Inhaltsangabe zu Big Driver
Stephen Kings in der Sammlung Zwischen Nacht und Dunkel erschienene Novelle Big Driver ist in ? nummerierte Kapitel unterteilt; die hier zu findenden Zwischenüberschriften dienen der Orientierung des Lesers und sind so nicht von King intendiert. Die vorliegende Inhaltsangabe bezieht sich auf die englische Originalausgabe; etwaige Abweichungen werden nachträglich korrigiert.
Eine verhängnisvolle Abkürzung (1 - 7)
- Schriftstellerin Tess hat sich einen kleinen Fankreis treuer Leser aufgebaut, doch von echter Berühmtheit ist sie weit entfernt. Ihre im Miss Marple-Stil verfassten Krimis um die "Willow Grove Knitting Society" (etwa: "Strickgruppe von Willow Grove") und ihre Heldin Doreen Markee sind weitgehend blutfrei, aber spannend zu lesen. Immerhin sind schon zwölf Bücher dieser Reihe erschienen, doch Tess macht sich keine Illusionen: Diese Bücher allein werden sie nicht über Wasser halten. So nimmt sie immer wieder die Gelegenheit wahr, Vorträge über das Schreiben zu halten. Sie hat nur eine Bedingung was die Örtlichkeit betrifft: Sie muss von ihrer Heimat Stoke Village, Connecticut, dorthin fahren können und wird maximal eine Übernachtung in Kauf nehmen.
- Tess hat keine Flugangst; sie hasst einfach das Gefühl, die Kontrolle in andere Hände zu geben. Sie liebt es, selbst zu fahren - dabei hat sie oft die besten Ideen - und sich dabei mit Tom zu unterhalten. Tom ist kurz für TomTom - ihr nach ihren Wünschen eingerichtetes Navi ist so programmiert, dass es sie namentlich anspricht und sie gelegentlich mit vorgefertigten Sätzen wie "Wie ich sehe, brechen wir zu einem kurzen Tripp auf" amüsiert. Außerdem hat Tess einen Kater namens Fritzy, den sie nicht allzu lange allein lassen will.
- So kommt ihr die Nachfrage einer Ramona Norville gerade recht, die sie an einem Freitag im Oktober für den kleinen Buchladen "Books & Brown Baggers" in Chicopee engagieren will. Chicopee ist keine hundert Kilometer entfernt; Tess kann am selben Tag bequem hin und zurück reisen. Dass Tess nur die zweite Wahl von Norville ist, deren Plan A kurzfristig abgesprungen ist, stört sie nur am Rande. Tess weiß, dass sie nicht zu den Stars und Sternchen gehört und sagt gerne zu. Ein Fehler, denn sie wird - wie hier bereits klar wird - unlängst nach einer brutalen Vergewaltigung blutüberströmt in einem Wasserablauf zu sich kommen.
- Der Vortrag vor 400 Gästen verläuft wie am Schnürchen, man stellt ihr die üblichen Fragen ("Woher haben Sie Ihre Ideen?", "Wie komme ich an einen Agenten?") und lauscht ihr interessiert. Ramona Norville ist eine recht burschikose aber sympathische Gastgeberin um die 60 und interessiert sich in "männlichem Interesse" (so Tess' Eindruck) für ihr Auto und das Navi. Ramona empfiehlt ihr eine Abkürzung, die Tess - ein Fan von Abkürzungen - sogleich einprogrammiert.
- Nach einigen Kilometern Fahrt fragt sie sich, ob Tom (oder wohl eher Ramona) einen Fehler gemacht hat, da die Strecke doch eher unwirtlich aussieht, und da kommt es schon zur Katastrophe: Sie fährt über nägelbewährte Bretter, die mitten auf der Straße herumliegen. Tess kann das Auto sicher anhalten, doch ein Reifen ist geplatzt. Sie steigt aus und sieht, dass sie bei einem verlassenen Laden angekommen ist, der einst auch als Tankstelle fungierte (siehe Bild oben rechts). Ein einsames Schild mit der ominösen Aufschrift "You like it, it likes you" ("Du magst es, es mag dich") schwingt leise hin und her. Das Gefühl der Gottverlassenheit verstärkt sich, als Tess feststellt, dass sie - wie in einem der Horrorfilme, die sie nur ungern schaut - keinen Handyempfang hat.
