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Wolfsmond: Rezension

Aus KingWiki
Version vom 26. Februar 2008, 11:00 Uhr von Wörterschmied (Diskussion | Beiträge) (+WS (2/5) links hinzu, ps: ihr habt doch alle ein anna Waffel! :-P :-D)


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Wörterschmied (2 / 5)

In diesem Werk lehrt King uns eines: der Weg zum Turm ist ein Weg voller Umwege. Roland und seine Gefährten reisen von Wild-Western über Science-Fiction bis hin zum Horror. Der Wörterschmied hatte um die Jahrtausendwende eine schwere Zeit, daher kann ihm teilweise verziehen werden, dass er den langen, langen Umweg durch das Fantasy-Land nimmt - aber wirklich nur teilweise.

Wolfsmond ist das, was der Architekt als Eklektizismus bezeichnet und sich danach den Mund ausspült: eine Ansammlung wild durcheinander gewürfelter Einzelelemente aus passenden und unpassenden Quellen zusammengefügt, nur zusammengehalten durch den subjektiven Sinn des Bauherrn für Ästethik.

Wir erleben Roboter, die uns unser Horroskop vorhersagen, Teller werfende Amazonen, hirnlose Klone von Tom Cullen, Marvel-Bösewichte und vor allem eins: Nebenhandlung! Lange Palaver und unangenehme Personen, die sich in ihrer Individualität kaum unterscheiden, geben sich die Klinke in die Hand.

Wenigstens die fünf Minuten Kampf (nach dreißigtausendzweihundertvierzig Minuten Vorbereitungszeit) sind lesenswert, genauso wie der Hintergrundkonflikt, in den die Slightmans Roland und Jake stürzen. Allerdings hat auch der finale Kampf gegen die Wölfe seine Schwachstellen.

Die Laserschwerte - kein Problem, Star Wars ist eine geniale Filmreihe.

Die Dr. Doom-Wölfe - naja, kam man mit leben.

Aber Schnaatze? Ich war froh, dass Rowling dieses zwar lustige aber dennoch völlig langweilige Spiel nach einer gewissen Zeit in ihren Werken auf ein Minimum reduziert hat - und dann erinnert mich King wieder an dieses tolle Spiel, wo der Held trotz mangelnder Vorkenntnisse, trotz Unterlegen-weil-zu-nett-Syndrom, trotz übermächtiger Gegner zum Superstar wird. Diese Waffen sind sehr in Szene gesetzt, aber allein der Name lässt mich immer wieder beim Lesen aufs Cover gucken, ob ich wirklich einen King-Roman aus dem Regal gezogen und mich nicht vergriffen habe.

Alles in allem ist Wolfsmond ein 3-Groschen-Brot, das im Winter 1929 auf einmal 6-Milliarden kostet: Ist die Inflation nicht des kleinen Latinums nach, eine einzige große Aufblähung von Wenig auf Viel von Wenig? Sollten sechshundert Seiten beim Lesen in der U-Bahn plötzlich rausfallen, würde ich mich nicht bücken, sie aufzuheben und wieder reinzukleben.

Wolfsmond ist klar der Tiefpunkt der dramatischen Saga.

Croaton (4 / 5)

Nach dem unglaublich zähen vierten Teil der Saga vom Dunklen Turm (siehe auch Glas: Rezension), findet Stephen King mit Wolfsmond wieder zu seiner alten DT-Form zurück. Vor allem im englischen Original kristallisiert sich eine gelungene Sprache für den Rest des Zyklus heraus, ausgehend vom Dialekt, den Roland Deschains Ka-Tet in Calla Bryn Sturgis antrifft. (Ich kenne nur Auszüge aus dem Deutschen, und die Sprachgewalt des Originals kann meines Erachtens auch nicht annähernd erreicht werden. Wirkt das Ka-Tet im Original distinguiert und erhaben, verkommen ihre Aussprüche und Redewendungen bei der Übersetzung zur Lächerlichkeit.)

Band V ist ein wichtiger Teil der Saga, denn für Revolvermänner kann es nicht genug sein, dass sie einfach nach dem Dunklen Turm suchen – sie müssen sich bewähren, müssen kämpfen, müssen zeigen, was in ihnen steckt. Es ist die Hauptaufgabe eines Revolvermanns, Hilfe zu leisten – und so kommen sie in die Calla, um den dortigen Bewohnern bei ihrem immer wiederkehrenden Kampf gegen die schrecklichen Wölfe beizustehen.

Doch ist dies nicht die einzige Handlung: Susannah Dean spaltet ihren Geist in ihrer Schwangerschaft erneut und wird Mia; Donald Callahan aus Jerusalem's Lot kehrt zurück; die Rote Rose in New York City ist bedroht und es beginnt das Flitzen (siehe auch Absurde Übersetzungen!!) ...

