Die Leiche: Inhaltsangabe

Version vom 19. September 2009, 12:24 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge) (Kapitel 1 – 4 (Was Vern unter der Veranda hörte))


Version vom 19. September 2009, 12:24 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge) (Kapitel 1 – 4 (Was Vern unter der Veranda hörte))


Inhaltsangaben zu Die Leiche

Stephen Kings Novelle Die Leiche (aus der Novellensammlung Frühling, Sommer, Herbst und Tod) ist unterteilt in 34 Kapitel.

Zur besseren Übersicht wird diesen Kapiteln für die Inhaltsangaben ein kurzer nicht von King stammender Titel gegeben.

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Kapitel 1 – 4 (Was Vern unter der Veranda hörte)

Schriftsteller Gordon Lachance erzählt rückblickend von seinem besten Sommer, dem Sommer des Jahres 1960, als er 13 Jahre alt war.

Castle Rock: Die vier besten Freunde Gordon, Chris Chambers, Teddy Duchamp und Vern Tessio haben ein Baumhaus und verbringen viel Zeit miteinander, obwohl sie so gar nichts gemeinsam zu haben scheinen: Gordon ist eher der intellektuelle Typ, während Teddy und Vern eher durch ihre Dummheit glänzen und Chris gegen seinen schlechten Ruf kämpfen muss, da sein versoffener Vater negativ auf ihn abfärbt, obwohl er selbst gar nichts Schlimmes tut.

Was sie verbindet, sind ihre verrückten Familien. Chris' Vater ist ein Säufer, der seinen Sohn immer wieder schlägt; als in der Schule Milchgeld verschwindet (siehe Kapitel 5), wird sofort Chris verdächtigt und für drei Tage von der Schule ausgeschlossen, was ihm weitere Prügel einbringt. Teddys Vater ist in einer Anstalt für Ex-Soldaten, die dem Wahnsinn verfallen sind: Er hat Teddy zur Bestrafung beide Ohren auf der Herdplatte verbrannt. Teddy muss ein schlecht funktionierendes Hörgerät tragen, das ihn zum Gespött macht. Verns älterer Bruder ist ein Kleinkrimineller, der oft mit Ace Merrill abhängt; Gordon schließlich hat erst vor kurzem seinen 10 Jahre älteren Bruder Dennis durch einen Autounfall verloren. Da seine Eltern Dennis immer schon favorisierten, fühlt sich Gordon nun wie der Unsichtbare.

An jenem Tag platzt Vern völlig aufgelöst in das Baumhaus: Versteckt unter der Veranda hat er seinen Bruder Charlie belauscht, der am Vortag zusammen mit einem Kumpel ein Auto geklaut und eine Spritztour gemacht hatte. In einem Waldstück bei Harlow waren sie ausgetreten – und hatten an den Bahngleisen die Leiche des seit einigen Tagen vermissten Ray Brower gefunden. Was tun? Die Polizei zu informieren würde bedeuten, unangenehme Fragen zu dem Wagen beantworten zu müssen. Sie beschließen, einfach Stillschweigen zu bewahren – aber Vern ist voller Eifer: Er will Ray Brower zusammen mit seinen Freunden suchen; sie haben alle noch nie eine Leiche gesehen und vielleicht könnten sie berühmt werden.

Kapitel 5 + 6 (Planung)

Die anderen sind sofort Feuer und Flamme für die Idee. Die Planung geht schnell von der Hand: Sie wollen vorgeben, bei den jeweils anderen zu übernachten; dann wollen sie einfach an den Bahngleisen entlang gehen, bis sie die Leiche finden und es somit in die Zeitungen schaffen.

