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Puls: Rezension

10 Byte hinzugefügt, 13:45, 30. Okt. 2018
Horaz Klotz (2 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (2 / 5)==
Mr. Kings Beitrag zur 2000er-Zombiewelle hat mich leider nicht wirklich mitgerissen. Der Meister gibt mal wieder den Technikfeind und verkündet mit erhobenem Zeigefinger: "Handys machen Menschen zu Zombies". Noch subtiler ging's wohl nicht. Das könnte vielleicht als Kurzepisode funktionieren, aber bitte nicht als Grundmotiv für einen ganzen, derart düsteren Roman. So hat mir das "Technik gegen Menschen"-Motiv zum Beispiel in ''Lastwagen'' wesentlich besser gefallen, als es auf ein paar Seiten und wenige Charaktere beschränkt blieb und die Geschichte tatsächlich zu Ende war, als die Idee nichts mehr hergegeben hathergab.
Bei ''Puls'' kann King sich mal wieder nicht auf die eine Idee beschränken, sondern verknüpft den - vielleicht noch irgendwie logisch nachvollziehbaren - Zombie-Impus gleich wieder mit übernatürlichen Mächten, die der Menschheit ans Leder wollen. Kaum hat man sich an ein Stadium gewöhnt und beginnt mit den Figuren Pläne gegen die Invasion zu schmieden, entwickeln sich die Infizierten ohne Vorwarnung zur nächsten Stufe weiter. Man kann unseren Autor förmlich denken hören: "Was - normale Zombies machen euch keine Angst mehr? Dann können sie jetzt eben auch noch fliegen! Und Gedanken lesen! Und Latein! Ha." Dazu schwirren noch unmotiviert-wilde Traumvisionen durch die Handlung, die Großes andeuten sich letztendlich aber in Rauch auflösen.
Wer sich hier unwillkürlich an Kings anderen großen Weltuntergangs-Roman erinnert fühlt, wird enttäuscht. Die Welt von ''Puls'' mit ihren kleinen Überlebenden-Grüppchen bleibt ein müder Abklatsch des apokalyptischen Amerikas aus ''Das letzte Gefecht'' und auch der Lumpenmann ist nicht mehr als ein billiger Neuaufguss von Flagg, der nie zu dessen düsterer Präsenz findet.
Auch auf der Seite der Guten bleiben die Charaktere erschreckend flach - dabei hätte es hier durchaus interessante Ansätze gegeben. Die symbiotische Beziehung von Professor und Schüler, die gemeinsam dem Ende der Welt trotzen, hatte zum Beispiel etwas interessant dramatisches. Leider bleiben die persönlichen Dramen Tragödien nur eine Fußnote, stattdessen verliert sich die Geschichte immer wieder in Gewaltorgien. Dabei ist mir der Anfang besonders in Erinnerung geblieben: Bevor wir die Chance haben irgendjemanden besser kennen zu lernen, rastet die Welt um unseren Hauptcharakter aus und Figuren, die nicht mal Namen haben, werden auf möglichst schockierend brutale Weise abgemurkst. Aber ohne Ohne jeden Hintergrund lässt mich das ziemlich kalt.
Immerhin - das Ende versöhnt mich dann doch wieder ein bisschen mit der Zombie-Chose. Nachdem die Horde um den Lumpenmann so weit in Richtung Fantasy abgedriftet war, war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass keiner der sehr diesseitigen Pläne unserer Helden fruchten würde. Umso erleichterter war ich, als diesmal nicht alles auf eine spirituelle Ebene verlagert wurde und keine Hand Gottes eingreifen musste, um die Handlungsfäden wieder zu entwirren. King erlaubt seinen Figuren den Endgegner des Buches mit Taktik, Sprengstoff und einem der ach so schlimmen Handys auszuschalten. Ein kleines Gebet reicht - den Rest erledigt ganz altmodisches Dynamit. Das rettet die Geschichte dann doch noch auf 2 Punkte.
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