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Ihr wollt es dunkler: Rezension

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Version vom 22. Oktober 2024, 03:40 Uhr von Vermis (Diskussion | Beiträge)

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Theklaus (5 / 5)

Meine Meinung:

Da ich die Kurzgeschichtensammlungen von King liebe, war ich absolut gespannt auf die neue mit dem Titel "Ihr wollt es dunkler", da ja auch 5 noch nie veröffentlichte Geschichten darin enthalten sind. Und natürlich hat mich auch das Hörbuch einige Tage danach nochmal gefesselt dank David Nathans fesselnder Stimme. (Danke an Croaton für viele Denkanstöße für diese Rezension) Doch nun mal zu den einzelnen Stories:

Zwei begnadete Burschen (Two Talented Bastids, Erstveröffentlichung) – 85 Seiten Fast ein wenig eine Sci-Fi-Story aus der Ich-Perspektive erzählt, mit einer Prise Mystery und nachdenklich machenden Schlußfolgerungen. King zeigt hier, daß er ein genialer Erzähler ist und die Geschichte so eindringlich wie möglich und so detailliert wie nötig erzählt, ohne langweilig zu werden. Und vielleicht fliessen auch seine eigenen Erfahrungen hier mit ein. Der Erzähler schildert die Geschichte seines Papas und seinem besten Freund Butch die durch ihre besondere Begegnung ein durchaus erfolgreiches Leben führten. Zwar nicht die beste Geschichte dieses Buches, aber ich mochte sie und sie ist ein guter Start für diese sanfter Sammlung.

Der fünfte Schritt (The Fifth Step, erschienen im März 2020 im Harper’s Magazine) – 13 Seiten Jack, ein Mitglied der Anonymen Alkoholiker möchte bei Harold im Park seinen fünften Schritt zum Trockensein vollziehen. Es entwickelt sich ein Gespräch, daß langsam in eine andere Richtung abdriftet und dann der Geschichte eine King-typische Fortführung beschert. Passt genial in diese Geschichtensammlung und ist erfrischend kurz.

Willie der Wirrkopf (Willie the Weirdo, erschienen im Juni 2022 in Mc Sweeney’s Quarterly 66)- 16 Seiten Skurrile und morbide Story, die mich nicht so ganz abgeholt hat, aber trotzdem gut erzählt ist und auch zum Nachdenken anregt.

Danny Coughlins böser Traum (Danny Coughlin’s Bad Dream, Erstveröffentlichung) – 224 Seiten Der Schulhausmeister Danny hat eine Vision von einem ermordeten Mädchen und versucht, das Richtige zu tun, indem er die Polizei informiert. Doch damit beginnt der Albtraum erst richtig, denn er wird zum Hauptverdächtigen und sein Leben wird von dem besessensten Polizisten aller Zeiten in Stücke gerissen. Dies ist durchaus die beste Story dieser Anthologie und gehört durchaus in Kings Ära der Crime Noir Schaffensphase rund um Polizisten und Detektive.

Finn (Finn, erschienen im Mai 2022 auf Scribd) – 30 Seiten Finn erzählt uns von dem Leben des jungen gleichnamigen Protagonisten, der scheinbar seit Geburt an das Pech für sich gepachtet hat, und zwar in jeglicher möglichen Ausprägung. Die teilweise ungewollt komische, beunruhigende Geschichte führt Finn durch von Schlägern, brutalen Polizisten und Wahnsinnigen geprägten Erfahrungen. Wird es für Finn einen Ausweg aus diesem von Qualen geprägten Lebensumständen geben und wird es auch uns von King gegönnt?

Auf der Slide Inn Road (On Slide Inn Road, erschienen im November 2020 in der Zeitschrift Esquire und gewidmet der Schriftstellerin Flannery O’Connor) – 28 Seiten Ein Familien-Roadtrip, das erstmals im englischen Esquire im November 2020 erschienen ist. Wir lernen eine Familie, bestehend aus Eltern, Kindern und Großpapa kennen, die etwas entdecken, das sie nicht sehen sollen. King zieht hier alle Register seines Könnens spielt mit seinem dunklen Humor und lässt auch Änderungen in eine unerwartete Richtung zu.