Gordon hat leichtes Spiel mit seinen Eltern, die sich eh kaum um ihn kümmern; sein Vater äußert allerdings seine Bedenken über Gordons Umgang, da dessen Freunde seiner Ansicht nach nicht Gordons Niveau entsprechen. Gordon tut dies ab – doch es schmerzt ihn, immer wieder zu spüren, wie sehr er doch nur Sohn Nummer 2 ist. Seine Gefühle dem toten Danny gegenüber sind ein großes Durcheinander – einerseits verehrte er ihn wie ein Idol, doch war Danny so viel älter, dass er ein ganz eigenes Leben führte und auf Gordon oft wie ein selten zu sehender Fremder wirkte. Gordon ist überzeugt, dass sich seine Eltern insgeheim wünschten, er sei anstelle von Danny gestorben.

Kapitel 7 + 8 (Hurenstadt)

An dieser Stelle ist Gordons Kurzgeschichte Hurenstadt abgedruckt, um dem Leser einen Eindruck von seinen ersten Schreibversuchen zu vermitteln. Mittlerweile ist sie ihm selbst etwas peinlich, er will sie aber nicht abändern, da erste Schritte das Recht haben, im Nachhinein belächelt zu werden.

Kapitel 9 + 10 (Aufbruch)

Die vier Freunde brechen zu ihrem Abenteuer auf

Gordon packt seine Sachen und trifft sich mit Chris, der ihm in einer Seitenstraße sein besonderes Mitbringsel zeigt: Die Pistole seines Vaters, die Chris entwendete, da sie schließlich im Wald auf einen Bär oder so etwas stoßen könnten. Nachdem Chris ihm versichert, dass sie natürlich nicht geladen ist (er aber Patronen dabei hat), spielt Gordon mit ihr – und ein Schuss löst sich und reißt ein großes Loch in eine Mülltonne. Die beiden fliehen, wobei Chris sich über Gordons entsetztes Gesicht fast totlacht. Aber er schwört, nicht gewusst zu haben, dass sie doch geladen war.

Am Baumhaus treffen sie auf die anderen und machen sich gleich auf den Weg. Es ist exakt Mittag, die Hitze flimmert über Castle Rock. Mit naiver Zuversicht richten sie sich auf einen Fußmarsch von möglicherweise fast 50 Kilometern ein – nur um nach wenigen Minuten festzustellen, dass keiner von ihnen daran gedacht hat, Verpflegung mitzunehmen. Sie einigen sich darauf, in einem kleinen Laden am Ende von Castle Rock einkaufen zu gehen.

Auf dem Weg zu ihrer ersten Station, der Mülldeponie, stoßen sie bereits auf die Gleise, als auch schon ein Zug kommt. Teddy hat ein seltsames, völlig verrücktes Hobby: Er rennt vor fahrende Lastwagen und springt im letzten Moment zur Seite – jetzt will er genau das mit dem Zug machen. Gordon aber kann dabei nicht zusehen und stößt Teddy von den Gleisen die Böschung hinunter, wo sie miteinander rangeln und Teddy völlig ausrastet. Chris gelingt es, den immer heftiger werdenden Kampf zu unterbinden, bis die beiden sich die Hände schütteln können – und der Streit innerhalb von Minuten vergessen ist.

Kapitel 11 – 13 (Die Deponie)

Die Deponie von Castle Rock ist berühmt-berüchtigt wegen Chopper. Der Hund des Wärters Milo Pressman ist (vor dem namentlich erwähnten Cujo) der gefürchtetste Hund der Stadt, ein Schäferhund oder ein Boxer, angeblich darauf abgerichtet, bestimmte Körperteile illegal in die Deponie eingedrungener Jungen zu fassen. Noch aber ist hier alles harmlos – Milo kommt in der Regel erst um vier Uhr.

Auf der Deponie füllen sie ihren Wasservorrat an einer alten Pumpe auf, unterhalten sich über dies und das und knobeln letztlich aus, wer Verpflegung kaufen gehen muss. Dazu werfen sie Münzen; als alle eine Zahl werfen, ist Vern überzeugt davon, dies sei ein schlechtes Omen – als alle außer Gordon erneut Zahl werfen, beschleicht auch Gordon ein ungutes Gefühl, als verfolge die anderen drei das Pech. Aber er muss schließlich gehen, findet dies jedoch nicht weiter schlimm.

