Menschenjagd: Rezension
Vorhandene Rezensionen |
---|
• Romane |
• Kurzgeschichten |
• Hörbücher |
• Filme |
• Expertenrezensionen |
Zum Portal |
- Rezension schreiben
- Gehe in der oberen Leiste auf Bearbeiten
- Trage deinen Benutzernamen in eine Überschrift
- Füge in (Klammern) eine Wertung von 0 (sehr schlecht) bis 5 (genial!) ein
- Schreibe deine Meinung!
==Benutzername (? / 5)== deine Meinung
Viel Spaß!
Inhaltsverzeichnis
Croaton (4 / 5)
Mit dem Buch Menschenjagd liefert Autor Richard Bachman einen atemlosen Roman ab, dem man anmerkt, dass er innerhalb von nur drei fieberhaften Tagen geschrieben wurde. Mit nur wenigen Ausschweifungen in Ben Richards' Gedankenwelt ist die Handlung Hektik und Adrenalin pur, denn er wird von Anfang bis Ende gehetzt - zwei Tage sind die längste Zeit am Stück, in der er sich "ausruhen" kann.
Wie auch Ray Garraty in Todesmarsch lässt Richards sich auf ein beinahe hoffnungsloses Spiel ein, wie Garraty stellt er einen neuen Rekord auf (in Richards' Fall mehr als 8 Tage und 5 Stunden Überleben), wie Garraty kann er am Ende nur dem Tod ins Auge sehen. Dass Bachman mit der Schlussszene bereits 1982 die Terroranschläge auf das World Trade Center vorwegnimmt, macht das Ende besonders drastisch. Ohnehin dürfte Richards' im wahrsten Sinne des Wortes in die Länge gezogener Tod das brutalste Ableben eines Bachman- oder King-Charakters sein.
Leider muss man den Roman in mancher Hinsicht aus heutiger Sicht belächeln, etwa wenn im Handlungsjahr 2025 eine drei Kilo schwere Videokamera mit zehn Zentimeter langen Videokassetten als "Triumph unserer modernen Technologie" bezeichnet wird. Zudem ist der Roman einfach nur düster, ohne jeden Lichtblick, sodass wohl von Anfang an niemand an ein glückliches Ende glauben kann.
Fazit: Kurzweilig und spannend, aber trostlos von Anfang bis zum Schluss.
Mr. Dodd (5 / 5)
Nach Todesmarsch ist dies der zweite Roman, den einen Ausblick darüber gibt wie weit das mit den Spielen noch gehen könnte. Gab es beim Todesmarsch jedoch noch eine Überlebenschance von 1:100, so liegt diese bei Menschenjagd bei 1:1000000000.
Richard Bachman zeichnet hier eine noch düstere Zukunft, in der die Menschen in zwei Klassen gespalten sind, Fernseher zum Existenzminimum gehören und Spiele das höchste der Gefühle sind. Auch hier ist der Tod der Kandidaten die ultimative Unterhaltung. Doch es wird hier noch gesteigert, denn im Gegensatz zu dem Todesmarsch, beteiligt sich bei Menschenjagd ein ganzer Staat daran einen umzubringen. Belohnungen gibt es dafür, wenn der Teilnehmer jemanden umbringt und eine hohe Belohnung wenn er selbst getötet wird. Durch ein Spiel wird aus einem Menschen der Staatsfeind Nummer 1, der mit allen Mitteln gefasst und getötet werden darf.
Auch dieser Roman vermittelt eine komplett hoffnungslose Stimmung, denn die Welt ist gewaltig aus den Fugen geraten. Ben Richards muss sich zum Staatsfeind machen, um seiner Tochter das Überleben zu retten, seine Frau muss sich dafür in das Hurengewerbe begeben. Wie trickreich Richards auch vorgeht, man hat nie das Gefühl er könnte wirklich gewinnen und doch schafft er es sehr weit. Insgesamt ist dies alles ein einziger Marathon an Action, bis hin zu der Flugzeugentführung. Für mich eines der besten Enden, denn er schafft es sterbend ein Exempel an der Spieleindustrie zu statuieren. Auch wenn dabei der Schatten des 11. September auf ihn fällt, den wohl keiner der heutigen Leser aus dem Kopf bekommt, wenn er bei dieser letzten Szene ist.
Futuristisch, krank, hoffnungslos, aber wenigstens mit einem angemessenem Ende gibt uns Bachman einen weiteren Beweis dafür, was an unserer Gesellschaft zum Teil so falsch ist.
