Mr. Dodd (5 / 5)
Wann war ich diesem Buch verfallen? Ab wann wurde für mich klar, dass hier was richtig Großes entsteht? Richtig, schon mit dem ersten offiziellen Kapitel. Den Prolog überflog ich noch mehr, doch dann kam jene Sicht, die mich so sehr beeindruckte. Die Sichtweise von Blaines Vorbeifahrt aus Sicht einer toten, verstrahlten Stadt, in der nur noch Mutanten, Ungeziefer und fast kaputte Roboter existieren, beeindruckte mich so sehr, dass ich sie als eine der genialsten Anfänge der Literaturgeschichte bezeichne. Dazu noch die Rehkuh und die "Welt heilt sich selber wieder". Herrlich!
Und am Ende der Mond, der Dämonenmond und die Tatsache, dass es nur noch Dämonen gibt. Jener Mond ist jedoch am besten Teil dieses Buches, ein so zentrales Element, weswegen ich es noch besser finde, dass es schon hier angesprochen wird.
Nun gut, das Rätselraten ist mit Sicherheit eine der genialen Szenen im Turm, aber mit der späteren Geschichte kann sie es dann doch nicht aufnehmen und wird von mir meistens schnell vergessen, wenn ich an dieses Buch denke. Dabei ist es eine der größten Ironien, dass ausgerechnet Ka-Mai Eddie Dean mit seinen dummen Sprüchen das Ka-Tet rettet und Blaine sein verdientes Ende bereitet. Das danach alle in einer seltsamen Version von Topeka, die an Das letzte Gefecht angelehnt ist, ankommen hat mich schon immer irritiert, doch mit der Schwachstelle kommt nach dem Vollmond das zweite Element für Rolands lange Vergangenheitserzählung und damit die Rezension nicht länger wird als sie ohnehin werden wird, komme ich gleich dazu...
Rolands tragische Liebesgeschichte mit Susan Delgado ist für mich aus vielen Gründen eine der besten Erzählungen der Literatur und eine Geschichte, die ich tausendmal lesen könnte, ohne das sie mir auch nur ansatzweise langweilig werden könnte. Warum ich sie am besten mag, liegt vordergründig an ein was: Sie ist wie ein perfektes Drama ala Schiller oder Shakespeare aufgebaut. Tatsächlich, wir haben alles was ein klassisches Drama braucht in dieser knapp 700 seitenlangen Geschichte: Exposition, Steigerung, Höhepunkt, Peripetie, retardierendes Moment und Katastrophe. Denn dieses arme Mädchen Susan Delgado ist von Anfang an, vom ersten Wort der Erzählung an, zum Scheitern und Tode verurteilt.
Nein die Erzählung fängt nicht mit Rolands Ankunft in Hambry an, die Vordetails erzählt Roland noch vorher schnell seinem Ka-Tet. Die große Stärke ist, sie fängt dort an wo für Susan alles zu Ende geht, wo ihr unwürdiger und schlimmer Tod seinen Ausgangspunkt nimmt, unter einem Vollmond auf einem Hügel namens Cöos. Hier lernen wir als erste Person dieser epischen Geschichte, die für mich widerwärtigste und furchteinflößendste King-Figur kennen, Rhea vom Cöos. Diese alte Vettel mit ihrem Einsiedlerleben und ihrem Männerhass, zusammen mit ihren Mutie-Haustieren, Ermot und Musty, hat mich sofort tief beeindruckt. Und dann hat sie auch noch etwas bekommen, dass ihr sehr gefällt und mit dem sie den Untergang Susans besiegeln wird: Maerlyns Pampelmuse. Die beiden Elemente, die Susan vernichten werden, werden hier bereits dem Leser deutlich vorgestellt und man hat ohne Vorkenntnisse keine Ahnung, dass es diese beiden sind, die Susans komplette Vernichtung als Ziel haben. Und mit Roland wird sogar noch kurz das dritte Element eingeführt, als Rhea in die Glaskugel blickt, denn es ist auch der Revolvermann, der Susan in Richtung Scheiterhaufen bringt.