Wolfsmond ist (fast; siehe unten) von der ersten bis zur letzten Seite mitreißend, die Idee der Zwillinge, die minder von Donnerschlag zurückkommen, ein gelungener Kunstgriff. Vor allen Dingen natürlich ist der Roman ein wilder Mix aus Western, Science-Fiction (ich sage nur: Schnaatze! Lichtstäbe!), Horror (Callahans Kampf gegen die Vampire) und Fantasy (das Flitzen und die Kammen) – und gerade das hält den Leser bei der Stange. Wie schon Roland zu Jake Chambers meint: "Wollen die Menschen in eurer Welt immer nur einen Story-Geschmack gleichzeitig? Isst denn niemand Eintopf?" Wolfsmond ist ein solcher Eintopf, fürwahr. In der Tat, wenn's beliebt. (Was für eine dämliche Übersetzung von You say true, I say thankya!)

Der größte Pluspunkt der Geschichte ist für mich die Wendung am Ende, die natürlich der gesamten Restsaga eine völlig neue Richtung gibt. Viele waren enttäuscht, ich jedoch sofort restlos begeistert. Aber einen Punktabzug gibt's trotz allen Überschwangs. So faszinierend Donald Callahan auch sein mag (er ist es!) – die drei Kapitel über seine Geschichte nach Brennen muss Salem sind zuviel des Guten. Sie sind streckenweise langatmig, nehmen fast 20 Prozent des Romans ein (im Taschenbuchformat von Heyne knapp 170 Seiten!) und bringen einen zu lange aus der "eigentlichen" Handlung raus.

Fazit: Nachdem ich die Saga schon am Boden sah, ein starker Wiedereinstieg, der den Weg für die restlichen Bände ebnet – leider mit typisch Kingschen Längen.

Realbaby (5 / 5)

Beginnen wir mit dem Titel: Wolfsmond. Hmmm, ich muss ehrlich gestehen, dass ich schon wegen der Titelvergabe all der DT-Bücher so lange gewartet habe, bis ich mich entschloss, die Saga zu lesen. Schwarz, Drei, tot (mit einem Punkt), Glas und Wolfsmond haben mich nie wirklich angesprochen. Was wäre gewesen, wenn Wolfsmond den Titel: Die nichtgefundene Tür getragen hätte? Zum Einen hätte ich bestimmt früher mit dem Lesen begonnen – schließlich standen alle 7 Bände schon ein dreiviertel Jahr in meiner Vitrine – zum Anderen hätte ich Glas wohl besser verkraftet, wenn ich schon allein durch den Titel des nachfolgenden Bandes geahnt hätte, dass wir zu bekannten Türen und Welten zurückkehren.

Doch nun zum Inhalt: Rolands Ka-Tet wird mit der Bitte konfrontiert, den Einwohnern der Calla Bryn Sturgis bei deren Kampf mit den Wölfen zu helfen. Was genau die Wölfe sind, weiß bis dato nur einer: Jamie Jaffords. Eddie bekommt den Auftrag, diesem Alten seine Geschichte zu entlocken. Was er zweifellos schafft; der Leser jedoch muss schier unendlich lange warten, bis er das Geheimnis der Wölfe erfährt. Immer wieder spannt uns King hier dermaßen auf die Folter, dass ich kurz davor war, im Buch nach der Stelle zu suchen, an der wir endlich erfahren, was oder wer die Wölfe sind. Zugegeben, ich musste mich auch ordentlich zurückhalten, um hier im KingWiki den Artikel über die Wölfe nicht zu lesen. Doch King versteht es, den Leser von dieser Frage abzulenken; sei es mit der Schwangerschaft von Susannah, der Entdeckung von Jake, als dieser erkennen muss, was für eine Rolle der Vater seines lieb gewonnen Freundes Benny Slightman spielt oder die Geschichte um Lady Oriza und dem kleinen Wettkampf der Tellerwerferinnen.

Ein besonderes Schmankerl ist für mich ohne Zweifel Pere Callahan mit seiner Geschichte aus Jerusalem's Lot. Ich muss dazusagen, ob Zufall oder nicht, sei dahingestellt, dass ich neben der Lektüre um den Dunklen Turm mit dem Hörbuch Brennen muss Salem begonnen habe; ohne zu wissen oder auch nur zu ahnen, dass einer der Hauptprotagonisten aus Brennen muss Salem mir in Wolfsmond begegnet. Leider kam ich mit dem Hörbuch bis jetzt noch nicht allzu weit, doch schon allein wegen dieses kleinen Zufalls konnte ich jede Zeile rund um Pere Callahan genießen.

Und dann bringt sich unser Lieblingsschriftsteller auch noch selbst ins Spiel! Erst auf der Tageskarte vom Manhattaner Restaurant für geistige Nahrung – für die Protagonisten nur ein Name, an den sie sich erst wieder zum Schluss erinnern können – und dann findet Roland im Bücherschrank von Calvin Tower den zweiten Roman von Stephen King! Gänsehaut pur! Auch kommt in diesem Band endlich die Zahl 19 zu einer tragenden Rolle. Was King schon in seinem Vorwort zur Revision von Schwarz erwähnt hat, kommt hier endlich ins Spiel.

Fazit: Für mich - neben Drei - bisher der beste Band der Saga. Ich habe diese Geschichte nicht nur gelesen, ich habe sie erlebt. Es ist einfach unglaublich, wie sehr man doch Worte und Redewendungen in seinen eigenen Alltag umsetzen möchte – mit der Zahl 19 ist es nicht anders. Ich bin geneigt alles zu zählen.