Er geht einkaufen (wobei der Besitzer des Ladens ihn mehrfach übers Ohr hauen will; Gordon jedoch ist viel zu gerissen für ihn) und kehrt schwer beladen wieder zurück. Es gefällt ihm gar nicht, Milos Wagen zu sehen – ist der etwa zu früh dran und schon auf der Deponie? Tatsächlich dauert es nicht lang, bis der Ruf erklingt: "Chopper, fass!"

Gordon rennt wie von Sinnen, als auch schon seine Freunde auf der anderen Seite des Zauns auftauchen und ihn anfeuern, während er überzeugt ist, dass der Höllenhund hinter ihm Feuer und Rauch spuckt. Mit Mühe und Not fliegt Gordon geradezu den Zaun hoch und kann erst auf der anderen Seite durchatmen. Als er zurückschaut, zerplatzt der Mythos Chopper wie eine Seifenblase: Der Kläffer ist ein Mischling mittlerer Größe, und die Jungen können der Versuchung nicht widerstehen, ihn durch den Zaun hindurch bis aufs Blut zu reizen.

Milo kommt angestürmt und verflucht die Jungen, die es wagen, seinen Hund zu verletzten – denn mittlerweile ist Chopper vor Wut mehrfach vergeblich gegen den Zaun gedonnert. Milo erkennt die Jungen und schießt sich auf Teddy ein, dessen Vater er als Verrückten bezeichnet. Teddy wird daraufhin so wütend, dass er schwört, Milo umzubringen und schon über den Zaun klettern will, als er einmal mehr von seinen Freunden vor Unheil bewahrt wird, als die ihn weg zerren.

Gemeinsam lassen sie den noch immer tobenden Milo und den geschlagenen Chopper hinter sich, doch der Streit hat einen wunden Punkt in Teddy getroffen, der in Tränen ausbricht und seinen Vater weiterhin verteidigt. Chris, der gut im Trösten ist, kann ihn beruhigen, indem er ihm klar macht, dass ein Scheißer wie Milo es nicht wert ist, Tränen zu vergießen, schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass der Fettsack sicherlich nicht stolz im Krieg gedient hatte. Dies besänftigt Teddy in der Tat, und sie können weiterziehen.

Kapitel 14 (Die Eisenbahnbrücke)

Vern und Gordon in Lebensgefahr

Sie kommen schnell an die Eisenbahnbrücke, die in ca. 15 Metern Höhe über den Fluss führt und lediglich für Züge, keineswegs für Fußgänger ausgelegt ist. Da eine geeignetere Brücke einen großen Umweg bedeuten würde und diese hier – vor allem für Teddy – nach einem echten Abenteuer aussieht, beschließen die vier, die Brücke zu überqueren.

Sie haben die Mitte erreicht, als Gordon ein komisches Gefühl beschleicht und er die Schienen berührt – er spürt die Vibrationen eines herannahenden Zuges. Nie mehr in seinem Leben wird er so sehr Angst haben wie in jenem Moment, als er wusste, dass sie alle in der Falle saßen und noch nicht einmal ahnten, aus welcher Richtung der Zug kommen würde.

Gordon brüllt eine Warnung – und hört den Zug von hinten kommen. Die vier rennen um ihr Leben, Chris und Teddy erreichen schnell Sicherheit, Vern und Gordon jedoch bildeten das Schlusslicht, und Vern ist vor Angst fast gelähmt. Gordon treibt ihn voran – und es gelingt den beiden am Ende nur mit einem gewagten Sprung von den Gleisen auf die nahe Böschung, dem tödlichen Zug auszuweichen.