Arme Susan fragt man sich zurecht und wann versagt sie? Ja leider mit dem allerersten Wort, dass sie singt in dieser Geschichte, denn es ihre verfrühte Anwesenheit, wegen der Rhea sie sofort hasst. Diese bösartige Vettel mag nämlich zusätzlich keine Überraschungen und besonders nicht schöne, junge Mädchen. Susan bricht somit zwei Tabus bei ihr unbewusst und unabsichtlich. Sie hat versagt, noch ehe der Leser ihr hübsches Gesicht "zu sehen bekommt". Schon jetzt will Rhea es sie zahlen lassen.
Die Prüfung der Ehrbarkeit ist es, die diesen Hass zuspitzt und alles zur Katastrophe werden lässt. Susan lässt sich zu leicht provozieren, wird frech, zeigt zu deutlich ihren Ekel vor Rhea und im falschen Moment sieht sie auch die Glaskugel. Ja, auch wenn Rhea es nicht mitbekommt, auch diese kurze Begegnung schadet Susan erheblich. Und als sie schließlich Rheas sexuelles Befriedigungsspiel damit ablehnt, dass sie die Hexe fast ins Feuer tritt, ist es endgültig aus. Rhea und Susan sind Totfeinde und die hasserfüllte Vettel hat nur ein Ziel, sie will es Susan spüren lassen. Doch Rhea ist ein so hinterhältiges Weibsstück, denn sie zahlt es Susans geiziger Tante und dem Bürgermeister Hart Thorin auch mit heim. So darf Susan erst zur Ernte ihre dirnenhafte Bindung mit Thorin eingehen. Zusätzlich ist sie gezwungen gleich nach Verlust ihrer Jungfernschaft, ihr Haar zu verlieren. Das genügt Rhea vorerst als Rache.
Ein echte Liebesgeschichte im Drama ist immer von vornherein zum Scheitern verurteilt und so ist Susans und Rolands Zusammentreffen auch zu sehen. Susan ist als Feinsliebchen bestimmt und auch so gekauft. Ihre Ehre, ihr wertvollstes Gut für ihre Tante und Thorin. Sie ist außerdem bestätigt von der Hexe. Zu einem schlechteren Zeitpunkt hätte ihr Treffen mit Roland nicht kommen können und wäre es erst in Seafront passiert, die Katastrophe hätte vielleicht nicht passieren müssen. Doch dieses für beide überwältigende Treffen im Mondschein hat weitreichende Folgen, sie verlieben sich und können ihrer Liebe nicht nachgehen. Schon hier spürt man die Zerissenheit der beiden und es wird deutlich, dass beide füreinander bestimmt sind, aber es kein gutes Ende nehmen wird.
Schön ist, dass auch eine andere Partei vorgestellt wird, die Feinde von Rolands Ka-Tet "Die Großen Sargjäger". Während Rolands Ka-Tet eher hier ist, um den schlimmen Ereignissen in Gilead aus dem Weg zu sein und offiziell unter falschen Namen alles zählt, was wichtig werden könnte für den Bund, sind Jonas und seine beiden Begleiter, Depape und Reynolds, im Auftrag Farsons hier, um Benzin herbeizuschaffen für seine Panzer. Zwei Parteien treffen also aufeinander und während sich Hambrys Obrigkeit schon im Würgegriff Farsons befindet, aber aus Gründen der Tarnung sich nicht preisgibt, ist der zweite große Konflikt dieser Geschichte entstanden. Dieser hat sein Ausgangspunkt, als sich alle sechs in einer bizarren Kneipenszene beinahe töten. Danach jedoch beginnt die wahre Stärke dieses Konflikts das Abwarten, Taktieren verglichen mit einer Partie Kastell, einer mittweltlichen Version von Schach. Herrlich!
Den ersten Zug setzt hierbei Jonas; er setzt Depape darauf an die Spuren zurückzuverfolgen und die wahre Identität von Roland, Cuthbert und Alain herauszufinden.
