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Susan und Roland als klassisches Drama

Die Liebesgeschichte zwischen Susan Delgado und Roland Deschain aus Stephen Kings Roman Glas hat viele Elemente des Klassischen Dramas, welches zuerst von Aristoteles geprägt wurde. Der Aufbau wurde in der Renaissance von Donatus definiert. In der Klassik und im Sturm und Drang wurden weitere Elemente dem Klassischen Drama hinzugefügt.

Im wesentlichen besteht ein Klassisches Drama aus fünf Teilen:
1. Exposition: Hier werden die handelnden Personen eingeführt und der Konflikt definiert, der das Drama bestimmt.
2. Komplikation: Die Handlung steigt und es kommt zu einem erregenden Moment.
3. Höhepunkt mit Peripetie: Für die Beteiligten erreicht die Handlung einen Höhepunkt, Klimax genannt, doch schon kurz danach schwenkt es ins Negative, die Handlung fällt.
4. abfallende Handlung mit retardierendem Moment: Die Handlung geht auf die Katastrophe zu, verlangsamt sich jedoch und es gibt einen Punkt, an dem die Personen scheinbar einen Ausweg finden.
5. Katastrophe: In der Tragödie sterben die beteiligten Personen meistens.

Auch andere inhaltliche Eigenheiten lassen sich in der Liebesgeschichte zwischen Susan und Roland erkennen. Wenn die Geschichte auch in Prosa geschrieben ist und ein klassisches Drama nur aus Dialogen und Regieanweisungen besteht, so besteht dennoch eine gute Vergleichesgrundlage.


Vergleich

# Klassisches Drama Susan und Rolands Liebesgeschichte
Ausgangslage Die meisten Liebenden stehen bereits in einer Beziehung, sind aber durch gesellschaftliche oder familienübergreifende Konflikte nicht dazu bestimmt. Ihre Beziehung wird von Elternteilen oder anderen höheren Personen nicht geduldet. Einige können ihre Beziehung nur im Geheimen nachgehen oder müssen sie vor bestimmten Personen geheimhalten. Susan ist noch vor der eigentlichen Handlung dem Bürgermeister von Hambry Hart Thorin als Feinsliebchen bestimmt. Ihre Jungfräulichkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften die sie behalten muss. Roland kommt als Gesandter des Bundes nach Hambry, dem jedoch fast alle höheren Einwohnern abgeschworen haben und sich dem Feind von Gilead, John Farson zugewendet haben. Erst unter diesen Umständen treffen sich die beiden.
Antagonisten Damit sich eine konfliktreiche Handlung entwickeln kann, braucht es Personen, die gegenüber den Protagonisten feindlich eingestellt sind. Susan hat sich die Feindschaft von Rhea vom Cöos, einer boshaften, rachsüchtigen, Hexe zugezogen. Außerdem hat sie ständig Streit mit ihrer Tante. Roland und seine Freunde stehen in einem zunächst kalten Konflikt mit den Großen Sargjägern.
steigende Handlung Der zweite Teil des Dramas ist die Komplikation, eine steigende Handlung mit einem erregendem Moment. Susan und Roland kommen sich immer näher, nach dem sie anfangs noch verstimmt reagieren. Beide entdecken ihre Gefühle füreinander. Erregendes Moment ist es als die beiden sich auf der Schräge küssen und später im Orangenhain, als sie die finsteren Pläne des Pferdezüchterverbandes und der Großen Sargjäger entdecken. Tatsächlich können beide Ereignisse genannt werden, denn nach beiden Begegnungen sind sie noch nicht bereit ihrer Liebe vollständig nachzugeben.
Höhepunkt Für jedes Liebespaar gibt es einen Höhepunkt (meist im 3. Akt). Scheinbar geht es beiden sehr gut und sie haben einen Weg gefunden die ganze Sache unbeschadet zu überstehen. Susan und Roland schlafen das erste Mal miteinander in einem Weidenwäldchen. Kurz darauf verkündet Susan, sie trage bereits Rolands Kind. Roland ist bereit Susan als Frau mit nach Gilead zu nehmen, sobald ihre Geschäfte in Mejis beendet sind. Er verspricht Susan davor zu bewahren als Thorins Feinsliebchen zu enden.
Peripetie Schon kurz nach dem Höhepunkt kommt es zu einem Moment, ab dem die Handlung umschwenkt und sich in das Negative umkehrt für die Protagonisten. Rhea vom Cöos beobachtet Susan und Roland mittels Maerlyns Pampelmuse, kurz darauf wirkt ihre Hypnose bei Susan und sie schneidet sich fast das Haar ab. Weil Roland sie daran hindert, wünscht Rhea den Tod von Susan.
abfallende Handlung Im 4. Akt fällt die Handlung ab, die Antagonisten treten mehr in den Vordergrund und entwickeln Pläne, um den Protagonisten zu schaden. Susan und Roland sind in einem Liebesrausch gefangen und werden unvorsichtig. Roland vergisst seine Pflichten in Hambry. Fast wird ihre Affäre durch Cordelia Delgado aufgedeckt. Auch Eldred Jonas wird misstrauisch und die böse Seite plant Roland und sein Ka-Tet aus dem Weg zu räumen. Dazu wollen sie ihnen zwei Morde in die Schuhe schieben und dann von der Stadtbevölkerung hinrichten lassen. Dieser Plan gelingt zumindest teilweise.
Retardation Das retardierende Moment zögert die Katastrophe hinaus und präsentiert eine Möglichkeit für die Protagonisten sich doch noch zu retten. Roland überlegt für einen kurzen Moment mit Susan allein zu fliehen und all ihre Pläne zur Vernichtung der Tankwagen und Farsons Männer aufzugeben. Er verwirft es jedoch, da er sich sonst zu sehr schämen müsste wegen den Toten, die daraus resultieren würden. Zu Unrecht, Gilead fällt so und so.
Weg zur Katastrophe Im 5. Akt geht die Handlung nur noch auf die Katastrophe zu. Der Mord an Thorin und Rimer kann Rolands Ka-Tet erfolgreich angehängt werden und sie kommen ins Gefängnis. Rhea und die Glaskugel kommen nach Hambry. Susan wird später von Jonas gefangengenommen und eingesperrt. Als Roland die Glaskugel erobern kann und in sie sieht, lässt er Susan fallen und entscheidet sich für den Dunklen Turm. Susans Tod wird derweil von Rhea und Cordelia geplant. Sie soll zum Erntefest verbrannt werden, weil sie Rolands Ka-Tet geholfen hat. Später wird sie gefangengenommen.
Katastrophe Die Protagonisten sterben oder eine andere schlimme Katastrophe wird ausgelöst. Susan wird auf dem Charyou-Baum-Scheiterhaufen verbrannt. Roland ist gezwungen das mit anzusehen und wird von der Kugel fast zu einer leblosen Puppe. Lange Zeit danach ist er unfähig zu lieben oder Vertrauen aufzubauen.
Einsicht Einige Antagonisten gelangen nach der Katastrophe zu der Einsicht falsch gehandelt zu haben. Cordelia Delgado stirbt noch während des Erntefeuers an einem Gehirnschlag. Vermutlich schämte sie sich für das was sie ihrer Nichte angetan hatte.