- Ein erstes Fahrzeug kommt vorbei, doch der Minivan mit der seltsamen Aufschrift "Zombiebäcker" hält nicht an, nachdem er die Bretter halsbrecherisch umschifft hat. Tess ist fürsorglich und räumt die weiß gestrichenen Bretter voller Nägel vorsichtig zur Seite, damit nicht noch jemand in sein Unglück rast. Kurz darauf kommt ein Pickup heran und hält an. Der Fahrer erweist sich als hilfsbereit, aber als er aussteigt, weicht Tess unwillkürlich zurück: Der Kerl ist ein fast zwei Meter großer Riese in einem Arbeitsoverall; der Gigant lacht, als er ihre Reaktion sieht, die er schon gewohnt ist. Er scheint zahm und kümmert sich auch schon um ihren Wagen, als Tess' Blick auf die Ladefläche des Pickups fällt. Dort liegen lauter weiße Bretter. Voller Nägel.
- Ihr Schreck kommt zu spät, schon ist der Riese wieder da und fragt beiläufig: "Wie wäre es statt eines Reifenwechsels mit einem Fick?" Ein Schlag mit einer Riesenhand schickt sie ins Land der Träume; als sie kurz darauf wieder zu sich kommt, findet sie sich in dem heruntergekommenen Laden wieder, ihr Peiniger vergewaltigt sie und erdrückt sie beinahe mit seinem Gewicht. Tess wird erneut ohnmächtig.
Zurück (9 - 15)
- Als sie zum dritten Mal zu sich kommt, glaubt sie, sie müsse tot sein. Schließlich wird ihr klar, dass sie nicht schwebt, sondern getragen wird. Ihr Expedition ist verschwunden, der Riese hat sie über die Schulter geworfen, seine Fingerabdrücke verunzieren ihren Hals wie eine auftätowierte Kette. Als er sie auf den Boden wirft, ihr für einen "guten Fick" dankt und sie auf die Mundwinkel küsst, wird ihr klar, dass er sie in der Tat auch für tot hält. Obwohl sie nicht verstehen kann, wie das sein kann - müsste er ihr Herz nicht schlagen spüren? -, setzt sie ihre ganze Willenskraft daran, sich tot zu stellen, während er sie in ein schmutziges Abwasserrohr stopft.
- Er lässt sie in dem stinkenden, mit matschigem Laub bedeckten Rohr zurück, sie hört ihn wegfahren. Ist es ein Trick? Sämtliche Horrorfilmklischees fallen ihr ein, doch sie weiß auch, dass sie nicht länger hier bleiben kann. Sie zwingt sich, an etwas Normales zu denken und konzentriert sich auf ihre Katze Fritzy, die sie füttern muss. Tatsächlich beflügelt sie der Gedanke ... als alle Gedanken von einem erneuten Schock hinfort geblasen werden: Sie ist nicht allein in diesem Rohr - zwei Frauenleichen in unterschiedlich fortgeschrittenen Stadien der Verwesung teilen sich das dunkle Verlies mit ihr.
- Sie flieht, doch ist es wie in einem Albtraum, in dem sie gelegentlich an- und dann wieder ausgeschaltet wird. Sie taumelt, von der Hüfte abwärts nackt, zurück zum Tatort, wo sie ihre Klamotten wiederfindet; offenbar wird der Riese noch einmal zurückkommen, um seine Spuren zu beseitigen, sie muss sich beeilen. Nur ihr Schlüpfer ist weg - ein Souvenir? Auch ihre geliebten Diamantohrringe, ihr einzig teurer Schmuck, sind verschwunden. Ziellos stolpert sie auf der Suche nach ihrem Fahrzeug mehrfach um den Laden, bis es ihr gelingt, ihre Schritte auf die Straße zu lenken. Mit einem Teppich notdürftig gegen die Kälte gewappnet schleppt sie sich dahin, fragt sich, ob sie Hirnverletzungen davongetragen hat. Dass ihr plötzlich einfällt, dass "You like it, it likes you" einst der Slogan der Marke 7UP war, nimmt sie als gutes Zeichen für dessen Funktionstüchtigkeit.
- Immer wieder kommen Autos, immer wieder flieht Tess in den Wald - es könnte er sein, der zurückkommt, um ihr endgültig den Garaus zu machen. Was soll sie nur tun? Wird sie es über sich bringen, den Vorfall bei der Polizei zu melden? Die Regenbogenpresse hätte ihre helle Freude; als Tess sich die Schlagzeilen vorstellt und phantasiert, wie ein Fan sie bei der nächsten Vorlesung fragt, ob sie die Vergewaltigung provoziert habe und ob sie über ihre Erfahrung ein Buch schreiben werde, wird ihr klar, dass sie den Gang zur Polizei nicht über sich wird bringen können. Aber hat sie - man denke nur an die zwei Leichen im Rohr und an mögliche künftige Opfer des Riesen - nicht die moralische Verpflichtung, die Attacke zu melden? Sie schiebt den Gedanken von sich und schleppt sich weiter.
