Misery: Rezension
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Croaton (5 / 5)
Schon komisch, wie sich eigene Meinungen manchmal ändern. Als ich damals aus dem Kino kam, war ich enttäuscht, nein, ich war wütend über die Verfilmung des Romans, der damals, 1990, noch mein absoluter Lieblingsroman war. Ich wusste Kathy Bates' und James Caans schauspielerische Leistungen nicht zu würdigen. Ich dachte nur unablässig: Wo war die Axt?! Wo war Duane Kushner?! Was sollte der alte Sheriff mit seiner Frau, die beide im Buch nicht vorkamen?!
Gut, ich war erst 18, meine Toleranz für Abweichungen von der Romanvorlage gleich Null - was sich bis heute zwar nur leicht geändert hat, aber nie mehr diese Ausmaße des Zorns erreichte!
Es war ein Schulreferat für den LK Englisch, das meine Meinung revidierte, denn dafür schaute ich mir den Film zwei Jahre später noch einmal an und entdeckte Erstaunliches: Kathy Bates war genial! James Caan brillant!
Noch immer ist mir der Film zu entschärft, noch immer wünsche ich mir die Axt, den Rasenmäher, das Elektromesser und den Spüleimer aus dem Buch, aber ich weiß mittlerweile die Qualitäten des Films zu schätzen. Niemand kann Schmerzen und Verzweiflung so gut spielen wie der Paul Sheldon-Darsteller; Annie Wilkes' Absturz in den Wahnsinn wird genial umgesetzt. Schnitt und vor allem Musik tragen einen Großteil zur Spannung bei; der Kampf der beiden in Annies Haus Isolierten ist zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder unglaubwürdig.
Der der Geschichte hinzugedichtete Sheriff ist so eine Sache: Ja, er ist sympathisch, schrullig, liebenswert. Aber ihm ergeht es wie Dick Hallorann in der ersten Verfilmung von Shining: Als er zur Rettung eilt, wird er getötet; was bleibt, ist in beiden Fällen die Frage: Und was sollte seine Rolle dann genau bringen?
Aber das reicht nicht zum Punktabzug, vor allem angesichts der Tatsache, dass Misery sich von gefühlten 10.017 grausamen King-Verfilmungen äußerst positiv abhebt. Man kann den Film immer wieder schauen und immer wieder aufs Neue fasziniert sein von den Leistungen der beiden Darsteller. Daumen hoch!
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