Kapitel 15 + 16 (Der Schmalzarsch)

Die Jungs sind so aufgedreht und entsetzt, dass sie sich erst einmal sammeln müssen. Zur Beruhigung verlangt Chris auf einmal von Gordon, dass er ihnen eine seiner Geschichten erzählt. Gordon ist dies etwas peinlich; er schreibt schon lange Geschichten, viele handeln vom Krieg – diese schreibt er hauptsächlich für den davon begeisterten Teddy – oder von blutigen Racheakten. Der verstörte Vern verlangt eine unbrutale Geschichte, vielleicht sogar eine lustige. Also entscheidet Gordon, ihnen Die Rache von Schmalzarsch Hogan zum Besten zu geben.

Kapitel 17 ("Sie ziehen dich runter.")

Vern und Teddy sind mit dem etwas undramatischen Schluss der Geschichte unzufrieden; aber Chris erkennt den wahren Wert der Erzählung und ermutigt Chris dazu, sie niederzuschreiben.

Als die vier weitergehen, lassen sich Chris und Gordon etwas zurückfallen und Chris wird auf einmal sehr ernst. Er weiß, dass das vor ihnen liegende ihr letztes gemeinsames Schuljahr werden wird, da Gordon viel schlauer sei als sie alle und die College-Kurse belegen wird. Gordon tut dies erschrocken ab – er wolle auf jeden Fall dieselben Kurse wählen wie sie alle. Daraufhin wird Chris überraschend wütend: Gordon sei ein Idiot, wenn er das tun und sich sein Leben verbauen würde.

Gordon ändert den Kurs und fragt Chris, warum er nicht auch die College-Kurse wählen könnte; an Grips fehlt es ihm schließlich nicht. Doch Chris äußert sich sehr erwachsen und verbittert – ihm ist klar, dass er für alle nur der Sohn eines Trunkenboldes und der Bruder zweier Kleinkrimineller ist, der es nie zu etwas bringen wird. Zähne knirschend erinnert er sich an den Vorfall mit dem Milchgeld, als er von der Schule suspendiert wurde, ohne jemals gefragt worden zu sein, ob er dieses gestohlen habe. Tatsächlich war er schuldig; schnell aber bereute er den Diebstahl und gab das Geld einer Lehrerin zurück. Die aber suspendierte ihn trotzdem – und behielt das Geld für sich, um sich einen neuen Rock zu kaufen. Dieser Verrat und das Wissen, dass die Lehrerin dies bei einem Kind aus einer feineren Familie niemals gewagt hätte, nagen sehr an Chris, der fast in Tränen ausbricht, als er Gordon davon erzählt.

Er weiß, dass er nur in einer anderen Stadt, wo ihn niemand kannte, eine Chance auf ein besseres Leben hätte. Aber er würde nicht gehen, denn hier hatte er seine Freunde, die er liebte. Trotzdem weiß er: "Die Freunde ziehen dich runter". Mit dieser verblüffenden Erkenntnis rennt er Gordon davon, um Vern und Teddy einzuholen.

Kapitel 18 + 19 (Die Nacht)

Bei Einbruch der Dunkelheit schlagen sie ihr Lager auf und machen sich ein Feuer, über dem sie ihre Hamburger rösten und mit Genuss verzehren. Danach paffen sie Zigaretten und verbringen viel Zeit mit jugendlichen Diskussionen, an deren Inhalt Gordon sich später nicht mehr erinnern kann. Als Gordon darüber nachgrübelt, wie schrecklich es doch ist, dass Ray Brower völlig allein dort draußen in der Dunkelheit liegt, will er sich und die anderen wieder ablenken und erzählt eine seiner Kriegsgeschichten über eine französische Stadt namens Le Dio (nicht abgedruckt).

Der Wald ist in der Nacht voller Geräusche, die vor allem Vern an den Nerven zerren. Besonders der immer wiederkehrende Schrei eines unidentifizierbaren Tieres macht alle fertig – Vern ist sicher, dass der Geist von Ray Brower umgeht. Sie teilen Wachen ein, um nicht hinterrücks angegriffen zu werden.

