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Batman und Robin haben einen Disput: Rezension

4.148 Byte hinzugefügt, 10:19, 12. Feb. 2019
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All das ist tragisch, ein klein wenig komisch - solange man über Alzheimer lachen kann - und in sich eigentlich stimmig. King hätte die Geschichte so weiterlaufen lassen können und es wäre für mich ganz passabel gewesen. Wäre. Wenn King dann nicht zum Finale nochmal einen der wunderbaren ''Was-zum-Henker''-Momente einführt, für die ich ihn so gern habe. Das katapultiert ''Batman and Robin Have an Altercation'' deutlich hoch in der Rangliste.
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Anfang der 2010er gab es einen ziemlichen Hype um das Thema Alzheimer, den ich als Filmfan hauptsächlich im Kino mitbekam. ''Still Alice'', ''Am Ende ein Fest'' und ''Honig im Kopf'' liefen alle im Lauf eines Jahres an und verarbeiteten das Motiv Demenz auf ihre Weise - mal philosophisch-kämpferisch, mal melancholisch-heiter, mal simpel-schmalzig (deutsches Kino halt). Kein Wunder, dass auch Kings Beitrag zum Thema nicht lange auf sich warten ließ. Alzheimer ist eben nicht nur faszinierend - sondern auch verdammt gruselig. Die Vorstellung bei lebendigem Leibe Stück für Stück das Gedächtnis zu verlieren, abends schlafen zu gehen und nicht zu wissen mit welchen Erinnerungslücken man am nächsten Morgen aufwachen wird, bis man irgendwann wieder ganz am Anfang steht und stumm und hilflos in einem Raum voller Fremden auf die nächste Windel wartet, das spricht Urängste an von denen man gar nicht wusste, das man sie hat. Wenn das ganze nicht so schrecklich real wäre könnte man glatt denken eine solche Krankheit müsste aus dem Horrorfundus eines Lovecraft stammen - oder von King natürlich.
 
Der Meister aus Maine widmet seinen Kurzgeschichte ganz den pflegenden Angehörigen, die - habe ich mir von einer Expertin sagen lassen - tatsächlich oft mehr unter der Krankheit leiden als die Betroffenen selbst. Spätestens wenn sich der Patient in seine eigene geheimnisvolle Dämmerwelt verabschiedet haben, bleibt die Familie oft ziemlich allein mit ihren Ängsten und Sorgen. So ist das auch bei
Dougie Sanderson, den wir bei der immer gleichen Routine mit seinem Pop begleiten. King präsentiert eine vertraut-liebevolle Vater-Sohn-Beziehung, die nett authentisch alle Kitsch-Klischees umschifft und uns genau lange genug in der dumpfen Sicherheit eines ewig gleichen Alzheimer-Tages sumpfen lässt, um uns mit der Actionszene am Ende vom Hocker zu hauen. Dieser plötzliche Twist hätte dabei leicht etwas billig wirken können, so als traue unser Autor dem Demenz-Thema nicht zu, eine ganze Kurzgeschichte lang zu fesseln und würde auf den letzten Metern einen Ganoven aus dem Hut ziehen nur um seinen blutrünstigeren Fans etwas zu bieten. Aber die Szene ist handwerklich so genial vorbereitet, dass sie ohne Anschlussprobleme in die bisherige Handlung greift. Pop entwickelt sich zum Kleptomanen und bei jedem Restaurantbesuch brauchen sie ein großes Messer um seine immer gleiche Portion zu schneiden. Das wird so lapidar-beiläufig eingeflochten und so blutig-perfide wieder aufgenommen, dass man kaum glauben kann, dass es aus der Feder des gleichen Autors stammt, der einmal seinen 1000 Seiten-Epos mit einer plötzlich eingreifenden Hand Gottes lösen musste. Und es bestätigt mich mal wieder in meiner Theorie, dass King die Enden seiner Kurzgeschichten deutlich leichter fallen als bei Romanen.
 
Leider habe ich bei allem Lob ein paar kleine Probleme was die Charakterzeichnung angeht. Während Pop als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ziemlich umfassend beleuchtet wird bleibt Sohn Dougie für meinen Geschmack ein bisschen farblos. Unser Protagonist geht so sehr in seiner Rolle als Pfleger seines Vater auf, dass ich mir kein richtiges Bild von ihm als eigenständige Person machen konnte. Ein paar kleine Sätze, über Dougies Leben abseits der wöchentlichen Demenz-Routine hätten hier schon gereicht. Zum anderen fand ich den Unfallfahrer ein bisschen sehr klischeehaft gezeichnet. Nachdem wir gerade 15 Seiten damit verbracht haben uns in das tragische Leben des fehlerhaften aber doch liebenswerten Pop hineinzudenken und zwischen jeder gedankenlosen Grobheit nach einem Funken Menschlichkeit zu suchen, wirkt ein so grundlos böser Ex-Knacki ohne echten Namen und mit Mordlust in den Augen ein bisschen billig. Andererseits - wenn man mit Batman und Robin unterwegs ist, darf man sich nicht wundern einem echten Superschurken zu begegnen.
 
Fazit: Einfühlsam, melancholisch, schockierend, blutrünstig - und das auf 22 Seiten. Eine fast perfekte King-Kurzgeschichte, die immer wieder Spaß macht. Egal ob man sich an das Ende erinnert oder nicht.
 
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