Eine gute Ehe: Rezension
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Croaton (4 / 5)
Stephen Kings letzte Novelle des Bandes Zwischen Nacht und Dunkel, Eine gute Ehe, ist eine unbequeme Geschichte, die vom Leser einiges abverlangt. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob es tatsächlich sein kann, dass die Frau eines Killers jahrelang nicht weiß, was ihr Mann in Wirklichkeit ist. Und vor allen Dingen, wie sie reagiert, wenn sie es erfährt.
Kings Version dieser Reaktion ist so plausibel wie zutiefst erschreckend. Das Grauen der Geschichte liegt für mich in der Nachvollziehbarkeit von Darcy Andersons Gedanken; im Film und den meisten Büchern wäre jegliche Liebe wohl in Sekunden erloschen, nur das Monster im Mann würde noch zählen. Nicht bei King, der weiß, wie schwer 30 Ehejahre wiegen können. Wie bereits in Love versteht King es unnachahmlich, die guten, schlechten und vor allen Dingen alltäglichen Seiten einer Liebesbeziehung zu beschreiben, und so wurde Darcy für mich schnell zu einer der greifbarsten Charaktere des Meisters.
Dass ich nicht die vollen 5 Punkte gebe, liegt an den epiloghaften letzten beiden Kapitel, die nicht mehr hätten sein müssen. Klingt es am Ende von Kapitel 18 noch so, als käme nun noch ein Spannungshöhepunkt, plätschert das Ende recht belanglos dahin und ich frage mich, was genau King mit dem Auftritt von Holt Ramsey eigentlich bewirken wollte. Diese "offizielle Absolution" hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.
Fazit: Würdiger Abschluss einer tollen Sammlung; eine Story, die trotz des faden Endes in Erinnerung bleiben wird.
Wörterschmied (4 / 5)
Im Wesentlichen schließe ich mich den Punkten von Croaton an, jedoch noch einige Anmerkungen:
- Ramsey Holt ist eine sehr interessante Figur, die durchaus selbst ein Novellenprotagonist (à la Alan Pangborn) sein könnte. Leider wirkt der Schluss zu gezwungen, als dass Holt (ich hoffe der Name sei mir erlaubt) sein wirkliches Potenzial entfalten kann.
- Darcy erinnert an Lisey Landon aus Love und Mike Noonan aus Sara - sie alle müssen erkennen, dass ihr Ehepartner unerwartere Geheimnisse hütet, die langsam ans Tageslicht kommen. Dass Bob sie direkt damit konfrontiert "Ja, ich bin der Mörder - was nu?", war für mich unerwartet und meiner Meinung auch schade. Die Gedankengänge, wie Darcy mit dem Wissen und vor allem mit dem Ungewissen umgehen soll, sind definitiv der Glanzpunkt der Geschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass sie noch mehr Zeit zum Überlegen hat und die Heimkehr ihres Mannes dann ein offenes Ende herbeiführt.
- Auch ich gebe für den an sich folgenlosen Epilog einen Punktabzug.
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