Kains Aufbegehren: Rezension
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Wörterschmied (3 / 5)
Wie kam King zu dieser Geschichte? Sicherlich über das Wortspiel to raise Cain, welches soviel wie "Unruhe stiften" bedeutet und von King auf den biblischen Ursprung zurückgeführt wurde, wo der Kain seinen Bruder Abel erschlägt, da dessen Fleischopfer den Herrn mehr erzückte als Kains vegetarische Beilage.
Sehr gelungen präsentiert der Autor einen Menschen, Curt Garrish, der bereits mit der Welt, die ihn umgibt und die ihn anekelt, abgeschlossen hat. Menschen, die mit ihm reden wollen, laufen nur noch als kurze und belanglose Episoden an Garrishs Bewußtsein vorbei - er selbst scheint seine Umwelt als ausblendbaren Störfaktor wahrzunehmen, wie das statische Rauschen eines Radios bis man nach einigen Minuten feststellt, dass die Musik nicht mehr spielt.
Ähnlich wie der Erzähler aus Patrick Süskinds Meisterwerk Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders fasst der Erzähler aus Kings Kurzgeschichte den "Helden" nur ungern und dann nur mit Gummihandschuhen an. Auf seine Gefühle und sein Aussehen geht er fast gar nicht ein - er selbst wird vom Erzähler lediglich beim Nachnamen genannt (wie der unter seiner Gabe des perfekten Geruchssinns leidende Grenouille), wodurch er so unnahbar erscheint wie es keine Beschreibung seiner Absichten hätte besser vollbringen können.
Jedoch scheint die Kurzgeschichte sich zu sehr mit der verzweifelten Umsetzung des Wortspiels zu befassen und verliert dabei etwas an Logik und Tiefgang. Die Aufnahme des biblischen Themas wird nur oberflächlich behandelt und scheint für King lediglich als gefundener Anlass zu sein, (wieder einmal) einen Amok-Lauf zu beschreiben.
Da ich mich bereits tiefer mit dem Ersten Buch Mose beschäftigt habe, verliere ich hier den gewünschten Bezug zur Vorlage. Knackpunkt dieser Weise ist nicht der medienwirksame Brudermord, sondern das Danach. Wir lernen, dass Gott bereit ist, seine schützende Hand auch über jene (wieder) zu legen, welche gegen seinen Willen gehandelt haben.
Ob Garrish in dieser Hinsicht mehr Kain oder Anti-Kain ist, lässt King offen, da es ihm vor allem um die Morde ging und das Ende dem Leser überlässt.
Eine gute Idee, teilweise sehr gelungen umgesetzt, aber leider dennoch vom eigentlichen Klimax entfremdet.
Croaton (3 / 5)
Ein gewagtes Thema in einem Land, das für Amokläufe berühmt-berüchtigt ist ... Die Kurzgeschichte zeigt einen Jungen, der immer mehr den Bezug zur Realität verliert und schließlich eigentlich grundlos zur Waffe greift und um sich schießt. King gelingt es allerdings nicht, den Charakter so zu beleuchten, dass man sein Abgleiten in den Wahnsinn begreifen kann - Garrish ist von Anfang an labil und rastet letztendlich aus.
Besser gelingt dies dem Autor, als Todd Bowden in einer sehr ähnlichen Szene am Ende der Novelle Der Musterschüler von einem Baum aus auf Menschen zielt, die auf der Autobahn vorbeifahren. Ihn hasst man zwar, versteht ihn aber - sein Ausraster geht einem somit mehr an die Nieren. Dennoch ist Kains Aufbegehren keine schlechte Geschichte, denn wenn man sie aus den Händen legt, muss man erst einmal durchschnaufen, bevor man sich an die nächste macht ...
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