Schwarz: Rezension
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Croaton (3 / 5)
Der erste Teil des Zyklus vom Dunklen Turm macht dem Leser den Start in Stephen Kings Epos nicht leicht. King war sich dessen bewusst und schrieb schließlich eine Neufassung des Romans, dennoch ist und bleibt Band 1 ein Stolperstein für so manche, die sich endlich mit Roland Deschain auf die Suche nach dem Dunklen Turm begeben wollen. Woran mag das liegen?
Da ist zunächst der sehr trockene Erzählstil, der wohl Rolands fantasielose und nüchterne Natur widerspiegeln soll, für manche jedoch eher befremdlich wirkt. Der Roman beginnt mitten in der Wüste - und in Teil 1 des Romans bewegt sich die Handlung rückwärts: Schritt für Schritt werden die Ereignisse zurückverfolgt, die Roland überhaupt erst in die Wüste brachten; es scheint nicht voran zu gehen. Zudem wird sehr wenig erklärt. Wer sind die Revolvermänner und warum sind alle außer Roland tot? Was ist der Dunkle Turm eigentlich und warum sucht Roland ihn? Warum ist da auf einmal ein Junge aus unserer Welt?
Man wird mitten hinein geworfen in eine fremde Welt mit ihrer eigenen Sprache und ihren ganz eigenen Gepflogenheiten - es braucht etwas Zeit, da hinein zu finden. Einige unerklärliche Passagen (wie etwa das Verschwinden dutzender Leichen in Tull), sowie Kings teils geschmackloser Umgang mit Sex und sexuellen Fantasien mögen weiterhin für ein flaues Gefühl im Magen sorgen. Dass Jake Chambers nie Fragen stellt, zum Beispiel, was eigentlich Rolands Ziel ist, ist ebenfalls sehr seltsam - stoisch akzeptiert er sein ungewöhnliches Schicksal.
Fans des Zyklus wissen, dass manche Dinge auch am Ende noch verwirren (wie etwa die tausend Namen des Bösewicht Walters), sehen aber möglicherweise gerade darin einen gewissen Reiz. Doch Neueinsteiger wollen mehr Antworten, mehr, was sie durch diese fremde Welt leitet. Aber als King Schwarz schrieb, wusste er selbst nicht mehr - und so wirkt der Roman auch. Die Qualität steigt ab Teil 2 meines Erachtens beträchtlich (siehe Drei: Rezension); kaum ein Trost für all diejenigen (darunter auch viele King-Fans), die nie über Band 1 hinauskamen.
Wörterschmied (4 / 5)
Der erste Teil der Dunklen Turm Saga ist für mich mehr als alle anderen sechs Bände eine Einzelepisode. Zwar fehlt es ihm dadurch hin und wieder an der besonderen Bindung zu den Charakteren (in Teil VII: Der Turm reagiert man ganz anders auf den Tod gewisser Jungen), allerdings ist der Einstieg einfacher als bei den Nachfolgebänden.
Mit: "Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm." schafft Stephen King einen unglaublich brillanten Einstieg in die Geschichte. Erst als nach dem Massaker in Tull das erste Mal Ruhe in den Roman einkehrt, stellt man fest, dass sich das Buch nicht so leicht aus der Hand legen lässt wie anfangs erwartet. Der Einstieg in den Roman gleicht dem Durchtreten einer unsichtbaren Tür: erst als das Schloss hinter einem zufällt, merkt man, dass man bereits drin ist. Keine langen Vorreden oder Erklärungsnöte, keine Was-bisher-geschah-Kanonaden, keine langen Ladebalken, die bei 98,7% mit dem unerwarteten Fehler 19 wieder abbrechen. Leider legt man das Buch nach dem Leser allzu leicht wieder aus der Hand, der Zauber verfliegt mit den letzten Worten auf dem Golgatha. Wer nicht sofort zu Teil II: Drei greift, wo für mich die eigentliche Handlung der Saga beginnt, läuft Gefahr für immer den Weg zum Turm zu verlieren.
Eine unvergleichliche Köstlichkeit bleibt jedoch die Sprache, die man möglichst im Original lesen sollte. Roland Deschain ist der König der Desperados, die Wurzelbehandlung des Weltschmerzes schlechthin. Dialoge mit ihm sind wie Gift und Naschwerk zugleich, in ihnen steckt die Erfahrung eines Menschen, der in seinem Leben wirklich durch die Hölle und zurück gegangen ist. Kaum ein anderer Autor (Rowling hat es wenigstens versucht) als Stephen King wäre in der Lage, diese düstere Stimmung so glaubhaft und packend herüber zu bringen wie der König des Horrors.
Und immer wieder: herrlicher Wortwitz und Humor so schwarz wie der deutsche Titel: eine Kaskade verschiedenster Emotionen werden beim Leser hervorgerufen, die von Schmunzeln über Lachen, von Nachdenken über Verzweifeln reichen und jeden Raum dazwischen ausfüllen!
