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→VI. "Stop, Paulie, stop.": –
:Phil unterbricht Pauline beim Lesen. Sie sieht, was er bereits mit fassungslosen Augen beobachtet: Ein roter Chevy rast von der Autobahn her quer über die Ausfahrt auf den Rastplatz, schießt an ihnen vorbei und kracht mit mindestens 140 Sachen gegen einen Baum. Als die Windschutzscheibe explodiert und das Glas für wenige Sekundenbruchteile im Sonnenlicht funkelt, denkt Pauline "wunderschön" und rügt sich sogleich dafür.
:Der Baum reißt das Auto in zwei Hälften, ein kleiner Körper wird aus dem Wagen geschleudert, der Benzintank explodiert.
:Pauline schreit auf, da ist Phil schon unterwegs zur Unfallstelle, plötzlich wieder agil wie ein Jugendlicher. Zwanzig Meter vor der Feuersbrunst bleibt er entsetzt stehen: "Er sieht, was er zu sehen erwartet hatte – keine Überlebenden –, aber niemals hätte er mit so vielen ''Nicht''-Überlebenden gerechnet." <ref>"He sees what he knew he would see — – no survivors — – but he never imagined so many ''non-survivors''."</ref> Überall scheinen Leichenteile zu liegen, er sieht blutiges Gras, einen schmelzenden Kindersitz, Schuhe, einen abgetrennten Arm.
:Als Pauline ihn einholt, schickt Phil sie wieder weg, will ihr einreden, dass der Gestank, den sie wahrnimmt, der Geruch brennender Reifen ist. Sie solle zurücklaufen und mit ihrem Handy einen Krankenwagen rufen – auch wenn beide wissen, dass niemand dieses Inferno überlebt haben kann.
:Sie rennt zurück, dreht sich aber auf halber Strecke noch einmal um: Phil zieht sein Jackett aus und bedeckt etwas damit. Pauline eilt weiter, während ihr Weltbild aus den Fugen gerät. Hatten sie, Phil und sie, tatsächlich ihr Leben lang versucht, mit Worten Schönheit zu erschaffen? Was für ein Unsinn ist Herman Wouks Glaube, Worte würden nie schwach werden? Wie will man das eben Geschehene in Worte fassen?