Dies sind meine Top Tens der besten Filme und Bücher 2009.
Filme
Diese Filme habe ich 2009 neu entdeckt:
- Platz 10: Die Stadt der Blinden
- Auch wenn der deutsche Titel schwachsinnig ist (es geht hier gar nicht um eine Stadt!), versteht der Film es, den Zuschauer in eine äußerst beklemmende Welt zu versetzen, die in ihrem Chaos und ihrer Anarchie nur allzu nachvollziehbar ist. Gerade weil beinahe alle Charaktere blind sind, kommt sich der Zuschauer wie ein Voyeur vor und kann doch nicht wegsehen. Aufwühlend und zum Nachdenken anregend - den letzten Satz habe ich noch immer nicht recht verstanden ...
- Platz 9: Die Päpstin
- Ein vermeintlicher Frauenfilm hat mich sehr gut unterhalten: Die (schon als Buch aufwühlende) Geschichte der Johanna, die in den ungemein rauen Zeiten des neunten Jahrhunderts ihren mehr als beschwerlichen Weg vom im Auge ihres strengen Vaters nutzlosen Weib bis zum Oberhaupt der katholischen Kirche geht, funktioniert dank toller Schauspieler und einer sehr realistischen und schonungslosen Umsetzung auch auf der Leinwand. Ob das nun alles stimmt, ist Nebensache; zumindest möchte man es nach diesem Film umso mehr glauben!
- Platz 8: Paranormal Activity
- Ich mag es, wenn es einem Film gelingt, den Schrecken im Kopf abspielen zu lassen statt auf der Leinwand. Jüngstes Paradebeispiel ist diese Billigproduktion, bei dem ein junges Pärchen glaubt, von einem Geist heimgesucht zu werden. In der Hoffnung, einen Beweis zu erhaschen, filmen sie sich rund um die Uhr – und das provoziert das, was mit ihnen im Haus lebt ... Alltägliche Menschen, ein bisschen Türenschlagen, ein paar seltsame Geräusche – und trotzdem beklemmender als viele Horrorschocker. Nicht umsonst jetzt schon der profitabelste Film aller Zeiten: Er spielte das 7.000-fache seiner Produktionskosten ein!
- Platz 7: Rec
- Der spanische Horrorfilm ist gerade einmal 70 Minuten lang, enthält darin aber wahrscheinlich die intensivsten Horrorminuten der letzten Jahre. Und wenn man sich noch so sehr auf die bevorstehenden Schrecksekunden einstellt, erwischen sie einen trotzdem eiskalt. Mit Wackelkamera gefilmt, entführt der Film den Zuschauer in ein hermetisch abgeriegeltes Apartmentgebäude (siehe auch hier), wo ein Virus Menschen zu Bestien macht. Soundeffekte, die an den Nerven zerren - und weil die Kamera teils schützend vorgeschoben wird, ist der Zuschauer näher am Geschehen, als ihm lieb ist! Für mich der Schocker des Jahres.
- Platz 6: District 9
- Eine geniale Mischung aus Die Fliege (einem meiner Lieblingsfilme) und innovativem Aliens-Film à la Cloverfield: 20 Jahre lang schon leben die gestrandeten Aliens auf der Erde, doch der menschliche Rassismus schwappt über und nun sollen sie verjagt werden. Der übernaive Beauftragte für die Zwangsevakuation wird jedoch infiziert und beginnt, zu einem Außerirdischen zu mutieren. Gejagt von seinen eigenen Leuten und in Zwietracht mit seinem eigenen Körper schlägt er sich auf die Seite der vermeintlichen Monster ... Spannung von Sekunde 1, ein hoher Ekelfaktor, gelungene Effekte und trotz ihres Aussehens (sie werden nicht umsonst "Shrimps" genannt!) durchaus liebenswerte Aliens: für mich bislang die Überraschung des Kinojahres.
- Platz 5: Knowing
- Zwar bin ich kein großer Nicolas Cage-Fan, aber der Thriller hat mich voll vom Sitz gehauen. Auch das vieldiskutierte Ende passt für mich zum Spannungsaufbau. Ich konnte (und kann) die negativen Kritiken kaum glauben und bin heilfroh, dass ich mir eine eigene Meinung bilden wollte. Angespannter war ich wohl noch nie im Kinosessel gesessen!