Nun entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen Roland und Susan nur langsam. Nachdem Roland zunächst entsetzt ist über Susans Rolle, entwickelt er dennoch schnell starke Gefühle für sie und versucht diese immer wieder zum Ausdruck zu bringen. Susan dagegen merkt langsam die Abscheulichkeit der Rolle in die sie von ihrer Tante gedrängt wird. Diese ist verbittert über den langen Aufschub und Susans aufmüpfiges Verhalten. Immer wieder eskalieren Gespräche zwischen ihnen fast zu Handgreiflichkeiten und Susan sucht Trost, natürlich bei Roland. Hin und her gerissen zwischen ihrem Versprechen und ihrer Liebe zu Roland, entwickelt sie sich zu eine der vielschichtigsten King-Charakteren. Schließlich schafft sie es nicht länger ihren Gefühlen und dem Ka standzuhalten. Die vermutlich abscheuliche Wahrheit über den Tod ihres Vaters, der zunehmende Verrat Hambrys am Bund, drängen sie immer mehr zu Roland, bis sie schließlich auf dem Ölfeld Citgo beinahe endgültig ihren Gefühlen nachgibt.
Beinahe vergessen auch die Hexe, die King geschickt für 200 Seiten verschwinden lässt, nur um sie dann als stillen Beobachter von Susans und Rolands verbotener Liebschaft wieder in die Geschichte bringt. Ohnmächtig und mit blinder Wut störte es mich, dass sie so in diese wundervolle Liebesgeschichte hereinfunkt, doch das macht ihre verhängnisvolle Rolle in diesem Drama aus, welches langsam zum Höhepunkt kommt...
Rolands Ka-Tet bekommt immer wieder mit, dass in Hambry etwas faul ist, doch sie bleiben noch ruhig und lassen die Großen Sargjäger gewähren. Stattdessen finden sie jenes Element, welches ihren scheinbaren Sieg symbolisieren wird, die Schwachstelle. Tatsächlich stellt Roland fest, dass sie als Falle geeignet wäre.
Währenddessen findet Depape tatsächlich einige Informationen über die jungen Revolvermänner heraus und mit diesen Informationen beginnt ein weiterer gefährlicherer Teil der ganzen Sache.
Fast hätte ich vergessen Sheemie vorzustellen, auch eine der liebenswürdigsten Personen in diesem Werk und durch seine Einfachheit einer der treuesten Helfer von Susan und Rolands Ka-Tet. Er ist die unterschätzte Macht, von keinem so richtig beachtet, der jedoch in der Geschichte immer mehr an Stärke gewinnt.
Doch nun zum besagten Höhepunkt. Ja, ja diese Doppeldeutigkeit, doch es ist nunmal so. Als Susan von Hart Thorin fast vergewaltigt in Rolands Hände getrieben wird, brechen alle Dämme und Fesseln zwischen ihnen. Ihr erster sexueller Höhepunkt ist gleichzeitig der Höhepunkt ihrer Liebesgeschichte, denn nun können sie sich endlich so zueinander verhalten, wie sie es immer wollten, vom ersten Augenblick an. Sie lassen Versprechen, Fragen der Ehre und all ihre Verpflichtungen hinter sich. Zwei Minderjährige lassen sich von ihren Gefühlen treiben und sind wie am Ende dieses Kapitels beschrieben, dem Verderben geweiht. Ihr gemeinsames, gezeugtes Kind, wohl eine Hoffnung für alle Revolvermänner, hat keine Zukunft.
Denn wieder einmal werden sie von Rhea beobachtet und sie erinnert uns an den demütigenden Vorgang, den Susan nun vollführen muss. Sie schafft es sogar fast ihre Rache zu bekommen, doch Roland kommt ihr dazwischen und das war es dann für Susan endgültig. Rhea reicht es nun nicht mehr sie nur bloßzustellen, jetzt will sie ihren Tod und das so demütigend wie möglich. Mit Sicherheit lächelten einige noch darüber, was eine alte Vettel, ausgesaugt und kaum noch am Leben, deren größtes Ärgernis ihre Katze ist, gegen Roland bewirken kann. Aufgepasst!