Das rote Display (Red Screen, wurde im September 2021 für eine Woche für wohltätige Zwecke bei Humble Bundle verkauft) – 12 Seiten In dieser beunruhigenden Kurzgeschichte verhört ein Polizist einen scheinbar geistesgestörten, aber geständigen Klempner, der vor kurzem seine angeblich besessene Frau umgebracht hat, nur um etwas noch wesentlich schockierenderes herauszufinden. Und natürlich überrascht uns King mit den letzten beiden Sätzen, auch wenn man es fast erwarten konnte.

Ein Fachmann für Turbulenzen (The Turbulence Expert, erschienen im Juni 2019 in der Story-Sammlung „Flug und Angst/Flight or Fright“ ) – 20 Seiten Sie ist bequem in einem Satz zu lesen, sie nimmt den Leser sofort und bis zum Schluss gefangen und sie gönnt dem Dauerleser eine Bereicherung des King-Universums. Craig Dixon ist ein Turbulenz-Experte - und was denn das seltsames sein soll, aus dieser Grundfrage bezieht die Story ihre Grundspannung, vor allem, als man schnell begreift, dass es Craigs Job zu sein scheint, eher gegen seinen Willen zu fliegen, denn er leidet an großer Flugangst. Die wenigen Charaktere sind ausreichend gut gezeichnet, um die Geschichte zu tragen, die Szene, in der das Flugzeug in Turbulenzen gerät, in Kingscher Souveränität dargestellt. Das Flugzeug jedoch landet sicher - aber was genau hat Craig nun eigentlich gemacht? Die Erklärungen werden nachgeliefert, als Craig sich einer Passagierin anvertraut, in der er eine verwandte Seele sieht, und auch wenn Craig nicht so recht weiß, wer eigentlich seine Auftraggeber sind, wird der Dauerleser durch die Verwendung des Wortes "Facilitator" auf die richtige Bahn geführt: Craigs Chef ist ein Begabter wie Ted Brautigan (aus dem Dunklen-Turm-Zyklus und Atlantis), Craig selbst somit offensichtlich ein Tranny wie Dinky Earnshaw (aus Alles endgültig), genau wie dieser Dinky begreift Craig die größeren Zusammenhänge nicht, tut nur seinen Job. Doch während Dinky Morde begeht, ist Craig ein Retter - die Kurzgeschichte zeigt somit die positive Kehrseite dieser sehr speziellen Medaille, ohne dass eine Kenntnis dieser Zusammenhange nötig wäre, um die Story an sich zu genießen. Fazit: Ein delikater Leckerbissen, nicht nur für Dauerleser und Fans des DT-Universums.

Laurie (Laurie, erschienen im Mai 2018 als Download auf stephenking.com) – 34 Seiten Die Kurzgeschichte Laurie tauchte erstmals ohne Vorankündigung Mitte Mai 2018 einfach so ohne viel Aufhebens auf Kings Homepage auf. Lloyd Sunderland ist ein 65-jähriger Rentner, der in Caymen Key, Florida, lebt und depressiv geworden ist und viel Gewicht verloren hat, nachdem seine Frau Marian sechs Monate zuvor an einem bösartigen Gehirntumor gestorben ist. Im September wird er von seiner älteren Schwester Beth besucht, die ihm einen Border Collie Mudi Welpen schenkt, in der Hoffnung, daß in der aufmuntert. Doch King und sein vermutetes Verhältnis zu Tieren lässt Böses ahnen - welch schreckliches Schicksal mag Laurie wohl beschieden sein? Doch die Beziehung zwischen dem alten Griesgram und der kleinen Laurie lässt doch gutes vermuten. Hat Kings eigener Hundebesitz da etwas mit hineingespielt? Die Story kommt ohne jegliche übersinnlichen Elemente aus - und auch wenn sie keine echte Pointe vorweisen kann, war sie schön zu lesen und war es auch wert.

