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Wenn ihr kein Englisch könnt, lest ''Sara''!
==[[Benutzer:Blue|Blue]] ( 4 / 5 )==
Das Buch hat drei Handlungsstränge. Der Hauptstrang erzählt die Geschichte wichtiger Stationen in der Ehe von Lisey und Scott Landon, einem weltbekannten Schriftsteller, zu einem großen Teil retrospektiv durch Lisey 2 Jahre nach Scotts Tot erzählt. Einige dieser Stationen betreffen auch übernatürliche Geschehnisse, sodass Lisey die Erinnerungen an sie für lange Zeit verdrängt hat und sich nur nach und nach, im laufe der Geschichte, an sie erinnern kann.
Der zweite Strang handelt von Lisey und ihren Schwestern, und deren manchmal schwierige Beziehung zueinander. Liseys Schwester Amanda zeigt selbst verletzendes und manchmal auch kathatonisches Verhalten und spielt vor dem Ende der Geschichte eine wichtige Rolle.
Der dritte Handlungsstrang schließlich erzählt vom Stalker Jim Dooley, der Lisey bedroht, bei einer Gelegenheit schwer verletzt und dem sich Lisey am Ende stellt. Dieser Handlungsstrang war in der Schöpfung der Geschichte ursprünglich Kings Ausgangspunkt.
Alle Handlungsstränge stehen miteinander in Verbindung und haben fließende Übergänge.
Übersetzung:
Das erste, dass mir ins Auge fiel war, dass Love im Original "Liseys Story" heißt. Nun mag ich Anglizismen nicht besonders. Das hat wenig mit der Schönheit der deutschen Sprache oder mit Nationalstolz oder ähnlichem zu tun, ich denke nur, dass das Englische allzu häufig missbraucht wird, um Kompetenz vorzugaukeln. Wer wirklich Ahnung hat, muss statt "Veranstaltung" "Event" sagen. Und im Supermarkt gibt es plötzlich ein Non-Food-Regal. Wie unsinnig das ist, nehmen wir schon nicht mehr wahr. Lange Rede, kurzer Sinn, ich war zunächst von der "Übersetzung" des Titels sehr angewidert (bin aber schlechte Titel-Übersetzungen gewohnt - vor allem bei Dean Koontz Büchern muss ich jedes Mal den Kopf schütteln). Nachdem ich das Buch jedoch gelesen habe, änderte ich meine Meinung. Love ist der bessere Titel für das Buch. Nicht nur, weil Love den Inhalt des Buches besser fasst, sondern auch weil die Geschichte nicht wirklich Liseys Geschichte ist. Es ist Scott Geschichte, die uns interessiert, und die von Lisey erzählt wird. Es ist fast so, als ob sich der erste Satz im Buch am Ende bewahrheitet hätte, nämlich dass sich sinngemäß fast niemand für die Frauen von berühmten Schriftstellern interessiert. So ist Stephen King in diesem Punkt gescheitert, die Geschichte der Ehefrau zu erzählen. Die sonstigen Übersetzungen, insbes. bad-gunky halte ich jetzt nicht für sooo weltbewegend. Es ändert an der Geschichte nicht wirklich etwas, außerdem ist es grundsätzlich sehr schwer einen Text nicht nur wörtlich, sondern auch kulturell zu übersetzen. Ich denke, dass viele Leser kulturell in Bezug auf Horror- oder Thrillerliteratur amerikanisiert sind, und so mit amerikanischen Begriffen manchmal einfach besser zurechtkommen. Das hat mit der Übersetzung aber dann nichts mehr zu tun.
Positives:
Besonders gut finde ich die sprachliche Darstellung gelungen. Wenn man sich probeweise eines der älteren King-Bücher nimmt (z.b. Cujo oder Carrie) und die ersten Seiten liest, wird man merken wie reif dieses Buch ist. Neben den Schilderungen von Booya Mond und den ambivalenten Gefühlen Scotts gegenüber seinem Vater hat es mir vor allem die Krankenhausszene, in der Scott stirbt, angetan. Dieses leere, graue Krankenhaus mit dem "Außer Betrieb"-Schild am Aufzug. Die leisen Stimmen. Der Schlauch, den Lisey aber nicht Scott sehen kann, von dem Flüssigkeit und Gewebeteile, später Blut zu einem Gerät fließen. Die Schnelligkeit von Scotts Ableben innerhalb weniger Stunden. Das hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Neben dem Sprachlichen möchte ich auch die entworfenen Charaktere erwähnen. Während Scott zu Beginn einen fast überzogen positiven Eindruck hinterlässt (erfolgreich, charmant, gebildet, geliebt, Meister der Rhetorik), wird er nach einer Weile zu einem merkwürdigen, labilen aber sympathischen Schriftsteller gezeichnet. Die Darstellung von Lisey ist genau in den Momenten gut, in denen sie zum leben erweckt. Dann wenn ihr der Slip in den Po gerutscht ist, wenn sie den Schweißgeruch ihrer Schwester wahrnimmt oder wenn sie Scott beim Zuspätkommen wegen hundert weiteren Sachen wie Fingernägel kauen anbrüllt.
Negatives:
Warum gebe ich nur 4 von 5 Punkten? Weil die Geschichte nicht so recht weiß, was sie will. Jim Dooley kann die Geschichte nicht wirklich tragen, er ist einfach nicht (George) S(s)tark genug. Die von Scott alleine reicht auch nicht, es fehlt etwas Großes. Am Anfang dachte ich, dass dies der Longboy sein werde, der in einem epischen Kampf besiegt werden würde oder dass es zu einem finalen Kampf um die Seele Scotts kommen würde. Aber nix da. Einfach nur BOOL! Ende!
Fazit:
Ich mag Love, in Love geht es um Liebe und Hass, darum dass Liebe Grenzen überwinden kann. Und es geht um loslassen können, um den Seufzer, der darauf folgt. Das mag pathetisch und sogar etwas naiv sein, Love erzählt es jedoch auf leise und feinfühlige Weise. Am Ende siegt und verliert niemand und der Leser bleibt mit einem bitter süßem Gefühl, dem Satz "Ich werde dich nach Hause rufen" und einem perfekt passenden Song von Ryan Adams zurück.
Wenn ich Love lese, werde ICH zum Gomer, der seine Welt verlässt. Mein Pool liegt zwischen zwei Buchdeckeln.
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