1922 (Novelle): Rezension
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Croaton (5 / 5)
Ich bin ein Fan der meisten Novellen von Stephen King und konnte seine Sammlung Zwischen Nacht und Dunkel kaum erwarten. Der erste Streich namens 1922 zementiert meine Vorliebe für dieses mittellange Format noch!
Es wirkt wie eine Rückkehr zu den vermeintlichen Wurzeln Kings: 1922 ist Horror pur. Selten - vor allem in jüngster Zeit - hat der Meister dieses Genres sich derart in grauslichen Details ergangen, doch seine Beschreibungen und unnachahmlichen Vergleiche sind keine Sensationslust, sondern treiben die Spannung und den Schrecken auf neue Höhen. Wilfred James' Ermordung seiner Frau Arlette und die anschließende Rattenplage, die seine Farm heimsucht, werden manchem Leser auf den Magen schlagen; als der schwerverletzte Wilf nächtlichen Besuch bekommt, dürfte schließlich auch den Hartgesottensten die Haare zu Berge stehen (ich sage nur: Bartstoppeln!). Die letzten Szenen im Hotelzimmer werden sich mir vor allen Dingen deshalb einprägen, weil Craig Wasson sie auf dem Hörbuch in einer unbeschreiblichen Weise vorträgt, die mich mit in dieses Zimmer genommen hat, die mich mitten rein katapultiert hat in das Grauen.
Aber 1922 ist weit mehr als plakativer Horror; Kings Genie kommt vor allem dann durch, wenn er den Horror schildert, der vielleicht in jedem von uns schlummert. Am einprägsamsten empfinde ich hier den Moment, als Wilf mit seinem Sohn Hank den Mord an seiner Frau plant und lange nicht weiß, ob der mitziehen wird. Doch dann führt Wilf die betrunkene Arlette in ihr Schlafzimmer, Hanks Tür öffnet sich ... und er nickt seinem Vater zu. Nur ein Nicken. Ein unvergesslicher Moment.
King nutzt den Trick des Ich-Erzählers, um dem Leser Raum für Spekulationen zu geben. Wie viel von Wilfs Beichte ist Wahrheit, wie viel Illusion? Vor allem der allerletzte Satz der Novelle lädt zum Fabulieren ein!
Fazit: Eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Geistergeschichte, die zum einen sehr blutig daherkommt, den Leser zum anderen aber einmal mehr mit Bildern überschüttet, die diesen lange (vor allem nachts) begleiten werden.