Klapperschlangen (Rattlesnakes, angeblich eine Fortsetzung von Kings Roman Cujo von 1981, Erstveröffentlichung) – 136 Seiten Vic Trenton, der ehemalige Besitzer unseres wohlbekannten verblichenen Cujo, spielt hier die Hauptrolle, aber der Bezug zu Cujo spielt eigentlich auch gar keine Rolle. Und die Story ist nicht wirklich als Fortsetzung zu bezeichnen. :-) Die Story spielt zwischen Wahn und Gruseleffekten und einer eigenständige Geisterstory, die mit Mystery und Realität spielt. Vic trifft Mrs. Bell mit ihrem Doppelkinderwagen für ihre Zwillinge, die eigentlich schon tot sind. Was lässt sich daraus doch schönes spinnen. Hatte viel Spaß damit und mit einigen geschuppten Reptilien... und spielt Cujo doch noch eine Rolle?

Die Träumenden (The Dreamers, Erstveröffentlichung und gewidmet und inspiriert von Evangeline Walton und Cormac McCarthy) – 48 Seiten Der schweigsame Vietnam-Tierarzt William Davis bewirbt sich auf eine Stellenanzeige und erfährt, dass es einige Ecken dieses Universums gibt, die am besten besser unerforscht bleiben. Träume sind etwas merkwürdiges und was kann daraus entstehen? Lest es lieber selbst :-)

Der Antwortmann (The Answer Man, Erstveröffentlichung) – 74 Seiten "The Answer Man" fragt, ob Vorahnung Glück oder Böses ist und erinnert uns daran, dass ein Leben, das von unerträglicher Tragödie geprägt ist, immer noch bedeutungsvoll sein kann. Phil Parker trifft den Antwortmann 3 mal in seinem Leben und es ist nicht sicher, ob das gut für ist oder eher nicht. The Answer Man war bei weitem die einprägsamste Kurzgeschichte von SK, die ich je gelesen habe.

Fazit: Diese Anthology ist ein absolut lesenswertes Buch, das trotz mancher etwas schächerer Stories bis zur letzten Seite fesselt.

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Vermis (2 / 5)

Recyceln ist wichtig, das hat auch Steve erkannt. Einige dieser Storys sind nicht nur neue Varianten derselben Grundidee von alten Kurzgeschichten, sondern schlicht Kopien die nichts neues Hinzufügen.

  • Der Fünfte Schritt ist Der Mann, der Blumen liebte (aus Nachtschicht)
  • Willie der Wirrkopf ist einfach nur Omi (aus Blut)
  • Der Antwortmann (die unfertige Originalfassung die King hier nun zu Ende geschrieben hat) wurde zu Faire Verlängerung.

Dann gibt es noch die Storys, die einfach nur lasch sind.

  • Finn: Wirr, aber zumindest etwas leicht anderes.
  • Das rote Display: selbe Geschichte tausendmal gesehen/gelesen, absolut vorhersehbar, keine Spannung, kein Twist, völlig nichtssagend.
  • Ein Fachmann für Turbulenzen: sehr, sehr vage Dark Tower Verknüpfungen können diese langweilige Geschichte auch nicht aufwerten.
  • Zwei Begnadete Burschen: Ich verstehe die Idee dieser Geschichte und was der Punkt sein soll, aber umgehauen hat sie mich leider trotzdem nicht.

Aber nun kommen wir zu den Storys, die mir tatsächlich gefallen haben:

  • Auf der Slide Inn Road: kurz, knapp, böse, spannend, nichts weltbewegendes aber nett.
  • Danny Coughlins Böser Traum: beste Story in diesem Buch, spannend und macht Spaß.
  • Laurie: simpel und sehr gut.
  • Klapperschlangen: ich war sehr skeptisch was diese Fortsetzung von Cujo angeht, aber Klapperschlangen ist wohl die beste Fortsetzung die King zu einem seiner älteren Romane geschrieben hat (bin kein Fan von Das Schwarze Haus oder Doctor Sleep).
  • Die Träumenden: der Schreibstil ist erfrischend (King meinte ja, hier war er von Cormac McCarthy inspiriert und tatsächlich merkt man den Unterschied zu den anderen Storys in der Erzählstimme deutlich). Lovecraft Hommage die auch ein wenig an Revival erinnert, aber wirklich solide.

Fazit: diese letzten fünf Geschichten sind durchaus lesenswert, den Rest kann man getrost vergessen.