Als Gordon endlich einschlafen kann, übermannt ihn ein schrecklicher Alptraum, in dem erst Chris, dann er selbst von zwei Wasserleichen, die sich als Vern und Teddy entpuppen, in die Tiefe eines Sees gezogen wird ... Glücklicherweise weckt ihn Teddy, bevor er im Traum ertrinken kann – Gordons Schicht bricht an.

Kapitel 20 (Das Reh)

Während Gordons Wache bricht der frühe Morgen an, und Gordon hat, als er zum Pinkeln zu den Gleisen hochgeht, ein Erlebnis, von dem er niemals jemandem erzählen wird, bis er es niederschreibt: In seiner Nähe taucht ein Reh auf, schaut ihn lange an und beginnt dann, friedlich zu äßen. Gordon schreibt später: "Für mich war es das schönste Erlebnis unserer Expedition und auch das reinste", etwas, woran er in seinem späteren Leben immer wieder mit Wehmut zurückdenken wird. (Ein fast identisches Erlebnis hat 1985 auch Richie Tozier bei seiner morgendlichen Rückkehr nach Derry in dem Roman ES.)

Kapitel 21 + 22 (Blutegel)

Es ist der Tag, der sich später als der heißeste des Sommers herausstellen wird und ohne es zu wissen, machen die Jungen, da sie nicht Luftlinie sondern die Gleise entlanglaufen einen Umweg von etwa sechs Kilometern. Dankbar jubeln sie somit, als sie auf einen kleinen, offenbar von Bibern angelegten Teich stoßen und sofort in das schulterhohe Wasser eintauchen.

Sie planschen eine halbe Stunde lang herum, bis die Idylle jäh platzt – der Teich ist voller Blutegel. Mit zitternden Knien stürzen die vier aus dem Wasser und finden ihre Körper übersät von den Saugern, die sie sich wild schreiend – auch gegenseitig – von der Haut reißen. Gordon bricht in Tränen des Ekels aus, als er einen besonders fetten Egel an seinen Hoden findet; das Tier zerplatzt in seinen Händen, als er es losreißt. Kurz darauf kommt der Schock, und Gordon bricht bewusstlos zusammen.

Blutegel werden Gordon sein Leben lang ekeln und sie werden ihn noch in so manchen Alpträumen heimsuchen.

Kapitel 23 + 24 (Rückblicke)

Ace und seine Kumpel wollen die Leiche für sich

Nachdem Chris auf einen Baum geklettert ist, wissen sie nun, dass sie einen Umweg machen, beschließen aber, trotzdem einfach weiterzugehen. Rückblickend aus dem Erwachsenenalter muss Gordon sich die Frage stellen, warum sie nicht einfach per Anhalter fuhren; gleichzeitig ist er sich jedoch sehr sicher, dass sie diesen Vorschlag (der in der Tat niemals auch nur angedacht wurde) vehement abgeschmettert hätten; diese Expedition hatte etwas Heiliges, Unantastbares. Doch der erwachsene Gordon spekuliert, dass diese Entscheidung großen Einfluss auf ihrer aller Zukunft gehabt hätte.

Als Gordon seinen Erlebnisbericht niederschreibt, sind seine drei Freunde nicht mehr am Leben, und auch wenn sie nicht in jenem Sommer auf der Suche nach Ray Brower starben, so sieht Gordon doch einen Zusammenhang zwischen ihrem Ableben und jenen Ereignissen.

Rückblickend kann Gordon auch berichten, dass es etwa zu diesem Zeitpunkt gewesen sein musste, dass Ray Brower auch anderswo Thema Nummer 1 wurde: Mittlerweile hat auch das Enfant terrible der Kleinstadt, Ace Merrill, erfahren, wo die Leiche gefunden werden kann; auch er rechnet sich bescheidene Berühmtheit aus und schart seine Mannen um sich. Freilich müssen sie aber nicht zu Fuß gehen, sondern steigen kurzerhand in zwei Autos und machen sich ihrerseits auf den Weg, eine Leiche zu entdecken.