- Sie erreicht die Ausläufer einer Stadt, wo in einem Etablissement namens "Stagger Inn" (ein Wortspiel, das vorgelesen wie "Stolper herein" klingt) eine große Party steigt und sie auch den Bäckereiwagen wiedersieht. Ungesehen stiehlt sie sich auf eine Toilette, wo sie unter großen Schmerzen uriniert und sich notdürftig versorgt. Danach gelingt es ihr, unerkannt ein Taxiunternehmen anzurufen und sich von einem sich sehr diskret verhaltenden Fahrer nach Hause fahren zu lassen.
Daheim (16 - 22)
- Sofort verrammelt Tess sämtliche Türen, aktiviert die Alarmanlage und lädt ihre Handfeuerwaffe. Fritzy, der sie schnurrend begrüßt, wird gefüttert und gestreichelt, danach kann Tess sich erstmals im Spiegel begutachten. Sie hat viele blaue Flecken, ihren Hals hat es freilich am schlimmsten erwischt. Ihre Nase scheint nicht gebrochen, obwohl sie so stark schmerzt. Noch während sie sich betrachtet, legt sie sich eine Coverstory zurecht: Sie sei angetrunken die Treppe hinuntergefallen und mit voller Wucht gegen den Treppenpfosten geprallt; sie macht mit einem Hammer sogar eine kleine Delle in den Pfosten, um ihre Geschichte glaubwürdig erscheinen zu lassen. Tess' Nachbarin Patsy McClane wird am folgenden Tag die Erste sein, die ihre Coverstory zu hören bekommt, und sie glaubt sie vorbehaltslos.
- Plötzlich kommt die Angst. Ist er in ihrer Wohnung? Er hat ihre Handtasche und damit ihre Adresse. Ist er noch vor ihr hier eingedrungen? Sie ertappt sich bei dem Gedanken, dass sie fast wünschte, er sei hier, denn sie würde ihn eiskalt erschießen. Sie denkt sich: "Kein Leg dich auf den Boden, kein Hände hoch, während ich die Polizei rufe, kein Horrorfilm-Scheiß; ich würde ihn einfach erschießen."
- Endlich duschen! Danach wartet ihr Bett, in das sie bewaffnet geht, während das Licht noch brennt. Sie glaubt, Schlaf würde niemals kommen, doch ein schnurrender Fritzy hilft ihr.
- Der nächste Tag beginnt mit einer weiteren Dusche und ernsthaften Überlegungen. Tess will nicht zum Arzt, aber was ist mit einem AIDS-Test? Ein schrecklicher Gedanke. Und sie kann die zwei Leichen nicht vergessen; das sind nun ihre Leichen, ihre Verantwortung. Die Antwort kommt plötzlich und scheint so naheliegend: Sie wird einen anonymen Anruf tätigen und so die Polizei auf den Riesen aufmerksam machen.
- Kaum ist sie aus der Dusche, als sie darüber nachdenkt, ob wohl noch etwas von ihm in ihr ist, ihr hilfloser Verstand nennt es "Schwanzschleim". Sie übergibt sich ... und duscht ein weiteres Mal, bevor ihr erschöpfter Körper sie wieder ins Bett zwingt. Das Telefon weckt sie, und eine Unbekannte namens Betsy Neal hat unerwartet gute Nachrichten für sie: Betsy arbeitet im "Stagger Inn", und auf dem Parkplatz hat man Tess' Explorer gefunden.
Big Driver (23 - 26)
- Tess ruft sich erneut ein Taxi und kann ihre Horrorfilm-Gedanken nicht abschütteln: Wird er der Fahrer sein? Wird der Fahrer sie zu ihm bringen? Wird sie in das "Stagger Inn" gehen, um dort überfallen zu werden, weil Betsy Neal seine Freundin und Komplizin ist? Doch es geht alles gut. Der Fahrer bringt sie sicher an Ort und Stelle, Tess findet ihren Explorer (der Riese hat natürlich den Reifen gewechselt) und erkennt sofort, dass von der dürren, nur etwa 1,60 großen Betsy keinerlei Gefahr ausgeht.
