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Sleeping Beauties: Rezension

7 Byte entfernt, 10:28, 25. Okt. 2018
Horaz Klotz (1 / 5)
Dass die Handlung ausgerechnet in einem Frauengefängnis einsetzt, sah ich zuerst noch als gutes Zeichen. Immerhin hatte King schon in ''Green Mile'' und ''Pin Up'' gezeigt, wie fesselnd er das Leben hinter Gittern zeichnen kann. Zwar waren die "Haupthäftlinge" in beiden Geschichten unschuldig eingesperrt, ihre Mitinsassen waren aber echte Verbrecher, die zu Recht im Gefängnis saßen - und trotzdem als komplexe oft sympathische und runde Charaktere gezeichnet waren. Leider wird schnell klar, dass in diesem Fall alle Häftlinge mehr oder weniger unschuldig und in erster Linie arme Opfer sind. Dass ausgerechnet King, der mit Annie Wilkes und Margaret White so abgrundtief unheimliche Schurkinnen erschaffen hat, uns hier verkaufen will, dass alle Frauen ''eigentlich'' Unschuldslämmer sind, die nur ab und zu von bösen Männern in die Kriminalität getrieben werden, ist schon ein starkes Stück. Dass dann aber ausgerechnet diese Frauen, nach all ihren schlechten Erfahrungen, entscheiden, ein Leben im Paradies aufzugeben, um den dummen Männern zu helfen, ist einfach nur albern. Vielleicht wäre es interessanter geworden, wenn ein paar Frauen aus tatsächlich noch immer offen patriarchal-sexistischen Gesellschaften mit über das globale Schicksal ihrer Geschlechtsgenossinnen entscheiden hätten können, so bleibt alles auf der Stufe von Klischees. Die Frauen sind selbst als mörderische Zombies vorbildliche Mütter und die Männer können sich nicht mal selbst die Klamotten bügeln. Das ist weder clever noch kreativ noch besonders konstruktiv.
Dabei steckt irgendwo zwischen der ganzen Geschlechterpolitik eine ganz spannende Grundidee. Das Motiv nicht einschlafen zu dürfen wird immer wieder in Grusel-Geschichten eingebaut, einfach weil jeder hier mitfühlen kann. Jeder hat schon mal gegen den Schlaf angekämpft und kennt das Gefühl, wenn die Augenlider langsam schwerer und schwerer werden. Das wird so geschickt mit dem bizarren Körperhorror der wuchernden Fäden verknüpft, dass es in einigen Momenten tatsächlich richtig schaurig wurde. Die Verwandlung der aus ihren Kokons befreiten Frauen in reißende Zombies ist zwar ein bisschen etwas billiger Kunstgriff, ist aber immerhin interessant genug beschrieben, um den Leser bei der Stange zu halten und ein paar frühe Schock-Höhepunkte zu setzten. Daneben funktioniert das Konzept recht gut um einen unbarmherzigen Countdown zu starten, in dem sich die wenigen verbleibenden Frauen mehr und mehr aufputschen müssen um bei Bewusstsein zu bleiben.
Der Nachteil bei so einem gnadenlosen Wettlauf gegen die Zeit ist natürlich, dass den einzelnen Figuren wenig Zeit bleibt um einen Charakter zu entwickeln. Sie werden einfach in diese absonderliche Situation hineingeworfen, müssen ein paar Tage in der zunehmend chaotischen weitgehend frauen-losen Welt überleben und danach ist alles ziemlich wie vorher. So blieb mir kaum eine der zahlreichen Charaktere wirklich im Gedächtnis, die meisten bleiben Abziehbilder, die passgenau eine Rolle erfüllen. Das trifft insbesondere auf die mysteriöse Evie Black zu. Besonders weil ich immer noch nicht dahinter gekommen bin wozu sie eigentlich gut ist. Wirkt sie erst wie eine etwas uninspirierte weibliche Flagg-Kopie, die alle Frauen für ein letztes Gefecht im Geschlechterkrieg um sich schart, wird sie im Verlauf der Geschichte immer unwichtiger. Brauchte es einfach noch irgendeinen düster-mysteriösen Charakter für das typische King-Feeling? Letztendlich wäre doch alles genau so gekommen wenn die dramatisch angekündigte "Schwarze Königin" nicht immer in der Ecke gestanden wäre. Die absurden Regeln der geheimnisvollen Frauen-Welt ("Wenn ihr durch den magischen Baum hinüberwechselt wachen überall auf der Welt die Frauen wieder auf. Aber ihr müsst einstimmig entscheiden. Und hier vergeht die Zeit auch anders.") hätte man auch anders vermitteln können.
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