Das Zwischenspiel empfand ich als größtes Ärgernis, drei unnötige Seiten in der richtigen Welt, die mich jäh wieder in eine Welt zurückversetzten, die ich irgendwie gar nicht brauchte. Doch es geht ja zum Glück schnell weiter.
Es geht zunächst für alle abwärts, Rhea, Cuthbert, Alain, Jonas, Hambry, außer für unsere beiden Verliebten. Die leben ihren Liebesrausch wo es nur geht aus, halten ihre Affäre so geheim wie möglich und vergessen ihre Aufgaben und Verpflichtungen. Während es scheinbar für ihre Feinde abwärts geht, sind sie es doch, die nun anfangen zu triumphieren.
Jonas erfährt von dem Verdacht einer Affäre durch Cordelia und wird aktiv, als er das Heim der drei Jungen zerstört und Cuthberts Krähenschädel findet. Außerdem trifft er schon bald auf unseren Freund Walter, der ihn warnt und die Jungen als Gefahr von Farsons Plänen tot sehen will. Doch statt sie abzuknallen, entwickelt er einen fieseren Plan zusammen mit der Schwester des Bürgermeisters, Coral Thorin, und seinem Vorgesetzten George Latigo, einer von Farsons Obristen.
Rhea scheinbar am Ende, macht nun doch etwas um Susan und Roland zu schaden, sie möchte ihrer Tante eine schändliche Nachricht schicken, doch Sheemie den sie dafür benutzt gerät zum Glück rechtzeitig an Cuthbert. Sowieso ist eine der lustigsten Szenen des Kingschen Universums, als Rhea Sheemie fragt, ob er ihr beiwohnen wollte und dieser meint das Pillerding wäre ihm abgefallen. Was ich da gelacht habe.
Zurück aber zu der eigentlichen Sache. Cuthbert, sowieso entsetzt über Rolands Treulosigkeit und eifersüchtig auf ihn, ist mehrmals kurz davor sich mit ihm zu prügeln, doch anstatt das sich ihr Ka-Tet entzweit, schafft Cuthbert es dank Rheas Nachricht Roland aufzuwecken. Doch Roland reagiert falsch. Ein zu jugendlicher Roland verzichtet darauf die lästige Rhea zu töten und erledigt nur ihre Schlange. Er hat sich soeben einen Totfeind gemacht, der ihm mehr schaden wird, als Farson, Walter und der Scharlachrote König. Und das verrückte, es ist absolut nicht zu ahnen.
Schließlich kommt es zu einem Treffen der vier und es wird klar was sie vorhaben, die Feinde des Bundes auslöschen. Als Susan ihnen jedoch von Rheas Glaskugel erzählt, begehen sie jedoch einen Riesenfehler, als sie entscheiden dieses Ding mitzunehmen bei ihrer Flucht.
Das erste Kapitel von Jahresausklang, als beschrieben wird, dass von Mejis aus der letzte große Konflikt seinen Ausgang nimmt, ist eines der besten, die ich je gelesen habe und man merkt deutlich, dass noch Großes passieren wird.
Zunächst aber zum retardierenden Moment, das ist jener Moment wenn die Liebenden im Drama die Chance haben einen Ausweg zu finden. In der Tat ist das, als Roland bei ihrem letzten Beischlaf fast vorschlägt, sie sollten beide sofort fliehen und alles hinter sich lassen. Es hätte beide gerettet, aber vermutlich mehrere andere getötet, wie Roland erkennt und so sind sie wieder zum Scheitern verurteilt, denn mit dem Kapitel Die Kugel wird geholt beginnt das ganze Dilemma. Der Dämonenmond steht am Himmel...
