Stephen Kings Kurzgeschichte Das Musikzimmer ist nicht weiter unterteilt.
Dieses Gemälde inspirierte King zu seinem Beitrag.
- In den USA herrscht in den 30er Jahren die Große Depression - auch Mr. und Mrs. Enderby sind davon betroffen: Ihr Unternehmen ist pleite (es bleibt offen, in welchem Bereich sie arbeiteten), sie müssen sich nach anderen Geldquellen umsehen.
- Zu Beginn sitzen die beiden in ihrem Musikzimmer im dritten Stock der 3rd Avenue in New York City. Das Musikzimmer war eigentlich als Kinderzimmer geplant , doch es klappt leider nicht mit dem Kinderwunsch. Nun steht dort ein selten benutztes Piano, das dem Zimmer seinen Namen gab. Wie auf dem Gemälde würde ein neutraler Beobachter Mr. Enderby eine Zeitung lesen und Mrs. Enderby lustlos auf dem Klavier herumklimpern sehen ... In Wirklichkeit aber warten die beiden auf etwas. Sie warten auf Stille. Stille von hinter der Tür, die in eine fast schalldichte Kammer führt. Leider nur fast, denn der Gefangene dahinter ist zäh ...
- Es handelt sich um den Geschäftsmann George Timmons, bereits dem sechsten Opfer der Enderbys, die ein ganz neues Geschäftsmodell verfolgen: Mr. Enderby lockt reiche Geschäftsmänner unter dem Vorwand eines lukrativen Abendessens zu sich nach Hause, danach überwältigen die beiden ihr Opfer und sperren es in die Kammer. Sie hungern den Gefangenen so lange aus, bis er ihnen per Scheck sein ganzes Geld überreicht - dann aber lassen sie ihn sterben, um ihn später in einem Sumpfgebiet verschwinden zu lassen.
- Aber dieser Mr. Timmons ist überaus zäh, er will einfach nicht aufhören, gegen die Tür zu hämmern und verzweifelt zu schreien, auch nach mittlerweile mehreren Tagen. Doch er war ein großer Fisch, hat ihnen über 1.000$ eingebracht, was sie etwa fünf Monate über Wasser halten könnte.
- Gelassen liest Mr. Enderby die Zeitung, erst einmal, um herauszufinden, ob der aus Albany stammende Mr. Timmons irgendwo vermisst gemeldet ist. Dem ist nicht der Fall, und so widmet Mr. Enderby sich leidenschaftlich und stets belustigt den dort abgedruckten Comics. Auf Mrs. Enderbys Sorgen bezüglich des Durchhaltevermögens ihres jüngsten Gefangenen reagiert er völlig gelassen, erzählt ihr stattdessen immer wieder die neusten Entwicklungen in seinen Comics.
- Doch Mrs. Enderbys Unruhe steigt. Welch Kraft muss noch in Mr. Timmons stecken, wenn er weiterhin in der Lage ist, derart gegen die Tür zu trommeln und fast verständliche Schreie auszustoßen? Ihr Mann bietet ihr seelenruhig einen Deal an: Er könnte den geschwächten Timmons überwältigen und mit einem Messer erledigen - Mrs. Enderby müsste dann allerdings die Sauerei beseitigen. Seine Frau ist entsetzt: Sie ist doch keine Mörderin! Lachend befindet Mr. Enderby, dass die Geschworenen das in einer Gerichtsversammlung sicher anders sähen, doch Mrs. Enderby bleibt dabei: "Wenn wir in den Zeugenstand gerufen würden, würde ich dem Richter und den Geschworenen erhobenen Kopfes verständlich machen, dass wir Opfer der äußeren Umstände waren. [...] Wir töten sie nicht; sie scheiden einfach sanft dahin." [1]
- Mr. Enderby sieht keinen Grund zur Eile - früher oder später wird Timmons den Kampf verlieren. Und einmal ehrlich: Mrs. Enderby genießt doch den Nervenkitzel dieser Beutezüge, oder? Das räumt sie gefällig ein ... aber das Warten ist eben so gar nicht ihr Ding. Mr. Enderby ermuntert seine Frau, doch ein wenig auf dem Klavier zu spielen. Sie stimmt zu und erhält ehrlichen Applaus von ihrem Mann. Und siehe: Der Tumult von hinter der Tür hat aufgehört.
- Mr. Enderby zitiert lächelnd den englischen Poeten William Congreve: "[Musik] hat die Macht, das wilde Biest zu zähmen!" [2] Das belustigt sie beide, sodass Mrs. Enderby bald in das Gelächter ihres Mannes mit einfällt.
Zitate
- ↑ Original: "If we were called into the dock, I would hold my head up and tell the judge and the jury that we were victims of circumstance. [...] We don’t kill them; they simply fade away."
- ↑ Original: "[Music] hath powers to soothe the savage beast!"
V E
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