Interview mit Nicole Rensmann

Das Interview mit Nicole Rensmann befasst sich mit dem Stephen King-Fanclub KRAG.

Einleitung

Nicole Rensmann wurde im April 1970 in Remscheid geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete sie drei Jahre in einem mittelständischen Unternehmen. Von 1993 bis 1997 leitete sie ehrenamtlich die King Readers Association Germany (KRAG) und besaß zwei Jahre lang, bis 1996, ein Versandantiquariat für Phantastische Literatur. Beides hat sie aufgegeben, um sich ausschließlich dem Schreiben, mit dem sie 1993 begonnen hat, zu widmen. Seit 2000 arbeitet Nicole als freie Schriftstellerin und blickt auf Veröffentlichungen im Bereich der phantastischen Erwachsenenliteratur und in der Kinderbuchsparte zurück. Auf ihrer Seite www.nicole-rensmann.de findet ihr mehr über ihre Arbeiten. In diesem Interview für die guidearea von clickfish gibt sie Regina Cuno Auskunft über ihre Arbeit bei der KRAG.

Das Interview

Bekanntlich bestand der deutsche S.K.-Fanclub KRAG (King Readers Association Germany) von 1990 bis 1997 aus zahlreichen Mitgliedern verschiedener deutschsprachiger Länder Europas. Weshalb kam es zur Auflösung - vor allem ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Kommunikationsmöglichkeiten wie das Internet die Verständigung vereinfacht und erweitert hätten?

Zunächst möchte ich sagen, dass das Internet eine wirklich gute Quelle ist, für Kontakte und Informationen. Doch nicht jeder verfügt über einen entsprechenden Anschluss, heute noch nicht und vor drei Jahren schon gar nicht. Es wäre also sehr unfair gewesen, den Club nur noch übers Internet zu führen. Abgesehen davon, dass die Arbeit, die uns langsam und stetig über den Kopf wuchs, dadurch nicht weniger geworden wäre. Lediglich das Problem "Wo drucken wir günstigst die nächste Ausgabe der Horror-News?" wäre damit erledigt gewesen. Bei der Auflösung der KRAG spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen war da der Zeitfaktor. Die Arbeit wurde immer umfangreicher, unsere private Zeit aber aufgrund Job, Familie und anderweitiger Interessen knapper. Ein weiteres Problem war einfach, dass manche Mitglieder extrem hohe Erwartungen und Ansprüche gestellt haben. Sie verdrängten einfach den Fakt, dass wir diese Arbeit ehrenamtlich - also kostenlos - und in unserer Freizeit machten, dass wir auch noch ein anderes Leben neben der KRAG hatten und nicht rund um die Uhr Artikel schreiben und Informationen sammeln konnten, und vor allem nicht frei verfügbar waren. Wir haben bewusst zu dem Zeitpunkt aufgehört, als die KRAG so richtig gut lief. Wir wollten nicht warten, bis unsere KRAG-Lust auf dem Nullpunkt angekommen war und unsere Begeisterung für die Arbeit des Fanclubs in Pflicht umschlug. Es war keine leichte Entscheidung. Für mich selbst kann ich sagen, dass mir die Wochen danach unheimlich leer vorgekommen sind. Die KRAG, das war eine wunderbare, wichtige, teils auch beängstigende Erfahrung, aber ein Stückchen meines Lebens.

Wer rief die KRAG ins Leben, wie finanzierte und entwickelte sie sich, erreichte Interessenten usw.?

Die KRAG wurde 1990 von Peter Schmitz ins Leben gerufen. Zusammen mit Christian Meißner brachte er die Horror-News zu Beginn in unregelmäßigen Abständen heraus. Nach vier Jahren haben sich die Beiden dann zurückgezogen. Das sogenannte KRAG-Team bestand zum Schluss aus Angelika Philippen, Dirk Rensmann und meiner Wenigkeit. Finanziert haben wir den Club, den Stammtisch und das Magazin durch die Mitgliedsbeiträge: DM 35,- bei Anmeldung im ersten Jahr, danach DM 30, - Jahr. Als ich 1993 dazu stieß, habe ich die Werbung in die Hand genommen, weil bis dato weder Peter noch Christian sich darum kümmern konnten. Ich habe nur Werbung verbreitet, die nichts kostete. Also einfach Schwarz/Weiß-Flyer verteilt, bei drei Radiosendern vorgesprochen, die mich dann auch interviewt haben, Zeitungsartikel, Anzeigen in mehreren kostenlosen Blättchen und Magazinen, Plakate. Dadurch wurde auch der WDR auf uns aufmerksam und baute die KRAG in eine Dokumentation über S.K. ein. Und auch einmal in eine Reihe über "Das Gruseln".

Wie kamen Sie selbst zur KRAG?

Ich habe in George Beahms "Die Welt des Stephen King" über den Fanclub gelesen und einfach hingeschrieben. So wurde ich 1993 Mitglied und relativ schnell Mitarbeiterin.