- Eine Hoffnung allerdings geht flöten: Tess' Handtasche wurde nicht gefunden. Wohl aber ihr Tom, was Tess fast zu Tränen rührt; man hat das Navi vorsorglich aus dem Auto entfernt, um eventuellen Langfingern keine Versuchung zu bieten.
- In Betsys Büro wird Tess klar, dass dieser Frau gegenüber, die an ihrem Arbeitsplatz sicherlich schon so einiges gesehen und erlebt hat, ihr Ammenmärchen vom Treppensturz nicht ziehen wird - so schrammt sie an der Wahrheit entlang und behauptet, von ihrem Freund - jetzt Ex-Freund - nach einem Streit verprügelt worden zu sein. Als Betsy sie als die Autorin erkennt, die ihre eigene Oma Mary so vergöttert, rät sie ihr, sich erst gar nicht in einer Spelunke wie dem "Stagger Inn" aufzuhalten. Betsy fragt nach einem Autogramm für ihre Großmutter, und als Tess es signiert, kommt ihr eine spontane, geniale Idee: Sie fabuliert, ein Mann habe ihr beim Streit mit ihrem Ex-Freund geholfen und sie wolle ihm danken. Daraufhin beschreibt sie minutiös ihren Peiniger.
- Und Betsy erkennt ihn sofort: Er verleiht Trucks für eine Gesellschaft, in deren Name ein Vogel vorkommt, heißt Al Irgendwas-Polnisches ... und wird in der Gegend wegen seiner Körpermaße nur "Big Driver" genannt.
- Tess verabschiedet sich von Betsy, schließt ihren Tom wieder an und beginnt ein Gespräch mit ihm. Das ist normal für Tess: Zu Hause spricht sie mit Fritzy und gibt ihm eine ihr antwortende Stimme, schon als Kind hat sie solche fiktiven Gespräche geführt; nun ist eben - wie häufig im Auto - Tom ihr Gesprächspartner. Sie fährt nicht weit, nur bis zu der Telefonzelle, an der sie bereits gestern einen Anruf getätigt hatte. Doch nach den ersten Ziffern 9-1 zögert sie vor der nächsten 1. Will sie in der Tat die Polizei mit ins Spiel bringen? Was würde dann für sie dabei rausspringen? Schließlich hat sie selbst eine Waffe. Und einen Namen. Al Irgendwas-Polnisches.
- Big Driver.
- Sie legt auf, braucht noch etwas Bedenkzeit und teilt sich Tom mit. In diesem Gespräch kommt ihr (oder Tom?) eine unheimliche Idee, die sie schnell von sich weist: Hat Ramona Norville sie absichtlich auf diese Abkürzung geschickt?
Amateurdetektiv (27 - 32)
- Tess fühlt sich wie eine Figur in einem ihrer eigenen Romane, als sie Recherchen über den Big Driver anstellt. Sie fühlt sich wie Charles Bronson oder Sylvester Stallone, eine Möchtegernheldin in einem Rachefilm, doch sie zieht es durch ... und stößt dank Google auf Erstaunliches. Die Gesellschaft, von der Betsy sprach, heißt "Red Hawk Trucking" ("Roter Falke"), Big Driver ist in Wirklichkeit Al Stralsky. Auf einem Bild ist er hinter einem seiner Trucks zu sehen, die Bildunterschrift bezeichnet ihn ob seiner Freude über das Gefährt als "stolzen Papa"; ein Ausdruck, der Tess verfolgen wird. Wie hypnotisiert forscht sie weiter und kann immer weniger glauben, was sie findet: Tess kennt Al Stralskys Mutter: Ramona Norville.
- Abgründe tun sich vor ihr auf. Hat Ramona Tess tatsächlich in die Falle ihres Sohnes geschickt? Oder wusste Al einfach von ihrem Engagement und ahnte, dass die wohlmeinende Ramona ihr die Abkürzung empfehlen würde, die auch sie immer nahm, um zu ihrem Sohn zu gelangen? Tess ist völlig vor den Kopf gestoßen, bohrt weiter und findet heraus, dass Ramonas Mann, "Big Drivers" Vater, Selbstmord beging, einem Nachbarn zufolge, weil er mit den Problemen nicht klarkam, in denen sein Sohn steckte ...