Realbaby (2 / 5)
Für das, was ich aus diesem Roman (Revision von Schwarz) erfahren habe, ist er meiner Meinung nach viel zu lang. Es kam mir zeitweise so vor, wie wenn ich ein paar wichtige Sätze und Seiten einfach überlesen hätte. Doch ich kann versichern, dass dem nicht so war. Ich fühle mich mit meinen Fragen von Stephen King allein gelassen. Da wirft er mir diese Verfolgung hin, lässt Roland eine ganze Ortschaft auslöschen, und bringt einen Jungen aus unserer Welt ins Spiel. Das einzige, was ich bisher verstanden habe, ist die Tatsache, dass Roland der Turm wichtiger ist, wie das Leben des kleinen Jungen. Ganz ehrlich: Ohne diese Rezensionen hier, die mir das Gefühl vermitteln, dass es sich lohnt, weiterzumachen, würde ich die Suche nach dem Turm abbrechen. Was bringen mir die zahlreichen Schilderungen, wie es in der Wüste und unter Tage aussieht, wenn ich den Sinn nicht sehe? Wie wichtig sind die sexuellen Gedanken von Roland, wenn ich noch nicht mal weiß, was oder wer er ist? Wie bereits erwähnt, weiß ich nicht, was da noch kommt – und vielleicht sehe ich Schwarz am Ende der Saga mit anderen Augen. Was bleibt ist die Hoffung. Und mit dieser mache ich mich auf zum zweiten Teil: Drei.
Bleeding (5 / 5)
Meiner Meinung nach der beste Teil der Reihe. Der Eröffnungssatz, "Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm", ist einer der besten, die ich je gelesen habe. Die Art, wie der Leser in Roland Deschains Welt gezogen wird, eine Welt, die so merkwürdig und fazinierend ist, ist geradezu unheimlich. Ohne seine Vorgeschichte zu kennen, möchte man Roland sofort folgen, möchte mit dem Mann in Schwarz palavern ... einfach eine gelungene Stimmung. Dann taucht meiner Meinung nach einer der eindrucksvollsten Charaktere in der Geschichte auf: "Jake Chambers". Seine Beziehung zu Roland in Schwarz ist von Höhen und Tiefen gezeichnet, sehr rührend. Selbst wenn das Buch ein Einzelwerk geblieben wäre, würde es für mich als eines der besten Bücher Kings gelten. Sage meinen Dank.
Mr. Dodd (5 / 5)
Für viele ist der Einstieg in die Dunkle Turm Saga eine Mühsal und sie brechen bereits hier die Suche nach dem Turm ab. In der Tat wirkt dieser Auftakt äußerst trostlos, trübselig und freudige Stimmung kommt eigentlich so gut wie nie auf, noch dazu wird das ganze durch eine zumindest mir zutiefst unsympathische, angsteinflößende Figur getragen.
Dennoch macht es gerade das zu einem einzigartigen und genialen Werk, der sich vor seinen Nachfolgern nicht zu verstecken braucht. Schon der Einleitungssatz saugt den Leser sofort in das Geschehen und man ist die ersten Seiten schon gebannt. Als einiger der wenigen Turm-Junkies bin ich kein Fan von Roland Deschain und werde es wohl auch nie sein. Dies liegt vorallendingen an seiner mysteriösen und bedrohlichen Ausstrahlung in diesem Roman, dennoch ist es gerade das was mich unglaublich gefesselt hat und ich mich auf den ersten hundert Seiten mehrmals fragte, wer denn nun dieser geheimnisvolle Revolvermann ist, der humorlos und zielstrebig seinen Feind und dabei nebenbei ein ganzes Dorf abknallt. Es dauert lange, ehe wir seinen Namen erfahren und Schritt für Schritt erfahren wir einige Details über seine Vergangenheit. Gerade dieses langsame Herantasten macht Schwarz so unglaublich interessant und gut.
Nirgends tragen die Landschaften besser zu der trostlosen und deprimierenden Stimmung bei als hier. Sei es die todbringende Mohainewüste oder die unheimlichen Schächte unter den Bergen. Es passt einfach, sowie die Dinge, die ständig aus unserer Welt auftauchen und darauf hindeuten, dass eine Katastrophe riesigen Ausmaßes diese Welt heimgesucht hat. Genauso bizarr das Erscheinen von Jake Chambers, der in unserer Welt gestorben ist, der allerdings deutlich schwächer agiert als in späteren Bänden. Sein Tod verdeutlicht am besten das kalte, herzlose, egoistische, zielstrebige Wesen des Revolvermannes.
Seinen Höhepunkt findet das Werk aber, als es zu einer genialen Diskussion über Größe und Bestimmung zwischen Roland und dem Mann in Schwarz kommt. Dies ist der furiose Schluss eines perfekt gelungen Auftaktbandes einer genialen Saga.
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