Kapitel 25 (Am Ziel)

Endlich: Die vier Jungen finden die Leiche

Allmählich braut sich in der Entfernung ein Gewitter zusammen, doch obwohl die Kinder sich beschweren, freuen sie sich insgeheim auf die willkommene Abkühlung. Sie erreichen den Royal River, die nächste Station ihrer Wanderung – nun kann es nicht mehr weit sein bis zur Leiche.

Ein plötzlicher Blitz erschreckt die Jungen zu Tode, als er einen Baum in der Nähe fällt. Fasziniert sehen sie einen Kugelblitz, der die Eisenbahngleise entlang saust; bald dröhnen ihre Ohren vor lauter Donner.

Und auf einmal ist es soweit: Vern findet unvermittelt die Leiche von Ray Brower im Unterholz. Tatsächlich: Eine nackte, von Ameisen bedeckte Hand ragt aus den Brombeerranken hervor.

Starre ergreift von den Vier Besitz, als endlich der Regen zu fallen beginnt, so heftig und so zeitnah an ihrem Fund, dass sie das Gefühl haben, für ihre Anwesenheit bestraft zu werden. Dennoch rennen Gordon und Chris zu Brower hinüber, um ihn sich näher anzusehen. Er sieht bei Weitem nicht so schlimm aus wie erwartet, aber Gordon ist schockiert zu erkennen, dass die Wucht des Aufpralls mit dem Zug den Jungen aus seinen Turnschuhen katapultiert hat – diese nämlich liegen einige Meter vom Toten entfernt. Es ist dies mehr als alles Andere, was Gordon die Wirklichkeit des Todes vor Augen führt. Schrecklich sind die Käfer, die auf Ray herumkrabbeln und die Tatsache, dass sein aufgedunsener Körper stinkt.

In diesem Moment ertönt die Stimme von Ace Merrill: "Verdammt noch mal, was wollt ihr denn hier?"

Kapitel 26 – 27 (Zusammenprall)

Bei Ace sind Chris' und Verns Brüder, die die vier Jungen einfach wegschicken wollen. Doch Gordon will keineswegs aufgeben, obwohl ihre Gegenspieler zu siebt sind und es ihn ärgert, dass sie einfach mit dem Auto hergefahren waren. Großspurig bietet Ace ihnen an, einfach und ohne Prügel abzuhauen – die Leiche gehöre ihm und seinen Kumpeln, da Charlie und Bill die ersten Finder waren.

Teddy kann die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, den ängstlichen Charlie zu verspotten, der ursprünglich keineswegs nach der Leiche suchen wollte. Ace übergeht ihn und will mit Gordon diskutieren, doch der wird wütend, da Ace seinen Bruder Danny erwähnt und meint: "Lutsch meinen Dicken, du billiger Kaufhausdieb." Einen Satz, den er sofort als sein Todesurteil einschätzt.

Natürlich kann Ace das nicht auf sich sitzen lassen: Ruhig verkündet er, dass er nun Gordons Arme brechen würde – er und seine Kumpel attackieren, einer davon hat sogar ein Klappmesser. Dies ist der Moment, in dem Chris die Pistole seines Vaters abfeuert.

Ace bleibt cool, er will nicht glauben, dass der Bub wirklich auf jemanden schießen kann. Ace kommt näher, bleibt aber stehen, als Chris ihn ganz ruhig fragt, wohin er die Kugel haben möchte. Chris' Bruder will das alles nicht glauben und will auf Chris zustürmen, doch der schießt ihm fast in den Fuß. Er verlangt, dass sich alle auf der Stelle verpissen – die Leiche kriegen sie nicht.

