The Green Mile: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (5 / 5)
The Green Mile ist wieder einer jener Romane, zu denen ich einen großen persönlichen Bezug habe. Nicht nur, dass ich die grauenvolle Erfahrung mitmachen musste, tatsächlich immer einen Monat zwischen den Einzelbänden warten zu müssen, was das Mitfiebern unfreiwillig enorm steigerte (vor allem zu einer Zeit, als es noch nicht selbstverständlich war, dass ein englisches Buch auch rechtzeitig im Handel ist!). Zudem war der Roman das Thema meiner über 100-seitigen Zulassungsarbeit an der Uni! Man sollte also meinen, ich hätte mich bei der ersten 5 oben vertippt und könnte das Buch jetzt nicht mehr sehen, aber keineswegs: Es ist einfach zu gut, um es nicht zu mögen.
Paul Edgecombe und John Coffey sind ein schlicht geniales Duo, ergänzt von einer außerordentliche Riege sympathischer Nebenfiguren und einem Fiesling der Extraklasse. Zwei Bände - oder aus meiner damaligen Sicht zwei Monate - lang ahnt man nichts von Coffeys Gabe und dann haut es einen vom Hocker. Man will Kings Ankündigung aus Band 1, dass Coffey tatsächlich sterben wird, einfach nicht glauben und muss immer weiter lesen. Die Einzelschicksale sind genial herausgearbeitet, das Hin- und Herspringen - einerseits in der Zeit, andererseits zwischen Cold Mountain und Georgia Pines - ist ein gemeiner Kunstgriff des Autors, da er es so immer wieder schafft, die Spannungsschraube enger zu ziehen ... auch wenn er sich dabei etwas verzettelt, was den Konflikt Form versus Inhalt betrifft (siehe The Green Mile: Fortsetzungsroman).
Die deutsche Übersetzung ist hierbei wohl einzigartig - viel mehr kann man kaum falsch machen (siehe auch eigener Artikel!), was TGM eindeutig ein Sollte-man-im-Original-lesen-Siegel verleiht. Dafür aber passt die kongeniale Verfilmung des unvergleichlichen Frank Darabont (siehe auch hier).
Fazit: Seit seinem Erscheinen vor fast 12 Jahren immer schon in meinen persönlichen Top Drei!
Horaz Klotz (5 / 5)
King treibt sich ja immer wieder gern im Häftlings-Milieu herum. Anders als in seinen Kurzbesuchen in Pin Up oder Ein Tod greift er für seinen Magnus Opus-Gefängnis-Roman mal wieder tief in die Märchenkiste und mischt den tristen Zellenalltag mit mehr als einer Priese Magie auf. Und das klappt ausgezeichnet, obwohl er dem Leser wirklich so einiges zumutet - eine clevere Maus, die Edgecombe bis ins Altenheim folgt, einen Wunderheiler, der nicht nur Gedanken lesen sondern nebenbei auch noch Zombies erschaffen kann und Krankheits-Insekten, die sich in Rauch auflösen sobald sie ausgesaugt wurden. Das kratzt schon immer wieder ziemlich stark am Fantasy-Klischee und es ist einmal wieder Kings nüchterner Erzählkunst zu verdanken, dass die menschlichen Schicksale im Todestrakt unter all den Wundern und Effekten nie aus dem Blick geraten.
Ganz märchentypisch wird auch bald klar, dass die Grenzen zwischen gut und böse hier immer wieder sehr eindeutig gezogen sind. Unschuldslamms Coffey wird der abgrundtief böse Wharton gegenübergestellt, der nicht nur hinter den Morden steckt für die unser Wunderheiler verurteilt wurde, sondern auch im Todestrakt jede Gelegenheit nutzt um Chaos zu stiften. Würde sich die Geschichte auf diese beiden Widersacher beschränken, wäre es für mich deutlich zu simpel. Zumal der Mord an Wharton - während er sicher verwahrt in seiner Zelle schläft! - Was mich mehr fasziniert Spannende Grautöne der anderen Gefangenen. Hier nutzt King das ganze Medium des Fortsetzungsromans perfekt um immer wieer Schlaglichter auf andere Insassen zu werfen, die im Film zwangsläufig ein bisschen untergehen. Dabei lässt sich diskutieren, ob die Tatsache dass der Heilige Coffey ihn tötet nachdem er schon in der Todeszelle sitzt und keine echte Gefahr mehr darstellt, der unterschwelligen Todesstrafen-Kritik untergräbt. Manche Menschen verdienen wohl wirklich nichts anderes als den Tod
Dabei finde ich auch die Entscheidung einen Aufseher zum Erzähler und Sympathieträger zu machen sehr erfrischend. Würden wir - wie in die Verurteilten - aus den Augen eines Mithäftlings auf die wundersamen Ereignisse im Todestrakt schauen würden wir einiges an moralischen Fragen verpassen. Ein ganzes Buch aus der Sicht der VollzugsBeamten, die schließlich die Schalter umlegen und den lebenden Häftling in einen toten verwandeln müssen - selbst wenn sie selber nicht von der Schuld überzeugt sind, das funktioniert hervorragend.
Die Sterbeszenen sind dann auch tatsächlich perfekt gelungen, immer auf dem schmalen Grad zwischen Kitsch und . Wirklich erstaunlich, dass der gleiche King, der in anderen Werken ohne mit der Wimper zu zucken Hunderte in den Tod schickt, hier so ausführliche, dramatische und persönliche Abschiede hinbekommt. Dabei muss ich zugeben, dass mich der Tod von Mr Jingles tatsächlich am meisten berührt hat. Zum einen war er das letzte sichtbare magische Element, um die märchenhafte Gefängniswelt mit dem tristen Altenheim zu verbinden. Zum anderen hat das Sterben von Tieren einen ganz besonderen Grauen. Während Menschen - insbesondere im Todestrakt - wissen, das ein Ende bevorsteht. Und zumindest intelektuell erfassen, dass ihr Leben endlich ist leben Tiere in einem ewigen, zeitlosen Jetzt, können sich nicht erklären, warum sie plötzlich schwächer werden und finden den Tod ohne ihn zu begreifen, ohne sich mit Gedanken an ein Danach ablenken zu können und ohne getröstet zu werden.
Rahmenhandlung: Nicht ganz originell, aber sehr nett umgesetzt - Altenheim ist wie Gefängnis, Edge findet sich plötzlich auf der anderen Seite wieder. Bisschen störend, wenn er immer wieder nacherzählt was man schon weiß, um mögliche neue Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Das hätte man in der Gesamtausgabe gerne rausstreichen können, stört aber nicht so sehr das es einen Punkt kosten würde.
Fazit: Vielleicht nicht Kings ausgefeiltester Roman, auf jeden Fall nicht sein rundester - aber für mich mit Abstand der anrührendste.
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