Und um Roland, Cuthbert und Alain auf den Scheiterhaufen zu bringen, töten Reynolds und Depape den Kanzler Rimer und Thorin und schieben den Mord dem Ka-Tet in die Schuhe. Lächerlich einfach lassen diese sich fangen und die Ereignisse überschlagen sich. Das friedliche Hambry gerät in Aufruhr, alle Figuren erzeugen insgesamt eine so bedrohliche Atmosspähre, dass ich mit Lesen ab dieser Stelle nicht mehr aufhören konnte. Die einzige, die halbwegs den Durchblick behält ist die gute Susan Delgado und statt Roland im Stich zu lassen, unternimmt sie alles für seine Befreiung. Sie ist nun bereit ihr altes Leben endgültig aufzugeben mit dem Tod ihres eigentlich bestimmten Liebhabers und wird von ihrer Tante verstoßen. Jetzt möchte sie nur noch mit Roland zusammensein.
Und nur werden die zwei Elemente in die Handlung gedrückt, die Susans Untergang besiegeln werden, Rhea und die Glaskugel. Endlich holen nämlich die Großen Sargjäger diese Kugel von ihr ab. Rhea ist nur noch ein Schatten ihrer Selbst, ein verschwärtes, verrücktes Ungeheuer, die fast die Glaskugel zerstört und sogar ihren eigenen Tod riskiert. Es ist diese eigentlich todgeweihte Rhea, die nur durch Jonas Gnade am Leben bleibt, die eigentlich auf allen Ebenen versagt hat, die mich so beeindruckt hat wenn ich an ihre spätere Entwicklung denke. In einer Nachbetrachtung wirken die Ereignisse bei der Übergabe der Kugel wie eine zusätzliche Qual.
Susan dagegen gibt alles für Roland und tötet auch für ihn den Sheriff und seinen eigentlich netten Gehilfen. Damit jedoch brandmarkt sie sich selber und ist nun verflucht. Diese Tode, das erkennt sie selber, werden ihr Untergang sein, wenn Roland sich von ihr abwendet. Dieser aber ist bereit mit ihr zu fliehen und während er sie an der Hütte zurücklässt, damit er sich dem Kampf stellen kann, möchte man verzweifelt aufschreien. Besonders bei den Worten, dass er sie erst wieder in der Glaskugel sieht.
Nun ist über Susan schon längst das Todesurteil gefällt, aber jetzt kommt es zur eigentlichen Demütigung. Natürlich ist es die Glaskugel die Susan verrät und Rhea ist sofort bereit sie an Jonas auszuliefern. Hier wird sie halb tot geschlagen und zurück nach Hambry gebracht. Doch nicht nur sie wird verbannt, sondern auch Rhea, der noch die Glaskugel abgenommen wird. Diese wird dabei wieder fast getötet, doch sie ist schlau genug der Situation zu entkommen und kann nun ihre Rache an Susan verüben.
Roland gelingt es fast schon spielerisch einfach seinen Konflikt mit Jonas zu beenden und tötet ihn recht schnell. Dann aber trägt er seinen Teil zur Katastrophe bei und blickt in die Glaskugel hinein, die ihm den Turm zeigt. Eine epische Szene, als Roland seine große Aufgabe erkennt und was alles noch vor ihm liegt. Geschickt lenkt die Glaskugel ihn ab, saugt seine tiefsten Geheimnisse ein, um sie nun brutal gegen ihn zu wenden. Vor die Wahl gestellt Susans Ehemann und Vater ihres Kindes zu sein, entscheidet er sich zu großem Ensetzen für den Turm. Eine Wahl, da bin ich mir sicher, die in jedem Hollywood-Film anders ausgefallen wäre. Nicht so hier, Roland lässt die arme, unwissende Susan fallen und lässt sie zurück wie ein Stück weggeworfenes Wischtuch voller Schmutz, welches er nun nicht mehr braucht. Er reitet zu seiner nächsten Schlacht gegen Latigos Männer.
Susan geprügelt, geschlagen und immer noch frohen Mutes glaubt an Roland und seine Liebe, völlig unwissend wie schändlich er sie gerade behandelt und so gelingt ihr mithilfe Sheemie und Olive Thorin, der liebenswerten aber traurigen Witwe von Thorin beinahe noch die Flucht. Sheemie entkommt auch. Trotz intensiver Hilfe fällt er nie seinen Feinden als Handlanger von Roland und Susan auf, ist immer rechtzeitig in Deckung gegangen und entkommt so halbwegs glücklich zunächst aus der Geschichte. Der schöne Liebesbeweis von Susan bei ihrem Abschied, ist eine weitere tolle Szene. Dann aber beginnt die Katastrophe, der Untergang.
