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Ur: Rezension

6.275 Byte hinzugefügt, 10:38, 26. Okt. 2018
Horaz Klotz (3 / 5)
Abzug gibt es dennoch für den etwas gezwungenen Einstieg und der hier und dort auftretenden Schleichwerbung.
==[[Benutzer:TiberiusAndreas|TiberiusAndreas]] (2 / 5)==
King muss in dieser Geschichte zwei große Hürden meistern. Da ist zum Einen seine ganz eigene Hürde mit dem Namen ''Der Dunkle Turm''. In der Fassung der Geschichte für die Kurzgeschichtensammlung ''[[Basar der bösen Träume]]'' deutet er den Turm nicht nur an, er wirft ihn förmlich mit dem ersten Starten des Geräts in unser Gesicht. Die zweite Hürde ist die der Parallelwelten und alternativen Zeiten.
Sehr schade. Die Frage, wie die Niederen Männer arbeiten nachdem der Scharlachrote König mehr als 10 Jahre vernichtet ist, wäre sicherlich sehr interessant gewesen, wenn King ein wenig beim Job der Niederen Männer unterstützt hätte. Und wenn er nicht die Vorgabe bekommen hätte, eine kurze Geschichte abzuliefern.
 
==[[Benutzer:Vermis|Vermis]] (3 / 5)==
Zunächst das Positive: Die Idee, Werke von Schriftstellern lesen zu können, die diese in unserer Welt nie geschrieben haben, ist fasziniert. Doch leider war das auch schon das Highlight. Wie bereits von meinem Vorredner gesagt, geht die Suche nach Candy Rimer etwas zu flott, wenn sich der Anfang so viel Zeit lässt.
 
Aber das Größte Problem, wegen dem noch ein Punkt weggeht, ist das Ende und die Niederen Männer. Deren Verhalten ist einfach nicht mit ihrem auftauchen im Dunkler-Turm-Zyklus zu vereinbaren. Warum werden sie hier wie Wächter der Balken dargestellt? Oder wollen Sie nur dafür sorgen das normale Menschen keinen Schaden anrichten, um selbst für besagten Schaden zu sorgen?
 
Zudem ist Interessant, das sie versuchen ein Gerät zurück zu bekommen, mit dem man Bücher aus anderen Welten lesen kann. Da man im Turm-Zyklus ja erfährt das sich einige Niedere Männer der Existenz des Schriftstellers Stephen King bewusst sind, frage ich mich, ob sie schon mal versucht haben das Ende des Dunklen Turms zu lesen und den Ausgang der Story zu verhindern. Schließlich spielt ''Ur'' im Jahr 2009, der Zyklus selbst schon beendet.
 
''Ur'' wirkt aber auch wie ein Probelauf für ''Der Anschlag''. Beide Geschichten gleichen sich in einigen Grundzügen enorm und haben ebenfalls am Ende ein paar Männer in Mänteln, die Erklärungen abgeben, die eher Schlecht als recht sind. Doch auch ''Der Anschlg'' leidet meiner Meinung nach an den Niederen...Verzeihung, den ''Karten''männern.
 
Fazit: Eine eigentlich gute Geschichte, die jedoch von einem undurchdachten Ende stark geschwächt wird.
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
''Ur'' erinnert mich an eine Kurzgeschichten-Version des magischen Kindle - es stecken ein paar richtig interessante Storys drin, aber kaum versucht man sich einzulesen gerät alles durcheinander und sobald man sich ans neue Erzähltempo gewöhnt hat ist es schon wieder vorbei. Anscheinend traute King seiner eigenen Idee nicht zu eine ganze Geschichte zu stemmen. Anstatt das eine magische Element des Geräts - Bücher aus alternativen Realitäten zu lesen - weiter zu erforschen, kann die Maschine plötzlich auch sehr viel konkretere Blicke in die fremden Welten werfen und lädt zu allem Überfluss auch noch zu einem gnadenlosen Wettlauf gegen die Zeit ein. Das ist etwas viel für eine Kurzgeschichte und die einzelnen Elemente gehen schnell im Strudel der Ereignisse unter oder geraten bei allzu scharfen Wendungen aus dem Blick. Vielleicht hätte es sich gelohnt, wenn unser Autor die fantastischen Fähigkeiten des Kindle auf zwei oder drei Geschichten aufgeteilt hätte. Immerhin wissen wir, dass er nichts dagegen hat, auf den ersten Blick sehr ähnliche Konzepte aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten (''Alles endgültig'' und ''Nachrufe'').
 