- Platz 4: Inglourious Basterds
- Ich kann eigentlich nicht behaupten, ich sei ein großer Tarantino-Fan: Außer Pulp Fiction hat mir keiner seiner Filme gefallen. Doch man will ja mitreden können und so sah ich mir seinen neusten Wurf an ... und war begeistert! Morbide Komik, für Tarantino ungewöhnlich viel Spannung, geniale Dialoge und ein fast schon unglaublicher Christoph Waltz als Bösewicht; obwohl der Film zweieinhalb Stunden lang war, kam keine Minute Langeweile auf. Ich freue mich auf die Originalversion auf DVD, denn - wie blöd kann man sein - man hat in Deutschland beschlossen, die englischen Passagen zu synchronisieren. Weshalb das so dämlich ist, begreift jeder, der den Film anschaut. Französisch und Italienisch blieb (mit Untertiteln) zu hören, Englisch nicht. Trotzdem für alle, die nicht zartbesaitet sind (der Film ist ungemein brutal): Reingehen!
- Platz 3: Stromberg (Staffeln 1 - 4)
- Ich weiß: Stromberg liebt man oder hasst man. Ich liebe diesen verqueren, respektlosen Humor und die fast durchwegs schrägen Charaktere der Reihe. Man sollte meinen, dass man, wenn man wie ich die vier Staffeln hintereinander weg schaut, irgendwann die Lust darauf verliert, aber so war es nicht. Auch sehe ich die viel gescholtene vierte Staffel als logische Fortsetzung der Ereignisse - und am Ende schließt sich der Kreis. Schön, dass die Hoffnung auf eine fünfte Staffel nicht ganz abwegig ist!^^ Habe selten so herzhaft gelacht (und mich fremdgeschämt, wie man jetzt so schön sagt) wie über Stromberg.
- Platz 2: Avatar
- Ich habe die Zukunft des Kinos gesehen, und sie heißt Avatar. Gut, die Handlung besteht aus einem Satz: Böse Menschen wollen außerirdisches Naturvolk ausrotten, Naturvolk wehrt sich. Aber die 3D-Effekte sorgen für fast drei Stunden atemloser Faszination. James Camerons neuster Clou ist eher ein gigantisches Erlebnis für alle Sinne als ein gewöhnlicher Film. Nun müssen andere Filme nachziehen, denn wenn ich auch anfangs bezüglich 3D etwas skeptisch war: So muss Kino sein!
- Platz 1: Six Feet Under (Staffeln 1 - 5)
- Das ganze Jahr über haben mich die fünf Staffeln der US-Serie begleitet, die bereits von 2001 - 2005 im TV liefen; jetzt bin ich zum Ende gekommen. Es ist eigentlich unmöglich, die Emotionen zu schildern, die von dieser Serie freigesetzt werden, in der der ganz normale Wahnsinn einer Familie geschildert wird, die ein Bestattungsunternehmen leitet. Beinahe in jeder Episode ist einem zum Lachen, Weinen, Mitfiebern und teils sogar Gruseln. Der Abschluss der Serie ist mit der letzten Folge - speziell den letzten 10 Minuten - derart gelungen, dass ich mich noch immer nicht ganz davon erholt habe. HBO - (Home Box Office): Die Produktionen dieses Senders sind besser als alles, was derzeit so im Kino läuft. Tiefgang und Unterhaltung in Reinform.
Bücher
Dies sind die besten Bücher (außer King), die ich 2009 neu- oder wiederentdeckt habe:
- Platz 10: Linwood Barclay, Bad Move
- Vier Bücher sind rund um Zack Walker erschienen, Band 1 ist der beste davon: Der erste Auftritt des schussligen, überängstlichen Science-Fiction-Autors, der Verbrechen aufklärt, ohne dies eigentlich zu wollen, ist spannend und zum laut Auflachen zugleich. Denn er stolpert von einem Unglück ins nächste, verstrickt sich in die irrsinnigsten Situationen - und wird von ebenso unglaublichen Glücksfällen wieder gerettet. Eine gelungene Mischung aus Krimi und Komödie mit einem liebenswerten Ich-Erzähler, der schon nach einem Kapitel klarstellt, dass ihm bewusst ist, dass der Leser ihn einfach für ein "Arschloch" halten muss.