Worin bestanden Ihre hauptsächlichen Aufgaben als Leiterin des Fanclubs, und wie lange übten Sie diese Funktion aus?

Nachdem ich die "Werbeabteilung" ins Leben gerufen hatte, kamen mit der Zeit einfach immer mehr Aufgaben dazu, z.B. Kontakte mit den Mitgliedern pflegen. Da Email noch längst nicht jeder hatte, hieß das Briefe schreiben, Faxen oder telefonieren. Außerdem habe ich mich um Anfragen und Anmeldungen gekümmert, Fragen zu S.K. und der KRAG beantwortet, Kontakte zu Verlagen hergestellt und gepflegt, Rechnungen für die Mitgliedsbeiträge geschrieben, die wiederum verschickt werden mussten, die Finanzen geregelt, Rechnungen bezahlt für Bürobedarf (Umschläge, Druckkosten, Porto etc.), diverse Artikel für das Magazin ausgearbeitet und geschrieben und die jährlichen Stammtische organisiert. Diese Funktionen habe ich vier Jahre lang, bis zum bitteren Ende, ausgeübt.

Für ihre Mitglieder gab die KRAG die "Horror News" heraus. Wie oft erschien das Fanmagazin? Wie hoch war die Auflage? Wer verfasste die Artikel?

Insgesamt gab es 13 Ausgaben in sieben Jahren. In den letzten beiden Jahren haben wir je drei Hefte plus ein Sonderheft und eine Anthologie mit Kurzgeschichten der Mitglieder herausgebracht. Davor kamen die Hefte mehr oder weniger sporadisch heraus, weil sich zu Beginn des Clubs erst einmal alles einspielen und festigen musste und später dann, weil die Zusammenarbeit zwischen den "Franken" Christian und Peter und den NRW´s Angelika, Dirk und mir nicht mehr funktionierte. Peter und Christian haben sich dann mit Heft Nr. 7 verabschiedet, weil sich beide da schon mehr zu anderen Interessen hingezogen fühlten. Die Auflagenhöhe umfasste zum Schluss 250 Stück. Die Artikel kamen von uns, aber auch von vielen aktiven Mitgliedern. Auch Uwe Anton, ein "alter Hase im Literatur-Geschäft" und Autor von "Wer hat Angst vor Stephen King" , Übersetzer von Dean Koontz, Journalist und emsiger Perry Rhodan-Schreiber, hat seine wertvollen Beiträge beigesteuert.

Woher bezog die KRAG ihre Informationen über Stephen King? Von wem erhielt sie - evtl. auch finanzielle - Unterstützung? Gab es Verbindungen zu S.K.-Fanclubs in anderen Ländern?

Wir haben leider überhaupt keine finanzielle Unterstützung erhalten. Und S.K. selbst wollte von der KRAG natürlich gar nichts wissen. Wir haben alles aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert und einen großen Teil selbst beigesteuert. Die Informationen erhielten wir von den Verlagen, Autoren wie Joachim Körber und Uwe Anton, aus Zeitungsartikeln, Kontakten nach Amerika und zu anderen Fanmagazinen aus Frankreich ("Steve´s Rag"), Italien ("Cleaver") und Kanada ("Fenêtre Secréte sur Stephen King") und aus dem, was uns Mitglieder schickten.

Stehen frühere Mitglieder der KRAG noch heute in Kontakt miteinander?

Nun, ich sollte vielleicht sagen, dass ich damals noch Fischer hieß. Dirk und ich haben in der Zwischenzeit geheiratet. Angelika ist die Patentante unserer Kinder und meine beste Freundin. Wir telefonieren, zur Freude der Telekom, mehrmals am Tag. Genauso möchte ich die gute Freundschaft zu Anita Gulde nicht mehr missen, die uns auch in den letzten Monaten der KRAG arbeitstechnisch sehr zur Seite stand. Soweit ich weiß, hat auch Anita noch Kontakt mit mehreren ehemaligen Mitgliedern. Wir haben uns alle erst in der KRAG kennen gelernt. King verbindet eben, könnte man sagen. ;-) In den letzten Wochen allerdings lebte der Kontakt mit vielen anderen Ex-Mitgliedern noch einmal auf, da wir für nächstes Jahr einen Stammtisch der Ex-KRAGler planen und per Rundbriefen vorgetastet haben, wer überhaupt Interesse hat. Von fast 200 Briefen sind 30 mit dem Vermerk "unbekannt verzogen" zurückgekehrt, aber ebenso viele haben sich bei mir gemeldet, dass sie gerne kommen würden. Wir sind gespannt.

Können die Fans darauf hoffen, dass die KRAG eines Tages wiederaufleben wird?

Darauf kann ich nur ein klares "NEIN" antworten. Sorry!


© by Nicole Rensmann und Regina Cuno