Herman Wouk lebt noch: Inhaltsangabe

Version vom 21. August 2013, 11:52 Uhr von Tussauds (Diskussion | Beiträge) (I. Brenda hits Pick-4 for $2,700 and resists her first impulse.)


Version vom 21. August 2013, 11:52 Uhr von Tussauds (Diskussion | Beiträge) (I. Brenda hits Pick-4 for $2,700 and resists her first impulse.)


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Inhaltsangabe zu Herman Wouk is Still Alive

Illustration aus der Zeitschrift The Atlantic

Stephen Kings bislang nur im englischen Original erschienene Kurzgeschichte Herman Wouk is Still Alive ist in sechs Kapitel unterteilt.

I. Brenda hits Pick-4 for $2,700 and resists her first impulse.

(I. Brenda gewinnt 2.700$ im Lotto und widersteht ihrem ersten Impuls)

Brenda (Nachname unbekannt) gewinnt die - nur in dieser Kapitelüberschrift genannte - Geldsumme von 2.700 Dollar und unterdrückt ihren ersten Impuls, sich eine Flasche teuren Weins zu gönnen. Stattdessen bezahlt sie mit einem Teil des Gewinns erst einmal ihre Kreditkartenschulden ab. Dann ist ihre beste Freundin Jasmine die Erste, die von dem Glücksfall erfahren soll.
Brenda wird völlig vereinnahmt von einer spontanen Idee: Sie möchte sich einen Chevy Van mieten und mit Jasmine eine Spritztour unternehmen; Ziel wäre Mars Hill, wo sowohl Jasmines als auch Brendas Eltern leben (Brenda und Jasmine sind zusammen dort aufgewachsen). So könnten sie auch den Kontakt der Großeltern zu den Enkelkindern fördern, denn Brenda hat drei, Jasmine gleich vier Kinder – und beide Freundinnen sind alleinerziehende Mütter.
Die Idee stößt nicht auf taube Ohren, doch ist Jasmine nicht allzu begeistert, ihre Eltern wiederzusehen. Sie ist von ihrem eigenen Vater im Alter von 15 Jahren vergewaltigt worden und will von ihm eigentlich nichts mehr wissen. Dennoch willigt sie nach einigem Hin und Her zu Brendas Freude ein.
Dennoch bleibt die Stimmung beider Frauen gedämpft. Jasmine hält sich nach drei gescheiterten Ehen nur notdürftig über Wasser und kann ihre vier (teils eigenwillig genannten) Kinder Delight, Truth, Rosellen und Eddie nur notdürftig über die Runden bringen. Die in einer Absteige im dritten Stock lebende Brenda hat mit ihren Kindern – die Namen Freedom, Glory und Freddy stehen Jasmines Geschmack in nichts nach – ebenfalls genug zu tun; während des ganzen Telefonats streiten sie sich im Hintergrund und zermürben die frischgebackene Lotteriegewinnerin.
Brendas Leben bezeichnet sie selbst als grau. Kein Mann in Sicht (ihr letzter Liebhaber verschwand vor sechs Monaten von der Bildfläche), arbeitslos und ohne Aussicht auf einen neuen Job. Nichts in ihrem Leben funktioniert, sie weiß nicht einmal, wer eigentlich Freddys Vater ist.
Jasmine verknüpft eine vage Hoffnung mit dem Ausflug: Vielleicht kann sie ihrem Vater einen Teil des Geldes abschwatzen, den die Familie durch den Tod von Jasmines Bruder Tommy von der Regierung bekam, als der Soldat in Afghanistan fiel. Doch wie Jasmine ihre Eltern kennt, ist dieses Geld – immerhin 8.000 Dollar – längst verprasst.
Als sie sich einigen und wie zwei Teenager am Telefon "Spritztour! Spritztour!" singen, weiß Brenda genau, dass sie sich beide nur etwas vormachen. Denn sie haben beide etwas gemeinsam, was ihr Leben erschwert: Sie sind fett.
   
Herman Wouk lebt noch: Inhaltsangabe
Sie sind die fetten Frauen, die niemand auf der Straße sehen will, diejenigen, die kein Kerl von einer Bar mit nach Hause nimmt, es sei denn die Nacht ist fast vorbei und der Alkoholpegel hoch und niemand Besseres in Sicht. Was Männer denken, wenn sie betrunken sind – Brenda und Jasmine wissen das beide – ist, dass Monsterschenkel noch immer besser sind als gar keine Schenkel. [1]
   
Herman Wouk lebt noch: Inhaltsangabe
Aber so ist es nun einmal und damit müssen sie klarkommen.