- Platz 9: Linwood Barclay, No Time for Goodbye
- Schon die Prämisse lässt aufhorchen: Ein Mädchen erwacht nach einer durchzechten Nacht und kann ihre Familie - ihre Eltern und ihren Bruder - nicht wiederfinden, das Haus ist einfach leer, keine Nachricht, keine Anzeichen auf Gewalt. 25 Jahre später stellt sich die erwachsene Cynthia erneut ihren Dämonen und involviert das Fernsehen, um eine Antwort auf das Rätsel ihres Lebens zu finden ... Stark geschrieben, plausibel aufgelöst.
- Platz 8: Chelsea Cain, Die Gretchen Lowell-Reihe
- Die (bislang) dreibändige Serie um den Polizisten Archie Sheridan, des Cops, der in die Fänge einer überdurchschnittlich gut aussehenden Serienkillerin namens Gretchen gerät, ist eine willkommene Abwechslung im Serienkiller-Brei. Nach unsäglichen Folterungen wird Archie nämlich von ihr freigelassen, sie stellt sich der Polizei. Warum? Und wieso kommt Archie nicht von ihr los? Brutal und äußerst verstörend - man möchte Archie durchschütteln, kann ihn aber irgendwie verstehen ...
- Platz 7: Arthur C. Clarke, 2001: A Space Odyssey / 2010: Odyssey Two
- Die Verfilmung von Roman 1 ist vielleicht mein absoluter Lieblingsfilm aller Zeiten - und die Buchversion ist die perfekte Ergänzung dazu, auch wenn oder gerade weil (da kann ich mich nie entscheiden!) er mehr erklärt als Stanley Kubricks Opus. In hypnotischer Sprache und stets sich steigernder Spannung erzählt der im Übrigen äußerst sympathische und leider jüngst verstorbene Clarke in 2001 und dem nicht minder faszinierenden Folgeband 2010 die Geschichte der menschlichen Evolution und deren Suche nach ihrem Ursprung. Der Computer HAL gehört (nicht nur meiner Meinung nach) zu den faszinierendsten Gestalten der SF-Literatur überhaupt. (Die Fortsetzungen drei und vier waren meiner Meinung nach jedoch eher überflüssig.)
- Platz 6: Franz Kafka, Der Prozess
- Fürwahr keine leichte Lektüre, die mir auch erst im zweiten Anlauf und auch nur mittels des Hörbuchs gelang, da einen so das furchtbar abschreckende Kafka-Layout kaltlassen kann (er macht - auch bei Dialogen - kaum Absätze). So aber hat es sich gelohnt, diesen Klassiker der deutschen Sprache zu entdecken. Josef K. wird von einem geheimnisvollen Gericht verhaftet, ohne je zu erfahren, weshalb. Sein in dem unvergleichlich kafkaesken Stil beschriebener Kampf gegen ein völlig undurchsichtiges System ist überaus beklemmend, vor allen Dingen, weil K., mit dem der Leser sich nicht identifizieren kann, doch einfach alles auf sich beruhen lassen könnte ... Nicht umsonst ein Dauerbrenner, wenn auch Geduld abverlangend.
- Platz 5: Dennis Lehane, Shutter Island
- Ich liebe Romane (und auch Kurzgeschichten) mit einem Überraschungsende - und da Shutter Island diesbezüglich wegen der anstehenden Verfilmung in aller Munde ist, bin ich neugierig geworden. Und obwohl ich wusste, dass ein Twist auf mich wartet, war ich in der Tat völlig von den Socken! US Marshall Teddy Daniels kommt mit seinem neuen Partner auf eine unheimliche Insel, auf der eine angeblich ausbruchsichere Klinik für geisteskranke Kriminelle steht. Doch eine höchst gefährliche Insassin ist entkommen, wie auch immer. Und während Teddy nachforscht, kommt er den Methoden der Belegschaft auf die Spur ... und einer furchtbaren Wahrheit.
