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Benutzer:Croaton/Experimentierseite5

5.394 Byte hinzugefügt, 17:15, 18. Feb. 2010
Kapitel VI (3. und letzter Teil
:Gerade in Fällen politischen Subtexts sind solche Filme einem späteren Publikum weniger zugänglich:
{{cquote|Es mag sein, dass nichts auf der Welt schwerer zu verstehen ist als ein Schrecken, dessen Zeit gekommen und vorübergegangen ist. [...] Das könnte der Grund sein, weshalb der Alptraum einer Generation zur Soziologie der nächsten Generation wird, und selbst die, die durch das Feuer gegangen sind, haben Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, wie sich die glühenden Kohlen anfühlten.<br>Ich erinnere mich zum Beispiel, dass 1968, als ich einundzwanzig Jahre alt war, das Thema lange Haare ein besonders übles war. Das mag heute so schwer zu verstehen sein wie die Vorstellung, dass sich einst Menschen wegen des Problems umbrachten, ob die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde kreist, aber auch das ist geschehen.}}
:'''soziale Horrorfilme:''' Hier kommt King auf drei prägende Filme zu sprechen, die ihren Horror aus den sozialen Umständen der Zeit ziehen. ''Die Frauen von Stepford'' überspitzt den Wunsch des Mannes, eine Frau zu haben, die sich um ihn sorgt, für den Sex bereitsteht, aber ansonsten unauffällig ist - in Stepford nämlich werden die Frauen nach und nach durch Roboter ersetzt. :''Der Exorzist'' schlug Kings Meinung nach vor allem deswegen so ein, weil er den Generationenkonflikt auf den Punkt brachte: Die Erwachsenen (repräsentiert von Regans verzweifelter Mutter) sahen ihre Gras rauchenden und Rock 'n' Roll hörenden Kinder wie von Dämonen besessen; die Jugend erlebte ein Kind, das es wagte, (wie etwa in Arbeitder berühmten Kruzifix-Szene)Erwachsenen grausamste Obszönitäten ins Gesicht zu schleudern. :Brian de Palmas ''[[Carrie (Film)|Carrie]]'' (basierend natürlich auf Kings [[Carrie|gleichnamigem Roman]]) zeigt den unterschwelligen Hass der jungen Generation deutlicher als das Buch; Carries Rache ist zudem der Traum aller Gehänselten - Subtexte, die de Palma King zufolge im Film besser gelingen als ihm selbst im Roman. :Im Folgenden präsentiert King seinen Lesern ein kleines Quiz: Er stellt 20 Filme vor, indem er eine Kurzzusammenfassung in Märchenform gibt; als Beispiel hier seine Vorstellung von ''Alien'':{{cquote|Es waren einmal ein paar tapfere Forscher, die auf einem anderen Planeten landeten, um nachzusehen, ob jemand Hilfe brauchte. Niemand brauchte Hilfe, aber als sie wieder aufbrachen, stellten sie fest, dass ''sie'' sich den schwarzen Mann an Bord geholt hatten.}}:Mindestens 14 davon, so King, sollte der wahre Horrorfan erkennen und benennen können. Interessierte können die Liste hier einsehen: <showhide><hide><center>1. Wait Until Dark (dt: Warte, bis es dunkel wird)2. Halloween<br>3. Psycho<br>4. Coma (dt: Koma)<br>5. Looking for Mr. Goodbar (dt: Auf der Suche nach Mr. Goodbar)<br>6. Alien <br>7. The Haunting (dt: Bis das Blut gefriert)<br>8. Midnight Express <br>9. The Bad Seed (dt: Die böse Saat)<br>10. The Night of the Hunter (dt: Die Nacht des Jägers)<br>11. Night Watch (dt: Die Nacht der tausend Augen)<br>12. Night of the Living Dead (dt: Die Nacht der lebenden Toten)<br>13. The Birds (dt: Die Vögel)<br>14. Dementia-13<br>15. What Ever Happened to Baby Jane? (dt: Was geschah wirklich mit Baby Jane?)<br>16. Bury the Living<br>17. Macabre<br>18. X- The Man with the X-Ray Eyes (dt: Der Mann mit den Röntgenaugen)<br>19. The Omen (dt: Das Omen)<br>20. Deliverance (dt: Beim Sterben ist jeder der erste)</hide></showhide></center>:King stellt fest, dass eine der zentralen Ängste des Menschen, die Angst vor der Dunkelheit, in jedem dieser Filme genutzt wird und oft sogar im Titel auftaucht (Nacht, dunkel, Midnight). Besonders effektiv spielt damit ''Warte, bis es dunkel wird'', in der sich eine blinde Frau (dargestellt von Audrey Hepburn) in ihrem Apartment gegen einen Mörder zur Wehr setzen muss. Um eine gewisse Chancengleichheit herzustellen, zerstört sie sämtliche Lampen in der Wohnung, sodass fortan nur Schwärze zu sehen ist (viele Kinos reagierten darauf, indem sie ''ihre'' Beleuchtung ebenfalls komplett abschalteten) - bis sich nach einem Rempler aus Versehen die Kühlschranktür öffnet und Audrey nicht daran denkt, dass da drin auch ein Lichtchen brennt ...:Neben der Urangst vor der Dunkelheit bauen die Filmemacher noch auf zwei bereits weiter vorne erwähnte Effekte: den Ekel und die Todesangst. Ekelmomente können selbst in den schlechtesten Filmen funktionieren, selbst wenn der Zuschauer mit dem Betroffenen keinerlei Mitleid hat. Das ist "dieser Augenblick der ''frisson'', der Augenblick, wenn es den tastenden Fingern des Filmemachers gelingt, eine Lücke in unserer Verteidigung zu finden, hindurchzuschießen und auf einen der psychischen Druckpunkte zu drücken." Hier werden fast ausnahmslos die Kritiker anfangen, sich zu beschweren, doch King sieht solche Momente als elementar für den Horrorfilm.:Ohne die Angst vor dem Tod würde wohl kein Horrorstreifen funktionieren. Das ist wohl selbstverständlich:{{cquote|Menschen sterben beim Geschlechtsverkehr, in einem Fahrstuhl, während sie Münzen in eine Parkuhr stecken. Einige sterben mitten beim Niesen. Einige sterben in Restaurants, andere in billigen Stundenhotels, einige wenige, während sie auf dem Klo sitzen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir im Bett oder in Kampfstiefeln sterben. Daher wäre es wahrhaftig bemerkenswert, wenn wir den Tod nicht ein wenig fürchten würden. Er ist halt einfach da, nicht wahr, der große, unteilbare Faktor X in unserem Leben, der gesichtslose Vater hunderter Religionen, und er ist so saumlos und ungreifbar, dass normalerweise nicht einmal bei Partys über ihn gesprochen wird.}}:Kings erste echte Begegnung mit dem Tod war die mit einer toten Katze am Straßenrand, deren Zerfall er mit kindlicher Distanziertheit zusammen mit ein paar Freunden über Wochen hinweg begutachtete und besprach. Der Horrorfilm macht uns alle wieder zu Kindern; wir können uns mit seiner Hilfe mit dem Tabuthema Tod auseinandersetzen, ohne dass von uns als Zuschauern tiefgehende Diskussionen des Themas erwartet werden. Wir beweisen, dass wir uns dem Tod - und sei er auch fiktiv - stellen können ... und lachen ihm ins Gesicht, weil wir dem so dargebotenen Horror sogar Spaß abgewinnen.
===VII) Der Horror-Film als Billigfraß===