II. So these two old poets who were once lovers in Paris have a picnic near the bathrooms.

Herman Wouk

(II. Diese beiden alten Dichter, die einst in Paris Liebende waren, machen dann also in der Nähe der Toiletten ein Picknick.)

Szenenwechsel zu einem in die Jahre gekommenen Pärchen, das an einem Rastplatz an der I-95 einen Zwischenstopp einlegt. Den 78-jährigen Phil Henreid verbindet die Liebe zur Lyrik mit seiner 75-jährigen Lebensgefährtin Pauline Enslin – beide sind noch schriftstellerisch aktiv (auch wenn ihre großen Zeiten längst hinter ihnen liegen) und unterwegs zu einem Poesie-Festival an der University of Maine.
Die beiden Verliebten gönnen sich ein ausgiebiges Picknick und lesen dabei in geselligem Schweigen die Kunst-Seiten der New York Times. Dabei stößt Phil (auf Seite 19) auf einen interessanten Artikel über den Schriftsteller Herman Wouk, der im Alter von 94 Jahren noch ein Buch veröffentlichen wird – plötzlich fühlen Phil und Pauline sich wieder jung. Pauline ist besonders angetan von Wouks Zitat "Der Körper wird schwach, doch die Worte niemals". [2]
Inspiriert von dem Artikel wollen sie sich gegenseitig ihre Gedichte vorlesen – es ist gerade niemand sonst auf dem Rastplatz, den sie damit entfremden könnten. Als Phil zum Leihauto geht, um ihren Ordner zu holen, fragt Pauline sich leicht amüsiert, ob sie sich darauf freuen sollte, heute Nacht mit Phil im Bett zu landen.

III. Sitting behind the wheel of the Chevy Van, Brenda feels like she's in the cockpit of a jet fighter.

(III. Am Steuer des Chevy Vans fühlt Brenda sich wie im Cockpit eines Düsenjägers.)

Brenda ist angetan von der Technik des roten Chevy Vans. Überall Bildschirme, Tasten und Schalter. Und der Kilometerstand: gerade einmal 1.200 km hat das Auto drauf. Die Kinder schauen hinten eine DVD und schlafen dabei allmählich ein. Alles könnte perfekt sein.
Doch Brenda wird ihre trüben Gedanken nicht los, obwohl sie während der Spritztour gerne an andere Dinge denken würde. Das Grau ihres Lebens klammert sich an sie. Was erwartete sie schon in Mars Hill außer an einen anderen Ort verlegter, trister Alltag? Sie kann nicht aufhören, über die Zukunft der Kinder nachzudenken – und alles ist für sie schon vorprogrammiert. Glory wird sich immer über irgendetwas beschweren, Delight wird zu einer Schlampe heranwachsen …
Erschüttert stellt sie fest, dass Jasmine auf dem Beifahrersitz weint – kein Trost von rechts. Brenda bohrt nach, und Jasmine, die an einer Flasche Brandy nippt, gesteht, dass sie sich sicher ist, nie etwas von dem Geld für Tommy zu Gesicht zu bekommen. Und wenn doch, dann höchstens genug für einen Einkauf im Supermarkt. Und dem nicht genug: Ihr Ex Jack hat seinen Job verloren – seine Unterhaltszahlungen werden Jasmine künftig fehlen.
Als Jasmine Brenda die Flasche Brandy anbietet, gönnt diese sich auf den Schreck einen Schluck. Und einen zweiten. Sie fährt schneller.

IV. "You first," Pauline says.

(IV. "Du zuerst", sagt Pauline.)

Fast schüchtern hört Pauline zu, wie Phil eines ihrer Gedichte vorträgt, doch liest er schön, viel schöner als das Gedicht es verdient. Danach ist sie dran und sucht das letzte Gedicht in Phils Notizblock. Als Phils Blick auf einen Chevy Van fällt, der gerade auf den Rastplatz zufährt, beginnt Pauline zu lesen.

V. Brenda sees a horn of plenty spilling rotten fruit.

(V. Brenda sieht ein Füllhorn voller verschimmelter Früchte.)