- Platz 4: J.M. Morris, Fiddleback
- Die Suche der Ich-Erzählerin Ruth nach ihrem in einer biederen Kleinstadt verschwundenen, schwulen Bruder Alex entwickelt sich in rasantem Tempo zu einem absoluten Psychotripp. Unwirsche Einwohner, seltsames Geflüster von einem Grauen Mann, dann korrupte Polizisten und Ruths brutaler Ex-Mann, der auf eine letzte Pracht Prügel zu lauern scheint - ich habe den Roman zweimal gelesen und konnte zweimal nicht genug davon bekommen. Spannender geht's kaum noch.
- Platz 3: Scott Smith, The Ruins
- Scott Smiths Dschungelhorror ist psychologisch und vom Spannungsbogen her unübertroffen. Das Grauen bahnt sich nur langsam an, doch der tiefe Blick in die Seelen der Hauptfiguren lässt keine Langeweile aufkommen. Sobald es dann richtig zur Sache geht, sind uns die detailliert und ungemein lebensnah gezeichneten Hauptfiguren so vertraut, dass wir mit ihnen leiden und fiebern ... Smith hat sich nach A Simple Plan viel Zeit gelassen ... gut so!
- Platz 2 (oder 1?!): Markus Zusak, The Book Thief
- Der deutschstämmige Australier Markus Zusak war mir völlig unbekannt, bis ich eher zufällig auf seine zwei Romane The Book Thief und I Am The Messenger stieß, die sich sofort zum Lese-Erlebnis 2009 aufschwangen.
The Book Thief erzählt, aus der Sicht des personifizierten Todes verfasst (!), vom Schrecken des zweiten Weltkriegs. Abwechselnd heiter und zutiefst berührend berichtet der Tod von dem Mädchen Liesel, das bei einer Bücherverbrennung ein Buch stiehlt und durch Lesen und Schreiben den Wahnsinn des Krieges überstehen kann. Innovativ und nie mit erhobenem Zeigefinger geschrieben: Stark!
- Der deutschstämmige Australier Markus Zusak war mir völlig unbekannt, bis ich eher zufällig auf seine zwei Romane The Book Thief und I Am The Messenger stieß, die sich sofort zum Lese-Erlebnis 2009 aufschwangen.
- Platz 1 (oder 2?!) : Markus Zusak, I Am The Messenger
- Der 19-jährige Ich-Erzähler Ed ist ein rechter Loser und weiß das auch. Somit überrascht er sich selbst, als er eher zufällig einen Bankräuber aufhält und zum Helden für einen Tag wird. Dann aber taucht in seiner Post eine Nachricht auf – und ein Unbekannter, dem alle Mittel recht sind, schickt Ed auf verschiedene Missionen, um Menschen in seiner Stadt zu helfen. Absolut einprägsame Charaktere, unvergleichlicher Humor und ein erfrischend neuartiger Schreibstil prägen auch diesen Roman von Zusak – und das Ende gehört zum Besten, was ich je gelesen habe. Ein echter Geheimtipp!
Welches der beiden Bücher nun besser ist, ist sehr schwer zu sagen. Sicher hat The Book Thief mehr Tiefgang, Messenger jedoch mehr Humor - beide sind sehr dazu angetan, Zusak zu einem meiner neuen Lieblingsautoren zu machen!
- Der 19-jährige Ich-Erzähler Ed ist ein rechter Loser und weiß das auch. Somit überrascht er sich selbst, als er eher zufällig einen Bankräuber aufhält und zum Helden für einen Tag wird. Dann aber taucht in seiner Post eine Nachricht auf – und ein Unbekannter, dem alle Mittel recht sind, schickt Ed auf verschiedene Missionen, um Menschen in seiner Stadt zu helfen. Absolut einprägsame Charaktere, unvergleichlicher Humor und ein erfrischend neuartiger Schreibstil prägen auch diesen Roman von Zusak – und das Ende gehört zum Besten, was ich je gelesen habe. Ein echter Geheimtipp!