Horaz Klotz (4 / 5)
Menschenjagd ist genau was ich mir von einem Bachman-Roman erwarte. Unser Autor kann die Maske des etablierten Klassikers ablegen und endlich mal den ganzen brutalen, grausamen Mist veröffentlichen, den er sich im Lauf der Jahre so von der Seele geschrieben hat. In dieser düsteren Welt ist kein Platz für Freundschaft, Hoffnung oder guten Geschmack. Leider ist die Zukunft, durch die unser Protagonist gejagt wird ziemlich grob gezeichnet - man merkt, dass King so schnell wie möglich zur Action kommen wollte. So wirkt sein Jahr 2025 stellenweise wie ein simpler Bausatz aus allzu bekannten Dystopie-Elementen. Die Macht der Konzerne, die Ausbeutung des kleinen Mannes, die Umweltzerstörung, das sind alles Konzepte, die ein bisschen schnell abgehakt werden und das Buch nicht wirklich von der Masse an "Einsamer Held kämpft sich durch düstere Zukunft"-Büchern absetzten können.
Auch der Aspekt der Medienkritik ist eher Mittel zum Zweck, um die Geschichte in Bewegung zu bringen. Mit den verschiedenen Gameshow-Konzepten blitzt am Anfang kurz Kings geniale Grausamkeit auf, bleiben aber immer nur Andeutung. Sobald wir Richards auf seiner Flucht folgen, ist die Story reine atemlose Action. Vielleicht wäre es ganz interessant gewesen zwischendurch innezuhalten und die Perspektive eines der Showmacher oder eines Zuschauers zu sehen. So bekommen wir die medienwirksame Manipulation von Bildern und Ereignissen nur am Rande mit und die kritischen Ansätze versanden über weite Teile. Daneben hätte ich gern den Blick eines Menschenjagd-Fans gehabt, weil mir nicht wirklich klar ist, was genau die Zuschauer so fesselt. Immerhin kriegen sie nicht unseren Rund-um-die-Uhr-Blick auf den Kandidaten sondern sehen bloß ab und zu die kleinen Videoschnipsel, die er aus Hotelzimmern schickt. Mich würde schon interessieren, wie genau man daraus eine ganze Show bastelt.
Der vom Konzept her sehr ähnliche Millionenspiel-Film hat für mich sehr viel eleganter gelöst. Auch weil das Publikum selbst mehr ins Spielgeschehen eingreifen durfte und sich entscheiden konnte ob es dem Kandidaten schaden oder helfen will ohne gleich mit auf der Todesliste zu landen. Hier geht es sehr viel brutaler zu und McCone und seine Bande werden als geradezu albern überzeichnete Serienmörder, die sich den Weg zu ihren Ziel ohne jede Rücksicht freischießen zu gnadenlosen Antagonisten für unseren Protagonisten. Richards ist dabei von Anfang an ein sehr viel klassischerer Held als wir ihn von Bachman gewohnt sind. Im Gegensatz zum ähnlich gelagerten Fall in Todesmarsch zwingen ihn rein edle Motive in die Mühlen der Todesspielshow, wenn er um das Leben seiner Frau und Tochter spielen muss. Eine klare Schwarz-Weiß-Zeichnung, die wieder eher an Dystopie-Groschenromane denken lässt.
Das alles sind Probleme, die mich wirklich gestört hätten, wenn es King darum gegangen wäre ein tiefgründiges Buch mit zeitloser Botschaft zu schreiben. Aber beim Lesen wird schnell klar, dass all das nur Hintergrundrauschen ist, das es ihm eigentlich um den Countdown geht, der mit jedem Kapitel, jeder Seite, jedem Wort weiter abläuft. Je enger er die Schlinge um unseren Helden zuzieht, umso klarer wird, das alles auf ein tragisches, düsteres Finale zustrudelt. Allzu elaborierte Ausschweifungen oder Grauzeichnungen hätten hier nur gestört. King geht ganz in der Geschichte des Mannes auf, der einsam gegen das System kämpft obwohl er weiß, dass es letztendlich wohl vergebens ist. Und - und das gibt den Ausschlag - unser Autor bleibt konsequent und liefert ganz ohne Tricks und doppelten Boden eines der dramatischsten Enden seiner Karriere.
Fazit: King schneidet eine Menge Themen an, um eine letztendlich simple Gut-gegen-Böse-Action-Story zu erzählen. Die ist aber ziemlich gut.
| ||||||
|