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Wahn: Rezension

4.191 Byte hinzugefügt, 09:06, 15. Jun. 2008
Edit 4997: Lange erwartet, endlich fertig: WS 4/5
Was bleibt als Fazit? Änderungen erscheinen wichtig. Sei es für die Charaktere, sei es für den Autor, oder für uns als Leser. Das die Qualität der resultierenden Werke leidet, kann mitunter sein. Aber nicht hier und nicht jetzt.
 
==[[Benutzer:Wörterschmied|Wörterschmied]] (4 / 5)==
''[[Wahn]]'' ist der neueste Geniestreich von [[Stephen King]]!
 
Schrieb King mit ''[[Puls]]'' eine für ihn eher unübliche Geschichte, die mehr an einen Zombieschocker erinnert als an Bücher wie ''[[Friedhof der Kuscheltiere]]'' oder ''[[Shining]]'', so kann diesem Buch dennoch einiges nachgesagt werden, aber keine Langeweile! Auch bei ''[[Love]]'' weicht King von seinem Horrorgenre ab und erzählt die Geschichte einer [[Lisey Landon|Frau]], die zwar mit magischen Momenten, aber weniger mit Horror zu tun bekommt.
 
Auch ''Wahn'' stellt sich erneut als eine Art Experiment Kings dar. Zum einen lässt er die Handlung in den Staaten [[Florida]] und [[Minnesota]] spielen, anstatt wie so häufig in [[Maine]] (nennenswerte Ausnahmen bildet hier vor am ehesten ''[[Das Schwarze Haus]]'' mit [[French Landing]], Wisconsin), zum anderen versucht King hier das Horrorgenre wieder in eine neue Richtung zu lenken.
 
Vorbei sind die Tage von [[Jack Torrance|Axtmördern]], [[Pennywise|psychotischen Clowns]] oder [[Vampire]]n – der moderne King-Held kämpf (vergleichbar mit Don Quichote) einen ausweglosen Kampf gegen einen Baukran und um seine geistige und körperliche Genesung: [[Edgar Freemantle]] [[Edgars Unfall|verliert]] einen Arm und einen guten Haps seines Sprachvermögens. Dies versucht er mit einer ganz neuartigen Methode: dem Zeichnen. Gab es in Kings Werken schon viele [[Schriftsteller]], so schafft King mit Eddie und [[Elizabeth Eastlake]] eine neue Riege von Künstlern, die sich nicht durch Worte, sondern durch Bilder ausdrücken.
 
Nach einem relativ langen (aber nicht langweiligen!) Teil, der sich vor allem mit Kunst und dem Leben selbst beschäftigt ("art for art's sake"), erfolgt erst die Entwicklung der kingtypischen Handlung: das Auftauchen einer bösen Macht ([[Perse]]), welche die Handlung erst befangen erscheinen lässt. Nur schleichend entflieht die Handlung in das Reich des Irrealen und kingtypischen Alles-ist-möglich – aber gerade dies macht die Handlung fassbarer als jene von ''Puls'', welche direkt mit dem Untergang der Zivilisation beginnt und ein ständiger Höhepunkt auf Anabolika ist.
 
Der Roman zeichnet sich vor allem durch drei Dinge aus:
#Seine '''Charaktere:''' Die Beziehung zwischen [[Ilse Freemantle]] und ihrem Vater Eddie ist so rührend und herzlich wie noch keine Bindung, die je in einem King-Werk zu finden war. Sind die Musketiere Nummer 2 und 3, [[Jerome Wireman]] und [[Jack Cantori]], mehr oder weniger Neuerfindungen altbekannter Personentypen (der weise Berater: [[Jud Crandall]], [[Dick Hallorann]], [[Glen Bateman]] und der hilfreiche und treue Jüngling: [[Jake Chambers]], [[Dennis Guilder]], [[Eddie Dean]]), so sind ihre Rollen in keinster Weise ausgelutscht oder langweilig.
#Seine '''Eloquenz:''' Von meiner Position aus, lässt sich ''Wahn'' ohne Abstriche als das sprachgewaltigste Werk des Schriftstellers bezeichnen. Bereits nach den ersten zwei Seiten war ich gefangen von der Sprache und dem Stil. Kein anderer Roman kann sich dieser (ich finde leider kein deutsches Wort dafür) ''Matter-of-fact-''Stimmung („Meine Frau ist tot… aber das ist in Ordnung: Ich habe eine Neue gefunden!“) auf so göttliche Art bedienen! Vor allem Wiremans Sprüche wie „Jesus Krispies!“ oder „time for her four o’clockies“ werden mir wohl nie wieder aus dem Kopf gehen … und noch heute erwische ich mich oft dabei, (für andere scheinbar sinnlos) lachen zu müssen, wenn mir jemand einen Keks anbietet.
#Last but not least: '''Absurdität:''' Viele Handlungsfäden sind so absurd und einfach einzigartig, dass man sich fragen muss, was man beim Schreiben schnüffeln muss, um auf solche Ideen zu kommen! Der böse Dämon wird in dem Batteriefach einer Taschenlampe eingesperrt – mehr brauche ich dazu nicht sagen, oder?
 
Fazit: ''Wahn'' ist definitiv das Beste, was King seit langer Zeit geschrieben hat und schon beim ersten Lesen war mir klar, dass ich das Buch noch oft lesen werde. Gespannt warte ich auf die englische Taschenbuchversion! Des weiteren ist das Buch ein Roman den man uuuuuuuuuunbedingt in seiner Originalsprache lesen sollte!
[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Wahn]]