Starker Hagel setzt ein – das Fürchterlichste daran ist, wie die Hagelkörner auf Rays nacktes, nach oben gewandtes Gesicht klatschen. Der Hagel schlägt Vern, Teddy und ein paar Kumpel von Ace in die Flucht – auch Ace gibt auf, nicht aber, ohne Chris und Gordon finsterste Todesdrohungen an den Kopf zu werfen.

Es folgt ein Anblick, der Gordon lange Zeit verfolgen wird: In Ray Browers Augen liegen weiße Hagelkörner, die wie Tränen seine Wangen herunter laufen. Als Vern und Teddy zurückkommen, verliert Chris die Geduld und geht auf die beiden los, weil sie ihn und Gordon einfach im Stich gelassen hatten, als der Hagel kam. Teddy rechtfertigt sich mit seiner Angst vor Gewittern; Vern dachte, sie würden alle losrennen.

Chris' Zorn lässt ihn fast durchdrehen. Als die anderen Bedenken äußern, die Leiche mitzunehmen, flippt Chris aus und brüllt sie an, dass er Brower hier raus bringen würde. Schnell aber schlägt sein Wutanfall in Verzweiflung um, als er am Boden liegend in Tränen ausbricht.

Kapitel 28 – 30 (Zurück)

Schließlich müssen die Vier einsehen, dass es ihnen unmöglich sein wird, Ray Brower mitzunehmen und sie brechen recht kleinlaut zum Rückweg auf.

Schon damals ist Gordon klar, dass zwei Dinge mit der Leiche nicht so sind, wie sie hätten sein sollen: Erstens ist Ray keineswegs so verletzt, wie man das nach einem Zusammenstoß mit einem Zug hatte erwarten müssen. Bedeutet dies, dass er nur gestreift wurde und noch stundenlang herumlag, bis er vor Angst starb? Zweitens: Ray war zum Blaubeerpflücken aufgebrochen, doch wo ist jetzt sein Eimer? Bis ins Erwachsenenalter verfolgt Gordon dieser mysteriös abhanden gekommene Behälter, und des Öfteren muss er sich des Drangs erwehren, einfach in seinen Wagen zu steigen und nach ihm zu suchen.

Die Freunde wandern die ganze Nacht durch zurück und kommen gegen fünf in Castle Rock an. Der Rückweg ist ein fast schon willkommener Antiklimax: keine Probleme bei der Bahnbrücke, kein Chopper auf der Deponie, keine Fanfaren, als sie ankommen, denn die Stadt schläft noch. Vern und Teddy wollen nur heim und trennen sich am Baumhaus von den anderen.

Nur Chris scheint klar zu schein, dass jetzt etwas mehr zu Ende ist als nur ihre kleine Expedition, denn schon wieder denkt er darüber nach, wie es sein wird, wenn Gordon und er sich einst auseinander gelebt haben, wie es seiner Ansicht nach zwangsläufig wird kommen müssen. Doch Gordon macht einen auf cool, als auch sie sich verabschieden.

Wieder zurück fragt seine Mutter eher desinteressiert, was er angestellt habe – und es dauert nur wenige Minuten, bis sie schon wieder nur über Danny spricht: Sein Zimmer ist immer leer, egal, wie oft sie hineinschaut.

Kapitel 31 + 32 (Die Rache der Schläger)

Tatsächlich erfahren sämtliche Eltern nie, was ihre Kinder in jenem Sommer getan haben. Das liegt auch daran, dass die Eltern untereinander kaum Kontakt haben. Erstaunlicherweise schweigt auch Milo Pressman. Ace Merrill indes macht einen anonymen Anruf bei der Polizei, sodass Ray Brower schließlich gefunden wird.

Ace kriegt seine Rache

Doch noch ist es nicht zu Ende: Ace hat noch eine Rechnung offen. Gordon erwischt es mitten auf der Straße. Ace fängt ihn mit ein paar Kumpeln ab und verprügelt ihn brutal. Ein Knie in den Schritt und zwei Faustschläge ins Gesicht machen ihn fertig, Gordons Auge schwillt zu, seine Nase bricht – dann erst greift ein Erwachsener ein und droht mit der Polizei. Aber immerhin kann Gordon sich an einem Jungen namens Fuzzy rächen, indem er ihn beißt – der Lohn sind zwei gebrochene Finger, als Ace ihm auf die Hand tritt.