Man kann darüber streiten, ob King das Potential, per Kindle einen Blick in neue Welten zu werfen, voll ausnutzt, bevor er zum Zeitplot übergeht. Beim ersten Lesen fand ich die alternativen Universen erschreckend einfallslos - in einem wurde Hillary Clinton Präsidentin, in einem anderen ist Kings altes Steckenpferd die Kennedy-Ermordung anders verlaufen. Bei schier endlosen Möglichkeiten wären vielleicht doch ein paar Einblicke in fantastischere Welten drin gewesen, die nicht erst in den letzten 100 Jahren von unserer abweichen. Andererseits erdet diese erzählerische Zurückhaltung die Geschichte. Und das ist dringend nötig sobald wir in den Zukunftsplot stolpern. Wenn es um die Zeit geht, wird es bei King ja oft ein bisschen bizarr. Abgesehen von seinen teilweise haarsträubenden Theorie (''Langoliers''), finde ich auch das Motiv, dass sich düster-geheimnisvolle Mächte dagegen sträuben, dass die Zukunft geändert wird ein bisschen einfallslos. Zumal damit mal eben so der freie Wille im King-Universum abgeschafft wird - immerhin wäre jede freie Entscheidung in der Gegenwart für zeitreisende Beobachter ein Eingriff in die Zukunft.
 
Das Ende ist dann im Grunde wieder wie der Anfang der Geschichte. Etwas abrupt aber irgendwie charmant in seiner Einfachheit. Wesley bekommt seine Einblicke in fremde Realitäten einfach weil ihm durch Zahlendreher das Gerät aus der falschen Dimension geschickt wurde, am Ende wird es von geheimnisvollen Fremden wieder abgeholt. Ende. Leider machen beide Konzepte aber auch keinen großen Sinn, wenn man länger darüber nachdenkt. Wenn es für unsere Helden so gefährlich und illegal ist in der Zukunft herumzuwerkeln, warum wird die Zeitfunktion dann eine Welt weiter standardmäßig in Kindles eingebaut? Und ich gebe gerne zu, dass ich im Dunklen Turm-Zyklus wohl nicht bewandert genug bin, um jede Anspielung mitzukriegen. Aber es macht für mich einfach keinen Sinn, dass die Fremden sich so über Wesleys Eingreifen aufregen. Immerhin finden damit die fantatischeren Elemente Einzug in die Geschichte, auf die ich schon früher gewartet hatte. Und es ist eine ganz nette Überraschung, dass King - der sich so oft in der Rolle als Technik-Muffel gefällt - hier tatsächlich ein waschechtes Happy End via Zaubermaschine zulässt. Das passt für mich sehr gut zum allgemein fröhlicheren Abenteuer-Ton der Geschichte.
 
Das die Kurzgeschichte bei allen Problemen doch noch auf 3 Punkte kommt, liegt auch an den Charakteren, die unser Autor durch seinen Zeitplot scheucht. Wesley ist gerade weit genug vom braven Kleinstadt-Professor entfernt um immer wieder überraschende Entscheidungen zu treffen, aber noch nicht so unsympathisch dass man ihm die spektakuläre Rettungsaktion nicht abnimmt. Besonders gefällt mir, wie schnell die Figuren ihren Unglauben hinter sich lassen, es tatsächlich mit einem magischen Kindle zutun zu haben. Statt ellenlangen Erklärungs- oder Abstreitversuche sind sie schon nach wenigen Sätzen mittendrin zu überlegen, was sie mit dem seltsamen Gerät so anstellen könnten - so lobe ich mir meine Fantasy-Protagonisten.
 
Fazit: Überbordende Kurzgeschichte über ein magisches Kindle mit deutlich zu vielen Funktionen. Zum Glück ist in dem ganzen Chaos immer noch genug von den charmanten Grundideen zu erkennen. Auf mehrere Geschichten aufgeteilt hätte das ganze aber wohl wirklich besser funktioniert.
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