- Aufgewühlt sucht Tess nach Ablenkung, nach Katharsis. Sie leiht sich den Jodie Foster-Film The Brave One (Die Fremde in dir) aus, einen Selbstjustizthriller, in dem Foster auf einen Rachefeldzug geht. Sie fühlt sich inspiriert, und nachdem sie über den ganzen Wahnsinn einmal geschlafen hat, beginnt sie, ihre Vorbereitungen zu treffen, in Schriftstellermanier, indem sie eine Liste der zu beachtenden Dinge erstellt. An oberster Stelle steht: "Werde nicht erwischt".
- Dann, als die Nacht anbricht, wird es konkreter, denn Tess, die sich noch immer wie in einem Albtraum gefangen fühlt, macht sich ans Werk. Ein langes Stück Kordel, ein Taschenmesser, ein großes Fleischmesser und ein Topfhandschuh werden neben ihrem Revolver Teil ihrer Ausrüstung. Sie steckt ihre Haare hoch und stopft sie unter eine Baseballmütze, zieht sich eine Lederjacke und Handschuhe an. Sie weiß sehr wohl, dass sie keinen echten Plan hat und wird improvisieren müssen, aber sie fungiert wie auf Autopilot. Sie füttert ihre Katze, verbrennt ihre Vorbereitungsliste, stellt die Alarmanlage an und verlässt ihr Haus, möglicherweise zum letzten Mal.
- Draußen findet sie, dass die Nacht wie für einen Horrorfilm geschaffen scheint. Während sie noch darüber nachdenkt, dass sie offenbar den Verstand verloren hat, programmiert sie Tom mit Ramona Norvilles im Internet gefundener Adresse.
Muttergefühle (33 - 35)
- Da Tess keinen echten Plan hat, fackelt sie auch nicht lange. Sie parkt vor Ramonas Haus und klingelt. Kaum hat diese die Tür geöffnet, offenbart ihr schockierter Gesichtsausdruck die ganze Wahrheit: Ramona ist davon ausgegangen, dass Tess tot sein müsse. Tess zieht ihre Waffe und drängt Ramona ins Haus zurück, doch sie hat nicht mit der überheblichen Hartnäckigkeit von Big Drivers Mutter gerechnet. Stur bestreitet sie alle Vorwürfe, bezeichnet Tess als verrückt und wirft ihr einen langweiligen Vortrag vor, den sie nur des Geldes wegen gemacht habe. Doch Tess will mehr, sie will ein Geständnis, das über den verurteilenden Gesichtsausdruck hinausgeht. Doch so drohend sie sich auch gebärdet, Ramona verleugnet alle Anschuldigungen.
- Ein Glitzern lenkt Tess ab - und sie findet den Beweis, den sie brauchte: Ihre Diamantohrringe liegen auf Ramonas Fernseher. Ramona erkennt blitzschnell die Gelegenheit und wirft einen ihrer vielen Kitschgegenstände nach Tess, die zwar ausweichen kann, aber ins Stolpern gerät und darüber ihre Waffe verliert. Die gewichtige Bibliothekarin erweist sich als wieselflink und schlägt Tess beim Kampf um den Revolver um Längen. Als beide Frauen sich wieder aufrichten, sind die Positionen vertauscht. Triumphierend gesteht Ramona, dass sie Tess in der Tat zu Al geschickt hat; sie sei genau das, was er brauchte und gern hatte. Tess hätte sterben oder sich von hier fernhalten sollen, jetzt bekommt sie die Abrechnung. Ohne weitere Umschweife drückt Ramona ab.
- Tess stand Feuerwaffen immer eher skeptisch gegenüber. Sie legte sich diesen Revolver zur Selbstverteidigung zu (und weil sie durch ihre Romane mit dem Umgang vertraut sein wollte), machte am Schießstand fleißig Übungen ... und befolgte den Rat, den wohl die meisten Waffenbesitzer als übertriebene Vorsicht in den Wind schlugen: Sie achtete stets darauf, die erste Kammer der Trommel leer zu lassen, falls der Abzug doch versehentlich betätigt werden sollte. So fällt der Hammer des Revolvers auf eine leere Kammer - und bevor Ramona sich von dieser Überraschung erholen und ein zweites Mal feuern kann, hat Tess ihr Fleischmesser gezogen und es ihr bis zum Heft in den Bauch gerammt.
- Tess will keinem ausgedehnten Todeskampf beiwohnen, schon jetzt sind das Blut und die Schreie der Qual zu viel für sie. Sie schnappt sich den Revolver vom Boden, zieht den Topfhandschuh als Behelfsschalldämpfer darüber und gibt Ramona den Gnadenschuss.
(in Arbeit)