Gordon ist überrascht, als seine Eltern zu Hause auf sein Dilemma reagieren und ihn ausfragen. Aber Gordon steht unter Schock und gibt keine Namen preis. Sie bringen ihn zum Arzt, der Gordon nach der Behandlung ebenfalls ausfragt und sofort seine Lügen durchschaut. Der Arzt kann nicht begreifen, warum Gordon die Schläger in Schutz nimmt, kann ihm aber nichts entlocken.

Chris' Bruder bricht ihm den Arm so schlimm, dass sein Ellbogen genagelt werden muss. Chris behauptet, eine Treppe heruntergefallen zu sein, was ihm auch niemand abnimmt. In seinem Fall kommt sogar die Polizei, bleibt aber machtlos.

Auch Vern wird von seinem Bruder geschlagen – mit einem Ofenrohr prügelt er ihn bewusstlos. Teddy kommt glimpflich davon, da er den Schlägern leid tut, nachdem seine Brille zerbrochen ist.

Die schönen Zeiten im Baumhaus sind vorbei, als neue Gesichter dort auftauchen und Chris und Gordon immer seltener hingehen – bald ist es soweit, dass Vern und Teddy nur noch Typen für sie sind, denen man auf dem Gang flüchtig zunickt.

Kapitel 33 + 34 (Was aus den Jungen wurde)

Vern verliert 1966 bei einem Wohnungsbrand nach einer Party das Leben. Teddy stirbt Anfang der 70er Jahre bei einem Autounfall, bei dem Alkohol und Drogen im Spiel sind und bei dem er mehrere Freunde mit in den Tod reißt. Er war ein gebrochener Mann, da er freilich bei jeder Musterung durchgefallen war und wegen seiner Brille und seinem Hörgerät nicht zur Armee konnte.

Chris schrieb sich für College-Fächer ein, wurde jedoch nur verächtlich beäugt und konnte sich schon allein wegen seiner Kleidung nicht einordnen. Aber Chris wollte nicht aufgeben, auch wenn er daheim Prügel bekam, weil er sich laut seinem Vater für etwas Besseres hiel. Es war Gordon, der ihm Nachhilfe gab und zu ihm stand. Und Chris musste ganz von vorne anfangen, da er bislang keinerlei Ehrgeiz gehabt hatte. Tatsächlich schaffte er die Abschlussprüfung und durfte an die Uni, wo er Rechtswissenschaften studierte.

Chris und Gordon blieben Freunde bis Ende 1971. Chris mischte sich in einen Streit zweier Fremder ein und bekam ein Messer in die Kehle – sein Mörder war ein eben erst aus Shawshank entlassener Häftling.

Doch Gordon lebt noch und wird Schriftsteller, ist verheiratet und hat drei Kinder – ein im Gegensatz zu seinen Freunden absurd positives Leben. Ace Merrill lebt noch, doch er ist ein anderer: Er ist fett geworden und erkennt Gordon auf der Straße gar nicht mehr.

Gordon schaut sich in Castle Rock um und denkt sich: "Der Fluss ist noch da. Ich auch."


V E Artikel über Die Leiche
NovellePenguin-AusgabeFilmNovellensammlungInhaltsangabeRezensionen (Original-Novelle, Penguin Readers-Ausgabe)Klappentexte • Coverpage
Charaktere: Gordon Lachance - Teddy Duchamp - Chris Chambers - Vern Tessio - Ray Brower - Ace Merrill
Schauplätze: Castle Rock
Sonstiges: Die Rache von Schmalzarsch Hogan, Hurenstadt, 1960
V E Inhaltsangaben zu Frühling, Sommer, Herbst und Tod
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