Das Grau in Brendas Gedanken ist übermächtig, die Zukunft schon fast schwarz. Eddie und Freddy werden als Soldaten sterben. Die Mädchen werden Kinder zur Welt bringen und fett werden, die geistig zurückgebliebene Rosellen wird auf eine Sonderschule gehen müssen. Das Leben der Kinder wird denen der Eltern gleichen, dieselben Gelegenheitsjobs, dieselben Spielshows im Fernsehen, dieselben Klamotten, dasselbe Billigspielzeug für die Kinder … Der Lotteriegewinn war ein Einzelfall, nie mehr wird Brendas Leben solche Höhen erreichen, vor ihr liegen nur noch Täler.
Alle Kinder schlafen. Brenda fragt Jasmine, wie schnell der Chevy wohl fahren kann. "Finden wir's raus", antwortet sie. Brenda beschleunigt, der Wagen gerät ins Schlingern, die beiden Frauen schauen sich in die Augen. Jasmine nickt Brenda zu. Hebt ihre schlafende Tochter Delight von ihrem Schoß hoch und presst sie sich an die Brust. Brenda nickt zurück. Presst das Gaspedal gegen den Boden.

VI. "Stop, Paulie, stop."

Fiktiver Zeitungsartikel (zur Vergrößerung und Übersetzung bitte anklicken)

(VI. "Hör auf, Paulie, hör auf.")

Phil unterbricht Pauline beim Lesen. Sie sieht, was er bereits mit fassungslosen Augen beobachtet: Ein roter Chevy rast von der Autobahn her quer über die Ausfahrt auf den Rastplatz, schießt an ihnen vorbei und kracht mit mindestens 140 Sachen gegen einen Baum. Als die Windschutzscheibe explodiert und das Glas für wenige Sekundenbruchteile im Sonnenlicht funkelt, denkt Pauline "wunderschön" und rügt sich sogleich dafür.
Der Baum reißt das Auto in zwei Hälften, ein kleiner Körper wird aus dem Wagen geschleudert, der Benzintank explodiert.
Pauline schreit auf, da ist Phil schon unterwegs zur Unfallstelle, plötzlich wieder agil wie ein Jugendlicher. Zwanzig Meter vor der Feuersbrunst bleibt er entsetzt stehen: "Er sieht, was er zu sehen erwartet hatte – keine Überlebenden –, aber niemals hätte er mit so vielen Nicht-Überlebenden gerechnet." [3] Überall scheinen Leichenteile zu liegen, er sieht blutiges Gras, einen schmelzenden Kindersitz, Schuhe, einen abgetrennten Arm.
Als Pauline ihn einholt, schickt Phil sie wieder weg, will ihr einreden, dass der Gestank, den sie wahrnimmt, der Geruch brennender Reifen ist. Sie solle zurücklaufen und mit ihrem Handy einen Krankenwagen rufen – auch wenn beide wissen, dass niemand dieses Inferno überlebt haben kann.
Sie rennt zurück, dreht sich aber auf halber Strecke noch einmal um: Phil zieht sein Jackett aus und bedeckt etwas damit. Pauline eilt weiter, während ihr Weltbild aus den Fugen gerät. Hatten sie, Phil und sie, tatsächlich ihr Leben lang versucht, mit Worten Schönheit zu erschaffen? Was für ein Unsinn ist Herman Wouks Glaube, Worte würden nie schwach werden? Wie will man das eben Geschehene in Worte fassen?
Ein Mann und eine Frau kommen Pauline entgegen, die Frau macht ein Foto mit ihrem Handy. Phil kniet mittlerweile mit nacktem Oberkörper am Boden, auch sein Hemd bedeckt eine Leiche oder ein Leichenteil, Phil schlingt die Arme in einer Geste der Verzweiflung um den Kopf.
Der Unbekannte fragt Pauline: "Was ist passiert?" Und Pauline, die ihr Leben der Poesie verschrieben hat, weiß die passende Antwort: "Wonach schaut's denn verdammt nochmal aus?" [4]

Originalzitate

  1. " These are the fat women nobody wants to see when they’re on the streets, the ones no guy wants to pick up in the bars unless the hour is late and the mood is drunk and there’s nobody better in sight. What men think when they’re drunk—Brenda and Jasmine both know this—is that thunder thighs are better than no thighs at all."
  2. "The body weakens, but the words never do."
  3. "He sees what he knew he would see – no survivors – but he never imagined so many non-survivors."
  4. “What the fuck does it look like?”

Vorlage:Weiterführend Herman Wouk is Still Alive