-Tänzerin wider Willen und natürlich den Nadelstreifen-Punker, den sie nur "Boring mit dem Ohrring" nennen. Die Gruppe wächst schnell zusammen - und das muss sie auch! Wie wären sie sonst in der Lage, die Welt zu retten vor dem unsagbaren Gott der Verirrten! Er, dessen Name ein Versprechen von Tod und Folter ist. Allein die Erwähnung seines Namens lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, bringt Frühlingswiesen zum Welken, Grundfeste zum Beben, lässt Bäume vor Angst nach unten wachsen und hinterlässt auf der Zunge den Geschmack von drei Tage altem, in der Mikrowelle wieder warm gemachtem Kaffee, in dem sogar ein Löffel stehen würde. Gruselig war vor allem die Untergrundorganisation namens Giliew-gnal, die immer wieder Familienangehörige der Protagonisten folterte. Achja, und da war ja noch...
Was?
Nicht?
Gut, zugegeben, ich bin beim Lesen einige Male eingeschlafen und hab das eine oder andere wohl nur geträumt, aber die Handlungsfäden sollten doch die gleichen sein, oder?
Wirklich?
Stimmt, erst jetzt fällt es mir auf: Es gibt KEINE Handlungsfäden! Der Roman ist ein einziges Vorsichrumgeplansche im seichten Wasser literarischer Wattbänke! Die Spannung ertrinkt in einer Suppenschüssel, die Dramatik liegt weinend unter dem Bett, Logik und Realismus verlassen rechtzeitig das sinkende Schiff. Wenn ich etwas aus dem Buch gelernt hab, sind es folgende Dinge:
- Rohe Tiere kann man problemlos essen;
- Große Entfernungen lassen sich zusammenfalten wie frische Bügelwäsche;
- Moos wächst immer auf der Nordseite von Bäumen oder auf der Südseite, am besten bewegt man sich nur noch seitlich nach Osten und Westen wie ein Krebs;
- Kinder benutzen gerne metaphysische und theologische Begriffe;
- Hubschrauber eignen sich hervorragend, um Kinder und kleine Säugetiere im dichten Wald zu suchen;
- Wespen wohnen in den Nasenlöchern von Bären, wo sie eine symbiotische Bindung mit ihnen eingehen und diese mit Honig versorgen und dafür von den Bären durch die Gegend geschnoddert werden;
- Große Raubtiere greifen keine Menschen an, wenn diese sich bewegen, atmen, essen oder ruhig Heia machen - im Notfall also einfach flach auf den Boden legen, ein Zelt aufbauen, schlafen oder die Steuererklärung machen!
Fazit: Leider ein unglaublich einfallsloser und (gerade für das fassbare Thema) unrealistischer Roman, der trotz seiner nur 280 Seiten schwer im Kopf liegt!
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