Mein hübsches Pony: Rezension
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Stephen Kings Kurzgeschichte Mein hübsches Pony gehört zu den Geschichten (Die Meerenge ist ein weiteres Beispiel), bei denen man bitte vor Ehrfurcht zu erstarren hat. Pony wurde mit den Werken Hemingways und Bradburys verglichen und in verschiedenen, teils horrend teuren Einzelauflagen publiziert, obwohl die Geschichte in der gebundenen Ausgabe von Alpträume gerade einmal 24 Seiten lang ist.
So sitzt man also da, hat im Hinterkopf ein kleines Männchen namens "Kulturkenner", das einem ständig einflüstert: Genial, große Literatur, ergötze dich an jedem Wort, während man sich Zeile um Zeile denkt: "Was is'n das für'n Schmarrn?" Das Männchen will gewinnen, weil man sonst ein Banause ist – aber der gesunde Menschenverstand behält dann doch die Oberhand.
George Banning erklärt seinem Enkel Clive das Wesen der Zeit. Okay, warum nicht. Er kommt zu der Feststellung, dass die Zeit manchmal langsamer, manchmal schneller zu vergehen scheint. Man hofft, dass das noch nicht die Erkenntnis der Geschichte ist, weil man das selbst schon mal vage irgendwo gehört hat. Das dachte sich King wohl auch, weswegen er die kulturelle Trumpfkarte zieht und die echte Zeit als "Mein hübsches Pony" bezeichnet. Toll: Diesen Vergleich kapiert niemand, was sofort dazu führt, dass man – um nicht zugeben zu müssen, dass man ihn nicht versteht – den Text in den literarischen Himmel hebt.
Nun liest man selbst den Text und kommt zu der Stelle mit diesem Vergleich. Das Männchen im Hinterkopf: Boah, super, was für eine gelungene Metapher! Man selbst: "Hä?"
Fazit: Unglaublich große Literatur unübertrefflichen Tiefgangs. Daher: Gähn, stöhn, vorausblätter, wann ist's endlich vorbei, weitergähn, einschlaf, hochschreck, Tadel vom Kulturmännchen kassier, weiterles, mein hübsches Pony nicht kapier, endlich fertig sei.
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