Charles (Hier seyen Tiger)

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Charles ist ein fiktiver Charakter aus Stephen Kings Kurzgeschichte Hier seyen Tiger.

Der nachnamenlose Charles geht in die dritte Klasse der Acron Street Grammar School - und er hat ein Problem: er muss dringend auf die Toilette!

Schwierig wird diese Situation, die sicherlich jeder schonmal einmal erlebt hat, wenn die Lehrerin einen Zwingt, sein Vorhaben möglichst genau zu formulieren. Sätze wie "Ich muss mal in den Keller" sind nicht erlaubt. Die Schüler sollen sagen: "Ich muss auf die Toilette" oder "Ich muss urinieren" - freilich eine peinliche Situation für einen Grundschüler, der sich vor den Augen seiner Klassenkameraden einer derartigen Autorität unterwerfen muss.

Schließlich erwischt seine Lehrerin, Mrs. Bird, ihn beim Hin-und Herrutschen auf seinem Stuhl und demütigt ihn vor der gesamten Klasse mit ihren Floskeln der Höflichkeit.

Doch diese Demütigung bleibt nicht Charles einziges Problem: auf der Jungentoilette lauert ein Tiger. Charles durchlebt einen moralischen Konflikt, ob er einfach auf die Mädchentoilette gehen sollte, aber würde man ihn da erwischen, wäre sein Ansehen für alle Zeit hinüber. Vor allem bei Cathy Scott für die Charles offensichtlich was empfindet.

Charles muss miterleben, wie erst sein verhasster Mitschüler Kenny Griffen und dann Mrs. Bird von dem Tiger gefressen werden, als diese gucken wollen, wo er bliebe.

Schließlich geht er seelenruhig und mit aller Beharrlichkeit zurück in die Klasse und liest ein Buch, ohne nachzusehen, ob Mrs. Bird ode Kenny wirklich fehlen.

Der Leser erfährt nicht, ob der junge Charles einen Tagtraum durchlebt hat oder den blanken Horror.

Inspiration?

Charles ähnelt dem Jungen, den wohl jedes amerikanische Kind als den Jungen kennt, der immer "Wolf!" rief.

Einer bekannten Geschichte nach - die vor allem pädagogische Zwecke zu erfüllen scheint - ruft ein Junge ständig "Wolf!" und erschreckt damit seine Mitmenschen, welche die Präsenz eines wilden Tieres erwarten. Doch als tatsächlich eine solche Gefahrensituation eintritt, glaubt ihm kein Mensch mehr und der Junge wird von einen richtigen Wolf gefressen.

Moral: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er gleich die Wahrheit spricht!

Charles scheint zu phantasieren, um einen Grund zu finden, nicht auf die Toilette gehen zu müssen, obwohl er dringend muss, um so der peinlichen Frage nach seinen "Beweggründen" zu entgehen. Vielleicht redet er sich seine Lüge solange ein, bis er sie selbst glaubt, um das Drängen seiner Blase verstummen zu lassen.