Rhea ist vom nahen Tod zurückgekehrt, zu einer machtvollen, einflussreichen Person. Mithilfe von Susans hasserfüllter Tante erlangt sie neue Kraft und stachelt die Bewohner Hambrys gegen Susan auf. Es gelingt ihr und so kommt es zu der Szene, bei der man einfach nicht glauben mag, dass sie wirklich passieren wird, obwohl sie seit Schwarz schon angekündigt wurde. Gedemütigt wird Susan von ihren eigenen Mitbewohnern mit Mais beworfen, bespuckt, geschlagen und an den Scheiterhaufen gebracht. Es ist die Art und Weise wie Susan endet, die diese Szene zu eine der traurigsten überhaupt macht. Von ihrer Totfeindin an den Scheiterhaufen gebracht, von ihrer großen Liebe unwissend verraten und von ihren eigenen Bewohner zum Tode verurteilt, resigniert sie nicht, nein. Anstatt Unmut und Frust rauszurufen, ruft sie, als sie anfängt zu brennen, ihre Liebe zu Roland hinaus, immer und immer wieder, bis sie nicht mehr kann und wünscht ihm Glück, dass er nie mehr findet. Es ist das Ende einer guten Person, die doppelt verraten, trotzdem aufrecht und stolz angesichts eines unwürdiges Todes stirbt, welches Susan völlig zurecht für mich zu eine der eindruckvollsten Personen macht, die King je geschaffen hat. Das Roland dies alles beobachtet und seinen Verrat erkennt und was er eigentlich dieser Person angetan hat, passt zu dem ganzen. Die Geschichte endet wie ein Drama, mit einem traurigen Tod und einem brutalen Ende der Liebesgeschichte.
Es beeindruckt nur wie King diese Liebesgeschichte darstellt, verwoben mit dem großen Mittwelt-Konflikt und beinahe jede Person von Hambry so perfekt in das Gesamtkonzept einflicht, dass ich diese Geschichte für sich stehend als eine der besten allerzeiten halte. Selbst Haustiere wie Musty oder Ermot tragen ihren Teil dazu bei.
Am besten gefällt mir aber wie er eine scheinbar außenseitige Person wie Rhea vom Cöos scheinbar geschlagen und fast tot zur großen Unbekannten werden lässt, die unvorstellbarerweise tatsächlich ihre demütigende Rache an Susan bekommt. Diese Unvorhersehbarkeit ist eine der größten Stärken und so ist mir Rhea der unheimlichste Bösewicht. Nie im Leben würde ich mich mit dieser Person anlegen, würde es so eine tatsächlich geben. Das sie Roland gleich doppelt schadet, als er seine Mutter erschießt, rundet das ganze nur ab. Denn neben Susan rächt sie sich auch an Roland. Schade das King ihr Ende so offen lässt, denn mich interessiert noch immer brennend, was aus ihr geworden ist.
Die Rückkehr zum eigentlichen Ka-Tet ist brutal und ich wollte gar nicht dahin, doch es wird noch perfekt beschrieben wie auch Rolands Ka-Tet mit der Geschichte umgeht. Noch Seiten danach ist man beeinflusst von dieser traurigen Geschichte und King hätte damit ein Ende machen müssen.
Leider versaut er das mit einer total lächerlichen Oz-Anspielung und dem Treffen mit Marten und dem Ticktackmann. Diese Stelle war absolut unnötig, aber sie ist sowas von egal im Angesicht dieser genialen Geschichte aus Rolands Vergangenheit, die definitiv der magische Höhepunkt des Turm-Zyklus darstellt und mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Auch wenn diese Rezension schon epische Länge hat, so mag sie nicht mal ansatzweise auszudrücken, wie sehr mich Glas bewegt hat und noch immer bewegt.